Kar- und Ostertage 2020
ein wahrhaft besonderes Osterfest
Schüttelt den Staub von den Füßen
5. Ostersonntag, 10. Mai 2020
Wir haben beschlossen, heute die Zeit unserer Impulse zu beenden. Wir machen einen Schnitt, weil Gottesdienste nun wieder erlaubt sind. Herzlichen Dank an alle, die uns so regelmäßig begleitet haben, indem sie die Seiten aufgerufen haben. Danke auch für die vielen guten Rückmeldungen. Es hat gut getan, sich vorzustellen, wie wir als virtuelle Gemeinde verbunden sind.
Wenn ich die Zeit seit Beginn des Lockdown Revue passieren lasse, bilanziere ich: Ich habe:
- alle Gesellschaftsspiele vom obersten Regal geholt, Scrabble und Karten gespielt
- alte Kochrezepte reaktiviert, neue ausprobiert
- über 400 Dias eingescannt und damit einen Ausflug in meine Kindheit und die meiner Töchter unternommen
- Hausgottesdienste gefeiert
- Ausflüge in die Natur gemacht, auch um Fotos zu machen
- regelmäßige Telefonate mit der Familie geführt
- auf dem Kindle mehrere Krimis gelesen
- jeden Abend um 20 Uhr vor dem Fernseher gesessen, um mitzubekommen, wie die Pandemie sich entwickelt
- und fast jeden Tag einen Impuls geschrieben.
Die Impulse haben mich an die Zeit erinnert, als ich 2009 im Amosprozess für das Begleitheft geschrieben habe oder auch im "blog".
Bibelgarten Steingaden
Foto: Marieluise Gallinat-Schneider
Es hat Spaß gemacht und war für mich eine gute Form der Verarbeitung. Ich glaube, es hat mir sehr geholfen, wenn ich mich zu eingesperrt gefühlt habe. Es war für mich wie eine Art religiöses Tagebuch.
Ich habe mich mit den Tagestexten der Liturgie auseinandergesetzt, ich habe mir Dinge von der Seele geschrieben, die mich geärgert oder besorgt gestimmt haben. Ich habe viele Fotos durchgeschaut, da ich manchmal nicht sofort Ideen im Kopf hatte, welches Bild zu den Bibeltexten oder Gedanken passt.
Und nun? Nun sind Gottesdienste wieder erlaubt, zwar sehr eingeschränkt und reduziert, ohne Gesang, aber die Menschen können wieder in die Kirche.
Gestern beim ökumenischen Auftakt in Bruchsal hatte ich den Eindruck, viele Menschen sehnen sich jetzt nach Gemeinschaft, nach Begegnung, aber auch nach Worten des Zuspruchs, die nicht digital sondern ganz real gegeben werden.
Von daher glaube ich, wir brauchen eine neue Form der Verkündigung. Wir brauchen authentische Worte, Trost, Beistand. Wir brauchen Gebete und Predigten, die aus dem Herzen kommen, vor allem bei der sonst so reduzierten Liturgie.
Was bedeutet das für mich als Seelsorgerin? Bin ich bereit, gewohnte Pfade zu verlassen? Nehme ich nur mein bekanntes und vertrautes Rüstzeug mit auf den Weg? Habe ich Sicherheiten im Gepäck oder kann ich mich auf das einlassen, was mich erwartet?
Marieluise Gallinat-Schneider
Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel! Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe! Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel! Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, erkundigt euch, wer es wert ist, euch aufzunehmen; bei ihm bleibt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn ihr in ein Haus kommt, dann entbietet ihm den Gruß. Wenn das Haus es wert ist, soll euer Friede bei ihm einkehren. Wenn das Haus es aber nicht wert ist, dann soll euer Friede zu euch zurückkehren. Und wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, geht weg aus jenem Haus oder aus jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen!
Evangelium nach Matthäus 10, 5-14