Interkulturelle Kompetenz
Herausforderung für unsere Gesellschaft
Umgang mit Einladungen
Die Bedeutung von Einladungen und wie sie ausgesprochen werden ist von Kultur zu Kultur unterschiedlich und führt häufig zu Missverständnissen und peinlichen Situationen. Ein paar Beispiele wurden hier zusammengestellt.
Arabischer Raum
In arabischen und auch anderen, vom Islam geprägten Ländern, ist Gastfreundschaft ein Gebot der Religion. Eine Einladung auszusprechen gehört sich demnach. Häufig ist es aber eher Konvention und Pflichterfüllung, als dass dieselbe wirklich ernst gemeint ist. Es gehört sich genauso, eine solche Einladung zweimal freundlich abzulehnen. Wenn mein Gegenüber es wirklich ernst meint, wird er dieselbe ein drittes Mal wiederholen. Dann kann ich die Einladung getrost annehmen. ⋅1⋅
China
In China wurde mir ähnliches berichtet. Unser Guide wies uns darauf hin, dass wir sehr schnell eingeladen würden. Das sei eine Form der Höflichkeit. Ebenso verlange es die Höflichkeit, dass man das freundlich zurückweise. Erst beim dritten Mal könne man die Einladung wirklich annehmen.
Japan
Es kommt nur selten vor, dass Japaner ausländische Reisende zu sich nach hause einladen. Wenn es geschieht, ist es eine große Ehre. Ein kleines Gastgeschenk, das den Gastgeber aber nicht unter Zugzwang bringen darf, ist unbdingt notwendig. Es sollte nicht schwarz eingepackt sein, das wird mit dem Tod in Verbindung gebracht, aber auch nicht weiß. Weiß bedeutet zwar Reinheit, steht dann aber auch für Trauer und dadurch wieder für Tod. Die Schuhe auszuziehen ist auch in einigen traditionellen Restaurants, Kneipen, Tempel und Gasthäusern - obligatorisch. ⋅2⋅
Sehr viel eher werden Sie wohl zu einem Karaoke-Abend eingeladen. Wenn das der Fall ist, sollten Sie anfangen zu üben. Absagen wäre äußerst unhöflich! ⋅3⋅
Indien
In Indien gehört eine private Einladung zum guten Ton. Sie sollten Sie daher nicht ablehnen. Allerdings ist es ratsam, vorher etwas zu essen, da das Essen meist sehr spät, zum Ende der Feier serviert, wird. Nach dem Dessert sollten Sie sich rasch auf den Weg nach Hause machen. Länger zu bleiben wäre unhöflich. ⋅4⋅
Frankreich
In Frankreich gilt es als großer Fauxpas eine Einladung abzulehnen. Wenn Sie tatsächlich wenig Zeit haben, können Sie anstelle eines ausgiebigen Essens aber durchaus ein Bistro vorschlagen. ⋅5⋅
Portugal
Auch bei rein geschäftlichen Beziehungen kann es gut sein, dass man in Portugal nach Hause eingeladen wird. Portugiesen sind stolz auf ihr Heim. Nehmen Sie diese Einladung auf jeden Fall an. Eine Ablehnung könnte verletzend wirken. ⋅6⋅
Tschechien
In Tschechien gilt eine Einladung als Erweis der Wertschätzung. Sie sollte daher nicht nur unbedingt angenommen, sondern auch später erwidert werden. ⋅7⋅
USA
In den USA ist direkte Kommunikation vorherrschend. Sie können eine Einladung demnach auch ohne weiteres annehmen. Allerdings sollten private Einladungen nicht ausgereizt werden. Nach drei Stunden ist es angebracht den Gastgeber wieder zu verlassen. Eine Dankeskarte am nächsten Tag verlangt die Etikette. Geschäftliche Treffen am Abend sind übrigens nicht sehr beliebt. Wenn es sich aber nicht vermeiden lässt, dann sollte es ein informelles Treffen, etwa ein Barbecue, an dme die ganze Familie teilnehmen kann, sein. ⋅8⋅
Dr. Jörg Sieger
Anmerkungen
