Kar- und Ostertage 2020

ein wahrhaft besonderes Osterfest


Erarbeitetes Geschenk

2. Sonntag der Osterzeit, 19. April 2020

"Den schönsten Tag in meinem Leben,
hat mir der liebe Gott gegeben."

Diesen Satz hat mein Vater zu seiner Erstkommunion gelernt. So hat man bei uns, als ich das erste Mal zur Kommunion ging, nicht mehr gesprochen. Aber in der Sache hatte sich kaum etwas geändert. Es gab eine Prozession mit Stadtkapelle und allen Glocken, es gab unzählige Geschenke und den Besuch von allen möglichen Verwandten.

Kommunionkerze

Foto: Roland Sand

Zwei Jahre später, bei meiner Schwester, gab es dann schon eine ausgedehnte Vorbereitungszeit mit Kleingruppen und riesigem Programm. Während wir noch einfach in der Bank saßen, wurden jetzt alle Kinder irgendwie beteiligt. Und es gab erstmals eine Orff-Gruppe.

Wenige Jahre später ereignete es sich dann, dass eines der Kommunionkinder so in den Aktivitäten aufging und so darauf fixiert war, seinen Einsatz in der Orff-Gruppe nicht zu verpassen, dass es ganz vergaß die Kommunion zu empfangen.

Als ich in den 80er-Jahren mein Gemeindepraktikum in St. Franziskus in Pforzheim absolvierte, bezeichnete der damalige Dekan Theo Ullrich den Erstkommunion­gottesdienst als

"die eucharistiefeindlichste Messe im ganzen Jahr."

Ich verstehe ihn - je älter ich werde - immer besser. Der Aufwand, mit dem in vielen Gemeinden Erstkommunionvorbereitung betrieben wird, ist ungeheuerlich. Da werden "Tischmütter" gesucht, die nach ausgeklügelten katechetischen Unterlagen den Kindern über Freundschaft und Gemeinschaft bis hin zur Bedeutung von sozialem Verhalten alles Mögliche nahebringen. Da gibt es "Großgruppen" und "Kleingruppen", "Aktionstage" und ein Terminheft, das viele Kinder-Kalender zum Bersten bringt.

Damit die Kinder darüber hinaus auch noch in die Gottesdienste gehen, erlebt man nicht selten richtiggehende Stempelkarten, auf denen man sich am Ende eines Gottesdienstes mit Unterschrift bestätigen lassen muss, dass man auch wirklich anwesend war. In einer Gemeinde habe ich sogar gesehen, wie auf solch einer Karte stand, dass man nach zehn Gottesdiensten, an denen man teilgenommen hatte, ein "Geschenk" bekäme.

Ein Geschenk erhalte ich geschenkt. Für eine Leistung erhalte ich meinen Lohn!

Was wird Kindern hier denn nahegebracht? Ich bekomme etwas geschenkt, muss es mir zuvor aber erarbeiten? Sollen Kinder von der Vorbereitung auf die Begegnung mit Gott im Sakrament genau das mitnehmen? Gottes Liebe bekommen wir geschenkt, wenn wir zuvor unsere Leistung erbracht haben?

Ja, letztlich wird Kindern genau das beigebracht. Und es wurde Menschen zu allen Zeiten eingetrichtert. Die Gnade Gottes, die uns, wie Paulus nicht müde wird zu betonen, geschenkt wird, manifestiert sich in den Sakramenten, die die Menschen aber in reiner Pflichterfüllung zu empfangen haben. Aus Gottes Dienst an den Menschen wurde ein Dienst der Menschen, den sie zur Erfüllung ihrer Sonntagspflicht zu leisten hatten.

Wie konnte man die neutestamentliche Botschaft so pervertieren?

Vielerorts versucht man mittlerweile Kindern den sonntäglichen Gottesdienst gleichsam zu versüßen, indem er in schöner Regelmäßigkeit als Event zelebriert wird. Da gibt es dann Hüpfburgen und kindgerechte Anspiele von Robin Hood bis Harry Potter, bei denen ich mir nicht immer sicher bin, ob in der Kürze der Zeit ein substantieller Unterschied zwischen Roman, Märchen und Evangelium wirklich vermittelt werden kann. Aber weder dies noch die meist inhaltsleeren Liedchen bereiten mir wirklich Kopfzerbrechen. Sorgen mache ich mir bei der Beobachtung, dass diese Events zwar gerne angenommen werden, der "normale" Sonntagsgottesdienst dafür aber immer mehr ausblutet. Ich habe immer die These vertreten: Wenn wir es nicht fertigbringen, den ganz einfachen Sonntagsgottesdienst so zu gestalten, dass sich Kinder darin wohlfühlen, dann werden wir keine Zukunft haben. Mit Events retten wir sie nicht.

In diesem Jahr ist alles anders. Die Erstkommunionen finden jetzt erst einmal nicht statt. Es gibt heute und an den nächsten Sonntagen keine großen Inszenierungen, kein Blitzlichtgewitter und keine Platzkonzerte.

Es wäre die Gelegenheit, den Ausfall der Gottesdienste als Anlass zu nehmen, unsere Art zu feiern einmal grundsätzlich zu hinterfragen und sich neu auf den Wesenskern auch der Erstkommunion zu besinnen. Ich fürchte, es wird kaum irgendwo geschehen. Die Erstkommunionfeiern werden wohl einfach nur auf einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr verschoben.

Immer wieder hört man dieser Tage den Satz:

"Nach Corona wird nichts mehr so sein wie zuvor!"

Ich fürchte für unsere Erstkommunionen wird das nicht gelten. Nicht alles wird sich ändern und manches ändert sich wohl nie.

Jörg Sieger

Was sollen wir nun dazu sagen? Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Gott ist es, der gerecht macht. Wer kann sie verurteilen? Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: Der auferweckt worden ist, er sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein. Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: Um deinetwillen sind wir den ganzen Tag dem Tod ausgesetzt; wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat. Doch in alldem tragen wir einen glänzenden Sieg davon durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom 8,31-39