Louis René de Rohan
Kardinal im Schatten der Französischen Revolution
im Schatten der Franz. Revolution
II. Revolution am Oberrhein
"den 13:te(n) hornung ist abents zwischen 6 und
7 uhr ein große bluetröthe an dem himel
geßehen worden, mit großen weißen strime(n),
ßo von walburg, hör od(er) auß dem hochthal
entstanden, und über einer stund lang ßich
gegen den Rein hinunder gezogen, aber
laider diße zeichen haben, noch niemalen
etwaß guettes bedidten, ßonder lauter
übels od(er) kälte, wo nicht schwere krieg vor
ohne daß zu gewarten, allein waß Gott
schickt mueße(n) wir arme Menschen geschehen laße(n),
dan die weit alßo schlim, daß eß nicht bald
schlimer ßein kan. NB: mann hat die sternen
dannoch in der röthe geßehen.
den 15:t(en) hornung kame zue nachts um 11
uhr diße röthe widerumkomenaber nicht ßo
starck wie am ßamstag zu nacht. gott geb
waß guet ist, und korne bald, aber
ich ßorge daß Gegentheil zum beßen" ⋅1⋅
"Diarien" (Tagebücher) des Joann Conrad Machleid -
hier aufgeschlagen der zweite Band.
Wären es keine meteorologischen Geschehnisse gewesen, die der Ettenheimer Bürger Joann Conrad Machleid im Jahre 1779 in seinen Diarien festgehalten hätte - man wäre versucht zu meinen, er hätte die Zeichen der Zeit wiedergegeben. Diese 'Zeichen' waren auf die Dauer auch im rechtsrheinischen Teil der Straßburger Diözese nicht zu übersehen gewesen.
Anmerkung
Die Tagebücher des Joann Conrad Machleid - zwei im Familienbesitz der Machleids befindliche Handschriften - sind die wertvollsten Quellen für die Geschichte der Stadt Ettenheim in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Diese 'Diarien', wie der Verfasser sie nennt, umfassen 1144 meist eng beschriebene Seiten. Der erste Band beginnt im Jahre 1755, und der zweite schließt im Jahre 1794, kurz vor dem Tod Machleids. In Rückerinnerungen nach mündlichen Berichten reichen die Aufzeichnungen bis zum Jahr 1566 zurück. Joann Conrad Machleid, am 18. Oktober 1708 in Villingen geboren, kam im Jahre 1735 nach Ettenheim, erwarb sich dort das Bürgerrecht und war als Chirurgus tätig. Welcher Art diese Tätigkeit war, ist nicht genauer bekannt. Sicher ist, dass er im Kloster St. Blasien als 'Lehrling der Chirurgie' ausgebildet wurde. Sein 'Rezeptbuch' 'mit schönen Zeichnungen und Pausen', samt der Villinger Examensordnung wurde im letzten Krieg vernichtet, nachdem es 1893 dem Germanischen Museum in Nürnberg übergeben worden war. Machleids Vorfahren waren Jakob Machleid, der im 16. Jahrhundert Vogt von Reutin bei Alpirsbach war, Hildeprant Machleid, der ab 1608 nachweislich in Reutin lebte, Franz Machleid (1650-1701), Krämer in Villingen und Josef Anton Machleid (1681-1714), Schneider und Krämer in Villingen.
Joann Conrads Sohn Joseph Antoni (1745-1811) und sein Enkel Johann Baptist (* 1785) waren seine Nachfolger als Chirurgus in Ettenheim. Johann Baptist starb 1856 als 'Großherzoglicher Bürger und Amtschirurg'. Dessen Sohn Karl Joseph (1821-1889) war Buchbinder und Ettenheimer Bürgermeister. Das Geschlecht der Machleid lebt heute in der siebten Generation in Ettenheim fort.
(Vgl.: Philipp Harden-Rauch, Die Tagebücher des Joann Conrad Machleid, in: Geroldsecker Land (8/1965-66) 190-191.)
Leider gibt es keine genaue Nummerierung der Seiten in Machleids Werk. In den Fußnoten wird daher auf eine recht unregelmäßige Blattzählung, die in der Regel rechts oben auf den Machleidschen Bogen angegeben ist, zurückgegriffen.
Da die Nummerierung nicht ganz durchgehend ist, wurde mit '*' auf' sie verwiesen.