Louis René de Rohan
Kardinal im Schatten der Französischen Revolution
im Schatten der Franz. Revolution
4. 'Der Fürstbischof ist, und will auch nicht mehr Herr in seinem Land seyn'
Historisches "Schmuckkästchen",
möglicherweise aus dem Nachlass des Kardinals.
Je tiefer man in die Persönlichkeit des Kirchenfürsten Louis de Rohan eindringt, um so zwiespältiger erscheint dessen Charakter. Die Halsbandaffäre, die beginnende Auseinandersetzung um den Umsturz der politischen Ordnung Frankreichs und die Ereignisse um die 'Constitution civile du clérge' bezeugen ein Kämpfertum, das an den Rand der Selbstaufgabe reicht, gepaart mit einem Höchstmaß an Empfindlichkeit und Gereiztheit,⋅1⋅ die das Handeln des Kardinals bestimmten. In gleicher Weise verdeutlichen sie allerdings auch eine ungewöhnliche Leichtgläubigkeit und Verführbarkeit, die den Fürstbischof immer wieder hinter seinen einflussreichen Ratgebern zurücktreten lassen.⋅2⋅ Diese Zwiespältigkeit und Unberechenbarkeit im Wesen Rohans bestimmen das Urteil des badischen Landvogts von Blittersdorf, das sich in dem Satz
"... der
Fürstbischof ist, und will auch nicht mehr Herr in seinem Land seyn." ⋅3⋅
ausdrückt.
Louis de Rohan war alles andere als ein überragender Politiker, eher ein Opfer seines allzu oft ausgenutzten grenzenlosen Vertrauens, ohne klare Linie, und ohne auf Probleme und Notlagen vorbereitet worden zu sein - und in seiner zweiten Lebenshälfte wider alle Erwartung nichts anderem als Problemen und Schwierigkeiten begegnend.
Anmerkungen
"Überhaupt scheint es, daß der Herr Fürst-
Bischoff alles Übel nehmen, was Höchstdeßen
Absichten und Verlangen, nicht entspricht."
(Vgl.: GLA 74-6281, 32v.)
"Vielleicht giebt es aber auch Leute, denen
es daran gelegen ist, daß der Herr
Cardinal nicht auf andere Gesinnungen
gebracht werden..."
(GLA 74-6281, 72r.)