Louis René de Rohan
Kardinal im Schatten der Französischen Revolution
im Schatten der Franz. Revolution
2. 'Keine Gefälligkeit, keine Artigkeit, die der Cardinal uns nicht erweist' ⋅1⋅
Teile eines Service aus dem Nachlass des
Kardinals Louis René Édouard von Rohan-Guémené.
Obschon Rohans Ettenheimer Exil von vergleichsweiser Einfachheit geprägt war, spielten Feste in seiner Umgebung eine große Rolle. Besonderes Gewicht wurde dem Ludwigstag, dem sogenannten 'lantsfürsten dag' beigemessen, über dessen Gestaltung im Jahre 1791 wir einigermaßen unterrichtet sind. Nachdem der Kardinal selbst um 7 Uhr am Hochaltar der Pfarrkirche eine stille Messe gelesen hatte, wurde er und die gesamte Hofhaltung gegen 10 Uhr mit Kreuz, Fahnen, dem von vier Ratsherren getragenen Himmel, mit Trommeln, Pfeifen und sonstiger Musik als auch den Soldaten im Schloss zum Hochamt, das Abbé d'Eymar hielt, abgeholt.⋅2⋅ Während man sich daran anschließend mit einer Reihe geladener Gäste zu einem Festessen im Palais einfand, warteten die Stadt-Soldaten mit drei Salven Salut auf.⋅3⋅ Am Abend wurde neben anderen Gebäuden, zusätzlich zu einem Feuerwerk, das Rathaus durch über 1000 in bis über den Dachreiter in Laternen angebrachten Kerzen illuminiert.⋅4⋅
Im Gegensatz zu diesem Fest - Beispiel für die enge Verbundenheit von kirchlicher und weltlicher Feier - begegnen auch rein weltliche 'Lustbarkeiten',⋅5⋅ wie etwa im März 1791, als der Kardinal begleitet von zwei Prinzessinnen und seinem Gefolge in Lahr der Vorführung einer englischen Kunstreitertruppe beiwohnte.⋅6⋅ Die Leutseligkeit Rohans, der sich mitten unter die Zuschauer setzte, wurde besonders gerühmt.⋅7⋅
Von ähnlichem Charakter war ein Fest, für das man in der Kreuzwoche 1793 einen Tanzplatz unter einer Linde am Thomastor aufschlug.⋅8⋅ Auf einem Baum hatte man eine Plattform für die Spielleute angebracht und am 20. Mai, am Pfingstmontag, eine Tanzveranstaltung unter der Linde stattfinden lassen.⋅9⋅ Am folgenden Tag fand sich der Kardinal selbst zu einem 'Vesper' auf dem Baum ein.⋅10⋅
Ungebrochene Lebensfreude und Hoffnung bringen die Feste, Feierlichkeiten und Spazierfahrten ⋅11⋅ des Kardinals zum Ausdruck und erwecken den Anschein eines unkomplizierten, einfachen Menschen. Das Verhältnis Rohans zu Kindern scheint diesen Eindruck weiter zu vertiefen.
Anmerkungen
Zitiert in: Johann Baptist von Weiß, Weltgeschichte (fortgesetzt von Richard von Krailik) Bd. XX (Graz/Leipzig 3. Auflage 1896) 389.
Rohan spendete im Anschluss den bischöflichen Segen.
(Vgl.: Joann Conrad Machleid, Diarium II, *140r/v.)
zur Belohnung erhielten die Soldaten mehrere Becher Wein.
(Vgl.: Joann Conrad Machleid, Diarium II, *140r/v.)
(Vgl. Joann Conrad Machleid, Diarium II, *80v, *110v)
Vgl. aber die Bemerkung Machleids: Joann Conrad Machleid, Diarium II, *153v.
mit 25 Pferden und in mit Gold und Silber besetzten roten Staatsuniformen hatten die Reiter den mit seinem Gefolge in sechs Kutschen eintreffenden Kirchenfürsten zuvor am Vogtstor empfangen. Die Vorführung selbst fand auf einem Bauernhof am selben Tor statt.
(Vgl.: A. Ludwig, Unsere Heimatstadt Lahr, in: Der Altvater (3/1963) 163);
vgl. auch GLA 74-6285, 44r.
Machleid kritisierte dieses Unterfangen. Seiner Meinung nach hätte man 'in diesen üblen zeiten' eher 'Bet-Plätze' errichten sollen.
(Vgl.: Joann Conrad Machleid, Diarium II, *158v-*159r.)
der Kardinal soll vom Schloss aus zugesehen haben.
(Vgl.: Joann Conrad Machleid, Diarium II, *158v-*159r.)
aus einer Feuerleiter hatte man eine 'Stegen' gemacht, damit man bequem auf die Plattform, auf der Tische und Sessel aufgestellt waren, gelangen konnte.
(Vgl.: Joann Conrad Machleid, Diarium II, *158v-*159r.)
Lustbarkeiten dieser Art waren dem Kardinal aus dem Elsass bekannt.
(Vgl. Hubert Kewitz, "Occupatorische MaasRegeln" - Das Schreiben von Markgraf Karl Friedrich an Kardinal Rohan vom 14. 9. 1802, in: Die Ortenau (61/1981) 129.)
(Vgl.: GLA 74-6284, 49r-50r.)