Kar- und Ostertage 2020
ein wahrhaft besonderes Osterfest
Quarantäne
Dienstag, 31. März 2020
"Bei einem Corona-Verdacht wird der Zustand der betroffenen Person in der Regel für 14 Tage beobachtet. Der Grund dafür ist, dass die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Beginn von Symptomen der Krankheit, nach bisherigem Stand so lange dauert."
So informiert das ZDF über die häusliche Quarantäne. Nach 14 Tagen ist es in der Regel vorbei. Und das ist kurz. Denn vom Wort her hat Quarantäne einen sehr viel längeren Zeitraum im Blick. Das italienische Wort 'quarantena', das hinter unserem Begriff steht, bedeutet nämlich eigentlich so viel wie '40 Tage'.
Diese 40 Tage mussten Schiffe, die aus verseuchten Gebieten kamen, etwa seit dem 14. Jahrhundert zur Vorbeugung gegen das Einschleppen von Krankheiten an einem gesonderten Liegeplatz verbleiben. Den aus dem Italienischen stammenden Namen bekam diese Praxis deshalb, weil dieser Brauch erstmals in Mittelmeerhäfen praktiziert wurde.
Foto: Jörg Sieger
Auf die Zahl 40 kam man allerdings nicht aus medizinischen Gründen. Dafür war wohl die Bibel die eigentliche Ursache. Dass diese Zahl in einer Fülle von biblischen Texten eine Bedeutung hat, kommt nicht von ungefähr. Die Zahl 40 gehört zu den wichtigen Symbolzahlen. Ihr Symbolgehalt geht dabei nicht etwa auf göttliche Offenbarung zurück, sondern hat wiederum einen Hintergrund, der nicht einmal etwas mit der Bibel zu tun hat. Seinen Ursprung hat diese Bedeutung in der Astronomie.
Die Beobachtung des Nachthimmels gehört zu den ältesten Wissenschaften der Menschheit. Die Astronomen und Sterndeuter gehörten schon sehr früh zu allen Hochkulturen dazu. Und manche Gestirnsformationen fanden in den unterschiedlichsten Kulturen Beachtung. So sind die Sterne, die die Griechen mit der Bezeichnung Plejaden versahen, beispielsweise auch auf der Himmelsscheibe von Nebra dargestellt.
Sehr früh hatte man bereits beobachtet, dass die Plejaden regelmäßig hinter der Sonne verschwinden. Sie werden dabei genau 40 Tage von ihr verdeckt. Bei den Babyloniern wird diese Zahl für die Fluchtzeit der Plejaden von daher eine magische Zahl. Sie wird zur Zahl der Flucht - später dann auch zur Zahl der Erwartung und der Vorbereitung. Vermittelt über babylonische Texte und das babylonische Exil der Israeliten findet diese Symbolzahl dann auch ihren Eingang in die Bibel.
So erklärt es sich, dass Noah nach 40 Tagen das Fenster der Arche öffnet (Gen 8,6). 40 Jahre dauerte die Wüstenwanderung des Volkes Israel. Und Mose verbrachte 40 Tage und 40 Nächte auf dem Gottesberg (Ex 24,18). Es ist auf diesem Hintergrund nicht verwunderlich, dass im Neuen Testament Jesus dann auch 40 Tage in der Wüste fastet.
In den 40 Tagen der Österlichen Bußzeit lebt die alte biblische Symbolik bis heute fort. Und sie lebt letztlich auch in jenem Begriff, der in diesen Tagen so häufig Verwendung findet: Quarantäne. Gottlob sind es für die meisten, die sich heute in sie begeben müssen, keine 40 Tage mehr. Gottlob ist für die allermeisten nach zwei Wochen bereits alles wieder vorbei ...
Jörg Sieger
Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel versucht werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.
(Evangelium nach Matthäus 4,1-4)