Interkulturelle Kompetenz

Herausforderung für unsere Gesellschaft


Weiter-Button Zurück-Button Undankbare Flüchtlinge

Dies ist ein Beispiel für die Arbeit mit einem sogenannten "kritischen Ereignis". Auf diese Art und Weise kann man gut mit solchen und ähnlichen Vorfällen - auch aus der eigenen Arbeit vor Ort - zum Beispiel in einem Helferkreis in der Flüchtlingsarbeit arbeiten.

Zur Arbeit mit diesem Formular:

  1. Lesen Sie das "kritische Ereignis" und machen Sie sich ihre eigenen Gedanken über die möglichen Gründe.
  2. Blenden Sie die vorgegebenen Möglichkeiten ein und bewerten Sie dieselben mit 1-10.
  3. Blenden Sie die Bemerkungen zu den Möglichkeiten ein und vergleichen Sie die dort angegebene Bewertung mit Ihrem Ergebnis.

Wenn Sie das Formular mehrfach ausfüllen möchten und mit dem "Firefox"-Browser arbeiten, beachten Sie bitte, dass hier die Formulareinträge gespeichert werden. Sie müssen gegebenenfalls "Steuerung-Umschalt-R" ("Control-Shift-R") drücken, um die vorherigen Einträge zu löschen.

Zunächst das "kritische Ereignis":

Mehrere Wochen hatten Ehrenamtliche mit der Herstellung von Sandkästen zugebracht. Dann standen dieselben im ansonsten tristen Innenhof der Gemeinschaftsunterkunft. Endlich sollten die Kinder hier spielen können. Nach kurzer Zeit aber waren die Sandkästen verschwunden. Auf die entrüstete Nachfrage bei den Sozialarbeiterinnen in der Unterkunft zuckten diese nur mit den Schultern. "Die Bewohner wollten sie nicht", war die hilflose Antwort. Über eine halbe Stunde drehte sich die Diskussion im Helferkreis um die Sandkästen. "Wir müssen die Wohnung doch auch sauber machen, wenn Kinder Sand vom Spielen mit nachhause bringen." Und schon war von undankbaren Flüchtlingen die Rede.

Versuchen Sie sich zuerst in die Helfer hineinzudenken, was geht in ihnen vor? Und warum könnten die Bewohner der Unterkunft die Sandkästen abgelehnt haben? Diskutieren Sie die möglichen Gründe - am besten in einer Gruppe - und halten Sie die Ergebnisse fest.

Einige mögliche Gründe finden Sie, wenn Sie auf untenstehendes Icon klicken. Haben Sie andere gefunden? Finden sich hier Möglichkeiten, auf die Sie nicht gekommen sind? Klicken Sie erneut, um die Einblendung wieder zu schließen.

Untersuchen Sie die folgenden Gründe für die Reaktion der Jugendlichen. Stimmen Sie mit Ihren Ergebnissen überein?


Die Menschen wollten nicht, dass ihre Kinder draußen spielen, weil die Temperaturen in Deutschland für sie ungewohnt niedrig sind.

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Das scheint kaum der Grund für die ablehnende Haltung gewesen zu sein. Natürlich ist nichts unmöglich, die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperaturen eine Rolle gespielt haben, ist aber nicht wirklich hoch. Ganz im Gegenteil gehören viele Geflüchtete gesellschaftlichen Kreisen an, in denen Klimaanlagen üblich sind. Im Jahr 2015 wurde häufiger über die sommerlichen Temperaturen in Deutschland geklagt, als dass Geflüchtete aus Syrien es hier als zu kalt empfunden hätten.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 1-3.


Die Bewohner sind von zuhause Teppiche gewohnt. Deshalb waren sie besonders sensibel gegen Verunreinigungen der Wohnungen.

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Dies ist schon eher ein Grund. Andererseits ist man gewohnt, mit Staub umzugehen. Bevor man die Wohnungen betritt, zieht man wie selbstverständlich die Schuhe aus. Und Teppiche in Gemeinschaftsunterkünften sind nicht gerade Standard.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 4-5.


Die Bewohner fühlten sich überfahren, weil die Helfer sich in Erziehungsfragen eingemischt haben, ohne vorher mit ihnen zu sprechen.

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Vor einiger Zeit meinte ein Sozialarbeiter, wir müssten darauf achten, dass wir aus den Gemeinschaftsunterkünften keine "Kitas* für Erwachsene" machen. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bewohner der Einrichtungen regelrecht überfahren würden. Wir mühen uns, weil wir der Meinung sind, die Betroffenen müssten sich doch wirklich darüber freuen und dabei gehen unsere Bemühungen manchmal völlig an ihren Bedürfnissen vorbei. Es dürfte wohl kaum das Moment der Einmischung in Erziehungsfragen gewesen sein, das die Bewohner so ablehnend reagieren ließ. Aber diese Frage müssen sich die Helfer schon gefallen lassen: Hat denn jemand vor dem Arbeitseinsatz die Bewohner tatsächlich gefragt, ob sie überhaupt so etwas wie Sandkästen für die Kinder gebrauchen können und wollen? Immer noch werden die eigentlich Betroffenen viel zu selten mit einbezogen.

(* Kita: Abkürzung für "Kindertagesstätten" oder auch "Kindergarten")

Wahrscheinlichkeit im Bereich 8-10.


Die betreffenden Flüchtlinge sind am Rand der Wüste groß geworden. Sand gilt ihnen als Dreck, in dem man nicht spielt.

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Hier scheint einer der wahrscheinlichsten Gründe verborgen zu sein. Ein Freund, der lange Zeit im Orient gelebt hat, musste lachen, als ich ihm die Geschichte von den Sandkästen erzählte: "Menschen, die am Rande der Wüste groß geworden sind, Sand zum Spielen hinzustellen! Sand ist Dreck, damit spielt man nicht." Vielleicht ist das ganz ähnlich, als würde man unsere Kinder dazu einladen, auf einem Misthaufen zu spielen. Auch hier wird wieder sehr deutlich, dass man genau hinschauen und auch wirklich darauf achten muss, mit wem ich es zu tun habe, wenn ich Menschen wirklich eine Freude machen möchte. Während Kinder aus Serbien sich wahrscheinlich über Sandkästen freuen, wissen Kinder aus Syrien oder Tunesien möglicherweise nichts damit anzufangen.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 9-10.


Die Bewohner wurden mehrfach vor Ansteckungen und Krankheiten in der ungewohnten Umgebung gewarnt. Sie hatten deshalb hygienische Bedenken im Blick auf die Sandkästen.

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Im Zusammenhang mit dem Empfinden, dass Sand eher als Dreck zu bezeichnen ist, beinhaltet dieser Grund durchaus auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Sie ist insgesamt aber dann doch eher weniger hoch.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 3-5.


Die Kinder machten zu viel Lärm beim Spielen.

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Das scheint kaum ein triftiger Grund zu sein. Was die Lautstärke angeht, sind Menschen aus südlicheren Ländern häufig mehr gewohnt als wir. In Ländern, in denen Kinder zahlenmäßig weit stärker das Gesicht der Bevölkerung prägen als bei uns, trifft dies vermutlich noch einmal sehr viel stärker zu.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 1-3.


Versuchen Sie die unterschiedlichen Möglichkeiten zu gewichten. Wie wahrscheinlich ist es, dass einer dieser Gründe zu diesem Ereignis geführt hat? Gewichten Sie die einzelnen Möglichkeiten auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 1 "ganz unwahrscheinlich" und 10 "höchst wahrscheinlich" bedeutet.

Sie können Ihre Ergebnisse in der obenstehenden Tabelle eintragen.

Ein paar Bemerkungen zu diesen Möglichkeiten finden Sie, nach Klick auf den untenstehenden Pfeil-Button. Sie Bemerkungen werden jeweils unter den einzelnen Möglichkeiten angezeigt. Sie finden dort auch eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit für dieses Verhalten. Sind Sie zu einem ähnlichen Schluss gekommen?
Klicken Sie erneut, um die Bemerkungen wieder auszublenden.

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