Interkulturelle Kompetenz
Herausforderung für unsere Gesellschaft
Umgang mit Tieren
- Hund im Judentum und im Islam
- Kühe im Hinduismus
- Katzen im alten Ägypten und im heutigen Griechenland
- Meerschweinchen in Peru
- Tiere in China
- Ein Blick auf Deutschland
Hund im Judentum und im Islam
An allen Stellen der Bibel, die sich auf einen Hund beziehen, wird er als unreines und wertloses Tier dargestellt. Dies hängt vermutlich damit zusammen, dass der nicht domestizierte Hund als Aasfresser auffiel. Berührung mit Blut und Totem macht im Judentum aber unrein. ⋅1⋅
In der islamischen Welt wird der Hund differenzierter betrachtet. Je nach Rechtsschule gilt er als rein oder unrein. Manche Rechtschulen halten auch lediglich den Speichel des Hundes für unrein. ⋅2⋅ In weiten Teilen gerade der arabischen Welt gibt es aber deutliche Vorbehalte gegen Hunde, auch wenn sich das Bild derzeit langsam zu verändern scheint.
Kühe im Hinduismus
Dass Kühe in Indien heilig sind, ist weithin bekannt. Die Kuh gilt im Hinduismus als Göttin. In den meisten Teilen Indiens ist es deshalb verboten, Kühe zu schlachten. Zwar hat jede Kuh einen Besitzer, die Tiere laufen aber dennoch frei auf der Straße herum. Nichtsdestoweniger verändert sich aber auch in Indien etwas. Immer mehr Inder sind wenig religiös und essen Steaks nicht wengiger gerne als Mitteleuropäer. Kühe werden deshalb verstärkt gejagt und verschleppt. ⋅3⋅
Katzen im alten Ägypten und im heutigen Griechenland
Im alten Ägypten stand die Katze für die Göttin Bastet und wurde als heilig verehrt. 2018 wurde bei Sakkara ein Gräberfeld entdeckt, in dem man 100 vergoldete Katzenstatuen und mehrere mumifizierte Katzen fand. ⋅4⋅
Im heutigen Griechenland findet sich dann schon fast das andere Extrem. Katzen sind keine Haustiere. Sie leben meist auf der Straße. Viele von ihnen finden nicht genügend zu essen oder sind krank. ⋅5⋅
Meerschweinchen in Peru
Für mitteleuropäische Augen meist kaum vorstellbar sind die Meerschweinchen, die vorwiegend auf den Anden in Wohnungen gehalten werden - als Delikatesse. Sie laufen dort einfach auf dem Boden zwischen den Füßen der Bewohner herum. Ansonsten leben sie in den Bergen, werden auch größer, als wir sie kennen.
Als Ehrengast kostet es so manchen durchaus einiges an Überwindung, wenn nur die Fremden einen solchen Leckerbissen serviert bekommen. Ich hatte allerdings das Glück, dass die aufmerksame Katechista den Braten geschickt in einer großen Tasche verschwinden ließ. ⋅6⋅
Tiere in China
Gleichsam ungläubig blickt der Mitteleuropäer in der Regel auch auf das, was ihn in China erwartet. Ich selbst erlebte, wie Kinder am Sonntag gefärbte Meerschweinschen oder Kätzchen gekauft bekamen, um mit den rosafarbenen oder blauen Wollknäulen zu spielen. Unser Guide erklärte uns, dass das chinesische Wort für Tier sinngemäß so viel wie "sich bewegendes Ding" bedeute.
Dass Hundefleisch ein Festessen ist, erstaunt dann nicht mehr besonders. Dabei muss man sich aber vor Augen halten, dass auch in Deutschland lange Hundefleisch gegessen und dies erst 1986 verboten wurde. ⋅7⋅
Ein Blick auf Deutschland
Der Ehrlichkeit halber muss man allerdings auch einräumen, dass Tiere in unserer Kultur auch sehr ambivalent betrachtet werden. Dies macht schon die Unterscheidung in Nutz- und Haustiere deutlich. Während Haustiere "süß" sind und etwa als Schoßhund verwöhnt werden, werden Nutztiere mehr als oft industriell verwertet, was ihre Aufzucht miteinschließt. Der Aufschrei der Gesellschaft wird lauter, hält sich aber immer noch in Grenzen. Beim Verzehr des Fleisches werden die Qualen der entsprechenden Tiere einfach ausgeblendet.
Und was den Menschen bei uns nicht nützlich ist, wird rasch als Schädling klassifiziert und als solcher bekämpft. Obschon Spinnen eigentlich nützliche Tiere sind, weil sie andere Insekten vertilgen, ekelt sich ein Großteil der Bevölkerung vor ihnen, fürchtet sie sogar. Die wenigsten Spinnen überleben dies dann.
Dr. Jörg Sieger
Anmerkungen