Kar- und Ostertage 2020

ein wahrhaft besonderes Osterfest


Mein verlornes Zutraun bringe ich vor Dich

Dienstag, 14. April 2020

Krise als Chance?

Nein, ich kann diese Aussage nicht leiden, ich finde es furchtbar, wenn Menschen immer das Gute sehen wollen, selbst wenn ich nichts Positives sehe.

Was jedoch sicher richtig ist: Krisen können unsere Fähigkeiten stärken. Wenn Menschen auf sich gestellt sind, selber handeln müssen, schaffen sie Dinge, die sie vorher nicht für möglich hielten.

Haben Sie auch Corona-Projekte in Angriff genommen?

Dadurch, dass wir zu Hause bleiben, gibt es interessante Projekte, für die sonst keine Zeit ist.

Die Baumärkte sind voll, da wird zu Hause renoviert, da wird endlich die Bank auf dem Balkon abgeschliffen und neu lackiert, da wird jeden Tag gekocht, weil mehr Zeit ist und die Restaurants geschlossen sind. Es werden neue Rezepte ausprobiert, alte hervorgekramt und tolles Essen gekocht. Es wird Eis selber gemacht und - nicht zu vergessen - in Deutschland gibt es ja kaum mehr Hefe zu kaufen: Es wird selbst gebacken, Kuchen und Brot!

Wir wagen uns nicht nur an Dinge, für die sonst die Zeit fehlt, sondern trauen uns auch, neue Sachen auszuprobieren. Dabei fällt es schwer, zu sagen, ich probiere das jetzt mal aus. Das erinnert mich an die 3. Strophe des Liedes "Meine engen Grenzen":

"Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit
bringe ich vor dich.
Wandle sie in Wärme, Herr, erbarme dich."

Es ist schön, wenn wir das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten neu entdecken lernen.

Und es gibt überraschende Fähigkeiten! Oft trauen wir uns selbst nichts zu. Oft erleben wir auch, dass andere Menschen uns nichts zutrauen, so dass es schwierig ist, unsere Talente zu entfalten. Gott jedoch hat uns mit vielem ausgestattet, er traut uns vieles zu.

Ich habe den Eltern der Kommunionkinder und Familien aus den Gemeinden mit Hilfe von Material Andachten für die Zeit von Palmsonntag bis Karsamstag zusammengestellt, damit sie zu Hause Gottesdienste feiern können. Ich habe um Rückmeldungen und Fotos von den häuslichen Feiern gebeten. Es war toll zu sehen, wie kreativ die Familien waren und wie die Vorschläge umgesetzt wurden.

Es ist wie in den Urgemeinden, es ist eine Zeit der Hauskirche angebrochen. Menschen feiern ihren Glauben und nehmen es selbst in die Hand!

"Ob nun ich verkündige oder die anderen: das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt." (1 Kor 15,11)

Wir alle können diesen Glauben verkünden, können ihn leben. Wir können von der Botschaft berichten, können vermitteln, was Jesus uns vorgelebt hat. Wir sind mündig. Oft und viel wurde über Basisgemeinden, kleine christliche Gemeinschaften, als Zukunft von Kirche diskutiert. Jetzt lernen Christinnen und Christen, dass sie Fähigkeiten haben, ihren Glauben auch zu Hause zu leben.

Ich hoffe, wenn die Normalität wieder da ist, wird es weiterhin Zutrauen in eigene Fähigkeiten geben und dies nicht der Ängstlichkeit weichen. Ich denke, wir können als mündige Gläubige zeigen, wie wir Kirche leben können. Das täte dem Gesicht der Institution Kirche gut.

Gott hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen, als seine geliebten Söhne und Töchter. Und er hat damit in uns Talente gelegt, auf die wir zurückgreifen können, nicht nur in Krisenzeiten.

Marieluise Gallinat-Schneider

HERR, unser Herr,
wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde,
der du deine Hoheit gebreitet hast über den Himmel.
Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du ein Bollwerk errichtet
wegen deiner Gegner,
um zum Einhalten zu bringen Feind und Rächer.
Seh ich deine Himmel, die Werke deiner Finger,
Mond und Sterne, die du befestigt:
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst,
des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,
du hast ihn gekrönt mit Pracht und Herrlichkeit.
Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über die Werke deiner Hände,
alles hast du gelegt unter seine Füße:
Schafe und Rinder, sie alle
und auch die wilden Tiere,
die Vögel des Himmels und die Fische im Meer,
was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.
HERR, unser Herr,
wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!

Psalm 8