Kar- und Ostertage 2020

ein wahrhaft besonderes Osterfest


Die Hand auf der Schulter

Sonntag, 22. März 2020 - 4. Fastensonntag

Meine erste Trauerfeier nach den Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus hat mich geschockt. Ich war seitens des Friedhofsamts zwar informiert worden, dass nur die engsten Angehörigen in großem Abstand in die Halle zugelassen sind, aber zu sehen, wie Menschen in ihrer Trauer, mit ihren Tränen alleine da sitzen, ohne die Hand gehalten zu bekommen, ohne Umarmung durch Angehörige, das tat mir weh. Wir Menschen sehnen uns nach Nähe, nach Berührung, gerade wenn wir traurig sind.

Vielleicht kann es ein ganz klitzekleiner Trost sein, sich an die Worte aus Psalm 139 zu halten, in denen der Verfasser verkündet:

HERR, du hast mich erforscht und kennst mich.
Ob ich sitze oder stehe, du kennst es.
Du durchschaust meine Gedanken von fern.
Ob ich gehe oder ruhe, du hast es gemessen.
Du bist vertraut mit all meinen Wegen.
Ja, noch nicht ist das Wort auf meiner Zunge,
siehe, HERR, da hast du es schon völlig erkannt.
Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen,
hast auf mich deine Hand gelegt.

Diese Hand bleibt auf unserer Schulter liegen, auch wenn die real spürbaren Hände nun dorthin nicht mehr fassen dürfen.

Ich wünsche allen Trauernden, Einsamen, allen die von ihren Ängsten übermannt werden, denen die aufgrund ihres Alters oder als Risikopatienten keinen Besuch mehr bekommen können, diese Zusage, wir sind gehalten in Gottes Hand, auch in dieser Krise, in der keine andere Hand mehr zu spüren ist.

In diesem Vertrauen wünsche ich allen Gottes Segen in dieser Zeit

Marieluise Gallinat-Schneider