Interkulturelle Kompetenz

Herausforderung für unsere Gesellschaft


Weiter-Button Zurück-Button Pater Thomas und die LEGO-Steine

Dies ist ein Beispiel für die Arbeit mit einem sogenannten "kritischen Ereignis". Auf diese Art und Weise kann man gut mit solchen und ähnlichen Vorfällen - auch aus der eigenen Arbeit vor Ort - zum Beispiel in einem Helferkreis in der Flüchtlingsarbeit arbeiten.

Zur Arbeit mit diesem Formular:

  1. Lesen Sie das "kritische Ereignis" und machen Sie sich ihre eigenen Gedanken über die möglichen Gründe.
  2. Blenden Sie die vorgegebenen Möglichkeiten ein und bewerten Sie dieselben mit 1-10.
  3. Blenden Sie die Bemerkungen zu den Möglichkeiten ein und vergleichen Sie die dort angegebene Bewertung mit Ihrem Ergebnis.

Wenn Sie das Formular mehrfach ausfüllen möchten und mit dem "Firefox"-Browser arbeiten, beachten Sie bitte, dass hier die Formulareinträge gespeichert werden. Sie müssen gegebenenfalls "Steuerung-Umschalt-R" ("Control-Shift-R") drücken, um die vorherigen Einträge zu löschen.

Zunächst das "kritische Ereignis":

Die Kinder sollten etwas zu spielen haben. Deshalb bekam Pater Thomas für sein Projekt mit muslimischen Jugendlichen im Burj al Luq Luq Community Centre im muslimischen Teil der Jerusalemer Altstadt eine großes Sortiment LEGO-Steine aus Deutschland geschickt. Pater Thomas war davon überzeugt, dass die Kinder gleich loslegen und so wie er in seiner Jugend Häuser und Autos und ganze Städte bauen würden. Umso überraschter war er, dass die Steine völlig ignoriert wurden. "Warum spielt Ihr nicht damit?" fragte er verwundert. "Was sollen wir denn damit?" lautete die Gegenfrage. "Nun, Häuser bauen zum Beispiel!" meinte er und war völlig sprachlos, als einer der Jugendlichen ganz entgeistert antwortete: "Aber Pater Thomas, das können wir nicht!"

Versuchen Sie sich in die Kinder hineinzudenken. Warum konnten Sie mit den LEGO-Steinen wohl nichts anfangen? Was für einen Grund könnte es gegeben haben, die Steine einfach links liegen zu lassen? Diskutieren Sie die möglichen Gründe - am besten in einer Gruppe - und halten Sie die Ergebnisse fest.

Einige mögliche Gründe finden Sie, wenn Sie auf untenstehendes Icon klicken. Haben Sie andere gefunden? Finden sich hier Möglichkeiten, auf die Sie nicht gekommen sind? Klicken Sie erneut, um die Einblendung wieder zu schließen.

Untersuchen Sie die folgenden Gründe für die Reaktion der Jugendlichen. Stimmen Sie mit Ihren Ergebnissen überein?


LEGO-Steine gelten als Inbegriff westlichen Spielzeuges und sind in traditionell arabischen, muslimischen Familien deshalb verpönt.

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Dieser Grund hat keine große Wahrscheinlichkeit. Pater Thomas erzählte, dass ihm das gleiche in einem christlichen Kinderheim in Bethlehem passiert ist. Natürlich ist es da und dort möglich, dass westliches Spielzeug abgelehnt wird. Das dürfte aber die absolute Ausnahme sein - insbesondere, wenn Kinder unter sich sind.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 1-2.


Die Jugendlichen kannten das Spielzeug nicht und konnten deshalb nichts damit anfangen.

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Auch dieser Grund dürfte nicht allzu wahrscheinlich sein. Auch in diesem Kulturkreis sind Kinder in der Regel neugierig.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 1-2.


Die Jugendlichen waren damit überfordert, kreativ tätig zu werden, und hätten eine Anleitung zum Bauen gebraucht.

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Dies ist wohl die wahrscheinlichste Begründung für das Ereignis. Pater Thomas erzählte, dass die Kinder mit großer Begeisterung das nachgebaut haben, was er ihnen vorgebaut hat - mit den gleichen Steinen und mit gleichen Farben. Kreativität muss erlernt werden. In diesem Kulturkreis wird häufig auswendig gelernt. Es gilt "nach zu denken" was andere vorgedacht haben. Gerade auch im Umgang mit dem Koran ist ein kreativer Umgang mit dem Text nicht erwünscht und wird auch nicht gelernt. Hier passt auch die Beobachtung dazu, dass ab und an Kinder in Gemeinschaftsunterkünften Schwierigkeiten damit haben, Bilder auf der Grundlage eines leeren weißen Blattes zu malen. Malbücher hingegen mit Vorlagen werden sehr gerne ausgemalt.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 9-10.


Die Jugendlichen waren mehrheitlich Jungs. LEGO-Steine sind im arabischen Raum etwas für Mädchen.

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Dies ist nicht besonders wahrscheinlich, da LEGO-Steine durchaus auch einen technischen Aspekt mit sich bringen und das mit der klassischen Rollenverteilung korrespondiert.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 1-3.


Bei den hohen Temperaturen in Jerusalem wollten die Kinder nicht in den Räumlichkeiten spielen, sondern eher im Freien toben.

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Das kann natürlich durchaus einmal zutreffend sein. In der Regel ist es in Jerusalem allerdings nicht allzu heiß, da die Stadt recht hoch liegt. Hier ist deshalb der Hinweis angebracht, dass sogenannte länderkundliche Aspekte - also Kenntnisse über den jeweiligen Ort und die geographischen, klimatischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge - zum Verstehen von Situationen durchaus wichtig sind und mitberücksichtigt werden müssen.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 2-4.


Die Jugendlichen wollten sich nicht vorschreiben lassen, womit sie zu spielen hatten.

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Auch hier gilt, dass nichts unmöglich ist. Natürlich kann dies ein Grund gewesen sein - allzu hoch ist die Wahrscheinlichkeit aber wohl nicht.

Wahrscheinlichkeit im Bereich 2-3.


Versuchen Sie die unterschiedlichen Möglichkeiten zu gewichten. Wie wahrscheinlich ist es, dass einer dieser Gründe zu diesem Ereignis geführt hat? Gewichten Sie die einzelnen Möglichkeiten auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 1 "ganz unwahrscheinlich" und 10 "höchst wahrscheinlich" bedeutet.

Sie können Ihre Ergebnisse in der obenstehenden Tabelle eintragen.

Ein paar Bemerkungen zu diesen Möglichkeiten finden Sie, nach Klick auf den untenstehenden Pfeil-Button. Sie Bemerkungen werden jeweils unter den einzelnen Möglichkeiten angezeigt. Sie finden dort auch eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit für dieses Verhalten. Sind Sie zu einem ähnlichen Schluss gekommen?
Klicken Sie erneut, um die Bemerkungen wieder auszublenden.

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