Louis René de Rohan
Kardinal im Schatten der Französischen Revolution
im Schatten der Franz. Revolution
5. Am Hof zu Ettenheim
So wie jede, noch so kleine Residenz des 18. Jahrhunderts war auch die Ettenheimer Hofhaltung geprägt vom Hof in Versailles, seinen Umgangsformen und seiner Liebe zur barocken Festlichkeit. Auch in Ettenheim begegnet eine Fülle von Menschen - Herrschaften und Dienstboten.
a. Das Ettenheimer Schloss und seine Bewohner
Neben Kardinal Louis de Rohan begegnen in Ettenheim in der Folge vor allem der Neffe des Kardinals, der alte Prince de Rohan-Rochefort,⋅1⋅ mit seiner Gemahlin. Möglicherweise bewohnten sie gemeinsam mit dem jungen Henri, Prince de Rohan-Rochefort die dem alten Amtshaus benachbarte Stadtschreiberei, das 'buelachische Hauß', das - wie zu Ende des vorhergehenden Abschnittes erwähnt - eine Verbindung mit dem Palais erhalten hatte.⋅2⋅ Vielleicht wohnte die Familie aber auch im Schloss selbst; so soll zumindest die Tochter des alten Prince de Rohan-Rochefort, Charlotte Louise Dorothée, zwei Mansardenzimmer auf der Westseite des Gebäudes bewohnt haben.⋅3⋅
In den kommenden Jahren begegnet in den Quellen ferner ein nicht weiter identifizierbarer Prince de Rohan-Rohan, der mit der Leitung des in Ettenheim errichteten Regiments 'Royal Rohan' betraut war.⋅4⋅
Besondere Unterstützung wurde dem Kardinal in der Person seiner Generalvikare Abbé Jean Francois d'Eymar, Koadjutor des Propstes von Neuweiler, und Abbé Jean Francois Regis Weinborn zuteil,⋅5⋅ die immer wieder gemeinsam mit Rohans Weihbischof Johannes Jacobus Lan(t)z, Bischof von Dora - am 3. April 1786 zum Weihbischof der Diözese Straßburg ernannt ⋅6⋅ - im Dienst des Fürstbischofs und des Bistums tätig waren.
Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten am bischöflichen Hof war Abbé Simon, der das Vertrauen seines Herrn im vollsten Maß besaß. Alle Schriftstücke gingen durch seine Hände; nichts wurde ohne seine Billigung unternommen.⋅7⋅
Darüber hinaus fanden sich am Ettenheimer Hof viele Unbekannte und Ungenannte,
"... Marquis, Grafen und Barone mit ihren Frauen, die nichts mitbrachten und in der äussersten Armut lebten. Der Kardinal und die Herren, alle meinten damals, diese Schreckenszeit würde bald vorübergehen. Es wurde also ein förmlicher Hof etabliert mit all dem unnützen Gesinde, das damals üblich war." ⋅8⋅
b. Die Verwaltung des Oberamtes
Nach dem Verlust des gesamten linksrheinischen Gebietes des Hochstiftes hatte der Kardinal die Landesregierung zwangsläufig wesentlich vereinfacht. Nur drei Räte waren am Ettenheimer Hof: Hofgerichts- und Kammerpräsident Nicolaus de Heille, Geheimer Hof- und Rentkammerrat Abbé Simon und Oberjägermeister Müllenheirn. Sie bildeten in Verwaltungssachen die bischöfliche Hof- und Rentkammer und in Justizsachen mit dem Gerichtssekretär das Hofgericht.⋅9⋅
Von der Fülle der städtischen und Oberamtsbeamten sollen hier nur einige genannt werden. Neben Landvogt von Bruder spielte der Mann seiner Nichte, Franz Michael Heinrich Stuber, eine besondere Rolle.⋅10⋅ Während von Bruder als Ettenheimer Oberamtmann in Renchen wohnte,⋅11⋅ wurde der Ettenheimer Bürgerschaft am 25. Juni 1788 Franz Michael Stuber als Oberamtsverweser vorgestellt.⋅12⋅
Im Zusammenhang mit den im Oberamt anfallenden Schreibarbeiten wird auch Stadt- und Amtsschreiber Xaver Sartori in der Darstellung dieser Jahre von Bedeutung sein ⋅13⋅ - Jahre, die anders verliefen, als man es Ende 1790 gemeinhin angenommen hatte.
Anmerkungen
sowie: Julius Rathgeber, Elsässische Geschichtsbilder aus der französischen Revolutionszeit (Basel 1886) 88.
Josef Rest, Zustände in der südlichen Ortenau im Jahre 1802, in: Die Ortenau (11/1924) 27.
(Vgl.: Henriette Dietz, geb. Stuber, Familiennachrichten (Karlsruhe 1853) (Abschrift einer Handschrift) *10.)
"mann hat unß burger ßo angst gemacht
wegen unßerem Gnädigen herren benedict
ßimon von Brueder, xxx oberamtmann
und landvogt in unßerem Ambt, er seye
ein ßo beßer mann er falle die leüth ßo
an daß mann nit mit ihme recht zu reden,
ßo die Renchener und oberkircher außagte(n)
und eß ist nit dem alßo..."
(Joann Conrad Machleid, Diarium II, *20r, vgl. *100v.)
Siehe auch: Henriette Dietz, geb. Stuber, Familiennachrichten (Abschrift einer Handschrift) *5-*6.
nicht nur GLA 138-83, 177v belegt in der Folge, dass Stuber dieses Amt mit tiefer Hingabe an den Landesherrn, und großem Geschick ausfüllte.
(Vgl. auch: Henriette Stuber, Memoiren einer Ahnherrin (Abschrift einer Handschrift) *2).