Kar- und Ostertage 2020
ein wahrhaft besonderes Osterfest
Blick auf die Frisuren
Freitag, 24. April 2020
Ein typisches Gespräch unter Frauen in der Coronakrise:
- Wie sehen meine Haare aus?
- Wann machen die Friseure wieder auf?
Und dann die Feststellung: der neue Traumberuf ist Politikerin oder Moderator! Die dürfen in die Maske. Und sogar die, die jetzt in Talkshows gehen, um interviewt zu werden, bekommen die Haare gemacht.
Foto: Jörg Sieger
Es erfüllt mich mit Neid, Politikerinnen oder Moderatorinnen meines Alters zu sehen, die mit korrekt gekürzten Haaren und ohne Ansatz vom Fernsehbildschirm lächeln.
Ich muss an George Orwells Film Animal Farm denken: "All animals are equal, but some animals are more equal than others", manche sind eben gleicher als andere, so heißt es dort.
Ich glaube, es würde momentan die Glaubwürdigkeit erhöhen, wenn diejenigen, die den Friseursalons untersagt haben, zu öffnen, mit grauen Haaren und herausgewachsenen Stufen vor die Kamera treten würden, um zu verdeutlichen, dass die Slogans, die nun allabendlich über den Bildschirm flimmern und mir weismachen: "Wir halten zusammen" auch von ihrer Seite aus so gemeint sind.
Wenn Verzicht gefordert ist und Zusammenhalt, so leuchtet das mehr ein, wenn ich spüre: Alle leisten dazu ihren Beitrag.
Da richtet sich der Blick aus der Dreizimmerwohnung, die mit einer mehrköpfigen Familie bewohnt wird, auf die Politiker, die erklären, "wir bleiben zu Hause" und gleichzeitig Spielplätze schließen. Es ist leicht, solche Anordnungen zu erlassen aus dem Penthouse, der schicken geräumigen Altstadtwohnung oder dem Eigenheim. Da gibt es einen Garten, in dem die Kinder bei dem tollen Frühlingswetter spielen können und ihrem Bewegungsdrang nachgehen dürfen. So sind innerfamiliäre Konflikte leichter auszuhalten.
Angesichts der Bedrohung, die eine Pandemie bedeutet, sind Frisuren sicherlich ein marginales Problem. Aber sie machen deutlich, dass Verbote nicht für alle gelten. Die Glaubwürdigkeit derjenigen, die sie erlassen, wird geringer, wenn wir spüren, dass diese Personengruppe nicht zu den Leidtragenden in der Umsetzung zählt.
In einer Krise ist es besonders wichtig, dass nach außen deutlich wird, das alle im Land zusammenhalten und die Beschränkungen einhalten.
Eines der Erfolgsrezepte der Urgemeinden war sicherlich, dass soziales Gefälle ausgeglichen wurde, dass der Zusammenhalt gut war und viele bereit waren, miteinander zu teilen. Dadurch hatten die Gemeinden ebenso Zulauf wie durch ihre Botschaft von Jesus.
Marieluise Gallinat-Schneider
Alle wurden von Furcht ergriffen; und durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. Und alle, die glaubten, waren an demselben Ort und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und teilten davon allen zu, jedem so viel, wie er nötig hatte. Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens. Sie lobten Gott und fanden Gunst beim ganzen Volk. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.
Apostelgeschichte 2,43-47