Louis René de Rohan
Kardinal im Schatten der Französischen Revolution
im Schatten der Franz. Revolution
3. Wallfahrten und Volksfrömmigkeit
Erste und letzte Seite der "Bischöflichen Verordnung die vierzigtätige
Fasten des Jahrs 1794 betreffend" (4. März 1794).
Bibliothek des Historischen Vereins Ettenheim - Foto: Jörg Sieger, 2003.
Die Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes auf dem Kahlenberg ⋅1⋅ gewährt möglicherweise ein wenig Einblick in die persönliche Religiosität deS Fürstbischofs. Niemals zuvor in der Geschichte der im Süden der Stadt Ettenheim gelegenen Kahlenbergkapelle scheint die Verehrung dieses Gotteshauses größer gewesen zu sein, als in den Jahren der Anwesenheit des Kardinals.
Ein Hinweis auf das Interesse an der Kapelle auf dem Kahlenberg ist die Renovation in der Woche vor dem Pfingstfest des Jahres 1793.⋅2⋅ Am 20. November wurde das kleine Gotteshaus durch Abbé Francois Regis Weinborn eingeweiht.⋅3⋅ Von einer weiteren Weihe durch Abbé d'Eymar ist am 15. Dezember die Rede, anlässlich derer d'Eymar eine Messe auf dem neu gefassten Altar las.⋅4⋅ Montags wurde nach Machleids Angaben regelmäßig ein Gottesdienst in der Kapelle gefeiert, auf den um 11 Uhr die Glocken der Pfarrkirche hinwiesen.⋅5⋅
Dass Rohan die Verehrung der Schmerzhaften Mutter Gottes auf dem Kahlenberg persönlich gefördert hätte, lässt sich aus den Quellen nicht belegen; doch ist das Zusammenfallen der Blüte der Wallfahrt mit seiner Anwesenheit in Ettenheim auffallend. Während die Opfererträge im Jahr 1793 bei 2 Gulden lagen, erbrachten sie 1795 schon über 16 Gulden und stiegen in der Folgezeit weiter an.⋅6⋅ Die Kapelle erhielt einen eigenen Mesnerdienst. Von Januar 1796 bis Ende Mai des gleichen Jahres hatte Johann Rauch 24 Wochen lang den 'Kallenberg bedient', im darauffolgenden Jahr waren es 25 Wochen und 1798 sogar 30.⋅7⋅ Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahm die Verehrung nahezu schlagartig wieder ab.⋅8⋅
Sicher lässt sich aus diesen Ereignissen entnehmen, dass Gedanken der Aufklärung und eines wie auch immer gearteten Rationalismus dem Kardinal selbst fremd waren. ⋅9⋅
Darauf weist auch die Betroffenheit Rohans durch einen vielbeachteten Vorfall des Jahres 1792 hin. Wie in jedem Jahr hatte Amtsschreiberin Maria Anna Haßner als gebürtige Böhmin auch am 16. Mai 1792 zu Ehren des Heiligen Nepomuk einen Blumenstrauß an das Kreuz auf dem Arm der Brunnenfigur des Ettenheimer Nepomukbrunnens ⋅10⋅ gebunden.
"... dißer strauß
aber ware 5 wochen und 3 dag an dem cruxifix
wo der heilig auff dem arm ligen hat, angebunden,
ohne Grund, ohne Wurzel, an einem düren stengel,
ßo abgehauen ware, ßo that die weiße lilien den
25=te(n) brachmonat vollkomen auffgangen und
anfangen zu bliehen, acht dag lang frisch und schön
an dißem diren stein, daß unßer Gnädiger lants
fürst und cardinal,weltlich(en)ßambt Geistlichen, ßambt
der ganzen gemein, ßich thuet verwunderen, und thäte
=fremde leuth glein, und große, Junge, und alt, diße
wunderßach zue ßehen, hiehero kamen ßein, und alda
vor dem bildnuß, nider kneien und betten thuen,
Waß eß noch bedeiten thuet ist allein Gott bekant,
hoffentlich nix übelß." ⋅11⋅
Anmerkungen
vgl. über die Kapelle: Hubert Kewitz / Dieter Weis, Die anderen kirchlichen Denkmäler in Ettenheim, in: Dieter Weis, St. Bartholomäus Ettenheim (München / Zürich 1982) 149-152.
die Kapelle wurde sowohl innen als auch außen frisch hergerichtet. Der Altar im Chorrund wurde frisch gefasst. Bezahlt wurde die Renovation mittels Spenden.
(Vgl.: Joann Conrad Machleid, Diarium II, *158v.)
(Vgl. A. Schäfer, Herbolzheim / Breisgau - Kleiner Kirchenführer (München / Zürich 1961) 10.)
Trotz der anscheinenden Freundschaft des Kardinals zu Joseph II., den er während seiner Botschaftertätigkeit kennengelernt hatte (vgl. Abschnitt I), darf mit Sicherheit angenommen werden, dass Rohan die Geistesströmung des aufgeklärten Josephinismus in keinster Weise teilte.
(Vgl.: Joann Conrad Machleid, Diarium II, *221r.)