Kar- und Ostertage 2020
ein wahrhaft besonderes Osterfest
Jesus, erzähl uns von Gott
2. Sonntag der Osterzeit, 19. April 2020
Heute ist der Weiße Sonntag, der Sonntag, dessen Name auf einen Brauch der Urkirche verweist. Die ersten Christen wurden als Erwachsene in der Osternacht getauft und waren dadurch vollwertige Mitglieder ihrer Gemeinde. Sie zogen ihre alte Kleidung aus und bekamen mit der Taufe ein weißes Gewand übergestreift.
Im Galaterbrief sagt Paulus:
"Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen." (Gal 3, 27)
Der 12-jährige Jesus im Tempel,
Station beim Bruchsaler Feldkirchle
Foto: Sophie-Catherine Schneider
Dieses weiße Gewand wurde bis zum Sonntag nach Ostern, dem weißen Sonntag, getragen und dann gegen die Alltagskleidung getauscht. Heute ziehen an vielen Orten die Kommunionkinder an diesem Tag ein weißes Gewand an, sie tragen als Erinnerung an ihre Taufe bei der ersten Heiligen Kommunion dieses weiße Kleid.
In diesem Jahr muss die Kommunion zumindest am heutigen Tag entfallen und ist verschoben.
Das Bonifatiuswerk legt in jedem Jahr ein Erstkommunionthema fest. 2020 lautet es: "Jesus, erzähl uns von Gott". Es geht um den 12-jährigen Jesus im Tempel.
Wir haben versucht, in der Vorbereitung einen Weg zu gehen, bei dem viele Bibelstellen im Mittelpunkt standen. Es ging um Zachäus, um das Weihnachtsevangelium, um die Darstellung im Tempel, um den Abendmahlsbericht, aber auch alttestamentliche Stellen, die in die Welt von Abraham und Josef entführten.
Das Zentrum war Jesus, der im Tempel mit Schriftgelehrten die Heilige Schrift seiner Zeit, die Thora liest und auslegt. Mit 12 Jahren erstaunt er die Menschen mit seiner Theologie. Er erfreute die Schriftgelehrten durch die seiner Kenntnis und seinen Antworten.
Seine Eltern jedoch hat er in Angst und Schrecken versetzt. Stellen Sie sich mal vor, Sie würden heute mit ihrem Kind zu einem großen Feiertag, Weihnachten oder Ostern, zu Feierlichkeiten in die Hauptstadt fahren und sind auf dem Rückweg, weil sie sich einer größeren Reisegruppe angeschlossen haben, so dass etwas unübersichtlich ist, wer dabei ist und wer auf wen aufpasst. Dann jedoch merken Sie, Ihr eigenes Kind fehlt! Welch ein Schrecken. Welche Ängste. Unvorstellbar für Eltern! Jede und jeder von uns kann nachvollziehen, was die durchmachen
Und dann finden Maria und Josef ihren Sohn im Tempel. Er sitzt unter Schriftgelehrten, völlig entspannt schwingt er Reden. Da machen alle Mütter und Väter ihrem Kind Vorhaltungen und schimpfen. So auch Maria. Jesus reagiert mit Unverständnis. Er ist im Haus seines Vaters und es ist seine Berufung, dort zu lehren.
Aus der Sicht der Mutter jedoch einfach unmöglich. Da ist der vorpubertäre Sohn, der einfach abhaut, seinen eigenen Weg geht.
Ich mag die Bibelstelle auch unter diesem Aspekt, ich mag sie, weil sie eine alltägliche Situation widerspiegelt. Am Ende geht Jesus gehorsam mit seinen Eltern nach Hause. Von Maria wird ein zweites Mal im Lukasevangelium berichtet, dass sie die Worte im Herzen bewahrt.
Gerade jetzt erleben viele Eltern ihre Überforderung. Sie spüren, dass sie der Situation nicht gewachsen sind. Sie müssen ihrer Arbeit, oft im Homeoffice, gerecht werden oder haben Sorgen und wirtschaftliche Nöte, weil sie keine Arbeit haben und ihre Existenz gefährdet ist. Dann sind da die Kinder, halbwüchsig, die Wiederworte geben, die meinen, ihr eigenes Ding machen zu können.
Ich hoffe, dass uns die Situation nicht entgleist. Virologen kümmern sich um die Eindämmung der Epidemie, aber nicht um die psychischen Folgen der Krise. Ich hoffe, dass nicht bei vielen Familien der Haussegen so schief hängt, dass er nicht mehr zu reparieren ist. Ich hoffe, dass es nicht schon zu vielen Gewaltausbrüchen und Konflikten gekommen ist.
Marieluise Gallinat-Schneider
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm. Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen
(Evangelium nach Lukas 2,41-52)