Kar- und Ostertage 2020

ein wahrhaft besonderes Osterfest


Alltägliche Rituale

3. Sonntag der Osterzeit, 26. April 2020

Das Evangelium des 3. Sonntags nach Ostern entführt uns in eine scheinbare Idylle am See Genezareth, dorthin wo die Heimat der Jünger war, die zum engsten Kreis von Jesus gehörten. Sie gingen ihrer Tätigkeit als Fischer nach.

Wenn wir uns die Situation vorstellen, so ist es erstaunlich, wie normal alles klingt. Die Szene scheint ganz alltäglich zu sein. Wir müssen uns dabei vor Augen halten, dass wir uns in der Zeit kurz nach Ostern befinden. Die Freunde von Jesus standen noch ganz unter dem Eindruck der Ereignisse in Jerusalem. Sie hatten miterlebt, dass Jesus am Kreuz gestorben ist.

Und was tun sie daraufhin? Sie gehen ihrem Beruf nach, sie fischen am See von Tiberias.

Hier in diesem Bibeltext bei Johannes wird nicht von Angst berichtet, nicht davon, dass sich die Freunde verstecken. Sie sind zurückgekehrt aus Jerusalem. Sie sind dort zu finden, wo sie wohnen. Sie gehen einer geregelten Tätigkeit nach.

Wenn wir sonst an die nachösterlichen Berichte denken, fällt uns ein, dass die Jünger sich vor Furcht hinter verschlossenen Türen verkrochen haben.

Im ersten Augenblick mag es verwundern, dass es hier um etwas ganz anderes geht. Aber dann erinnere ich mich daran, wie oft ich erlebt habe, dass Menschen in schwierigen Situationen, wenn ihr Leben zu entgleisen droht, alltägliche Handlungen vornehmen. Manchmal sind wir mit scheinbar sinnlosen Tätigkeiten beschäftigt, um uns abzulenken. Das tut dann gut.

In der Trauer kann Putzen, Waschen, Spülen und Bügeln ein hilfreiches Ventil sein, um das Leid nicht zu nah an sich heran zu lassen, daran nicht zu zerbrechen.

Im Moment ist genau dies, so meine ich, eine Schwierigkeit. Bedingt durch die Kontaktverbote, durch Homeoffice, geschlossene Schulen und Kitas fehlt uns die Normalität. Der Alltag gestaltet sich anders, es fehlen die Routinen. Morgens aufzustehen, Frühstück für sich und vielleicht auch eine Familie zu richten, arbeiten zu gehen, Hobbies zu haben, all das macht unser Leben aus. Nun aber sind diese Dinge weggebrochen, so dass manchen Menschen der Halt fehlt.

Meeresfrüchte

Essen - alltägliches Ritual

Foto: Jörg Sieger

Jesus erkennt genau dies. Er weiß um das Bedürfnis nach einem ganz gewöhnlichen Leben. Er geht dorthin, wo die Freunde das finden. Er gibt den Jüngern in dieser Situation den benötigten Halt.

Er gibt sich ihnen in diesem Alltag zu erkennen. Er fordert die Jünger auf, zu fischen. Das ist das, was sie immer tun. Er offenbart sich ihnen im Mahl. Er bricht das Brot mit ihnen, wie auch in Emmaus.

Hilfreiche Rituale, Normalität, Berufstätigkeit, Alltag, solche Dinge helfen in der Trauerarbeit. Und Trauerarbeit hatten die Jüngerinnen und Jünger sicherlich zu leisten.

Marieluise Gallinat-Schneider

In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tibérias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Dídymus, Natánaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot – sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

Evangelium nach Johannes 21,1-14