Die Bibel

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Weiter-ButtonZurück-Button Die Weiterentwicklung des Ansatzes von Gerhard von Rad durch Arthur Weiser

Arthur Weiser hatte ja einen Hauptkritikpunkt an Noths These angeführt, indem er darauf hinwies, dass das Erleben vor dem Begriff steht.

1. Der Ansatz Arthur Weisers - Das Bundesfest

Er versucht nun den Ansatz Gerhard von Rads in eine andere Richtung weiterzuführen. Auch er sieht die Schwierigkeit, den Stoff des Pentateuchs auf zwei verschiedene Traditionsstränge zu verteilen.

Er löst diese Spannung nun aber dadurch, dass er sagt, die beiden Feste, die Gerhard von Rad annimmt, waren gar nicht der Ort der Traditionsbildung. Es gab nämlich nur einen Ort der Traditionsbildung, nämlich ein einziges Bundesfest, das an einem Zentralheiligtum begangen worden wären. Dieses Bundesfest sei der einzige Ort der Traditionsbildung und dementsprechend auch der eigentliche "Sitz im Leben" der altisraelitischen Überlieferung.

Er sagt:

"... daß die Theophanie einerseits und die Darstellung der geschichtlichen Heilstaten Jahwes als Gottes Wesensoffenbarung andererseits die ursprünglichen Grundbestandteile ein und desselben am Zentralheiligtum ... gefeierten Festes gewesen sind... " ⋅1⋅

Und er geht noch weiter, indem er behauptet:

"... die einzelnen Pentateuchschichten, die wir mit J E D P bezeichnen, sind Stufen und Typen der heilsgeschichtlichen Tradition, die im Kult des Zwölfstämmebundes ihren Sitz hatte und sich im sakralen Vortrag beim Bundesfest als lebendiges Gut der religiösen Volksgemeinde ... erhalten hat ..." ⋅2⋅

Die Pentateuchstränge seien also im Zusammenhang dieses Bundesfestes entstanden und lediglich Stufen und Typen der dort ansässigen heilsgeschichtlichen Tradition.

Für die Quellenautoren dieser Schichten ergibt sich dementsprechend, dass ihre Tätigkeit

"... weniger in der Sammlung und literarischen Konservierung alter Volksüberlieferungen (Gunkel) als vielmehr in der schriftlichen Aus- und Umgestaltung und Zusammenordnung der im Festkult überlieferten Stoffe und Traditionen..." ⋅3⋅

bestand.

2. Zur Kritik an Weisers Überlegungen

Der Kritikpunkt, den die Überlegungen Arthur Weisers beinhalten, ist eigentlich ganz einfach. Ein solches Bundesfest ist nirgendwo erwähnt und erst recht nirgendwo verbürgt.

Da ist es wohl mehr als fraglich, fast den halben Pentateuch mit einem nicht sicher verbürgten Bundesfest in Zusammenhang zu bringen?

Außerdem kommt in Weisers Theorie die schöpferische Tätigkeit der Verfasser der Pentateuchquellen viel zu kurz. Den eigenen Stil, den die einzelnen Quellenschichten durchgängig aufweisen, kann man so kaum erklären.

Weiter-ButtonZurück-Button Anmerkungen

1 Arthur Weiser, Einleitung in das AT, (6. Auflage 1966) 86, zitiert nach: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 80. Zur Anmerkung Button

2 Arthur Weiser, Einleitung in das AT, (6. Auflage 1966) 86, zitiert nach: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 80-81 Zur Anmerkung Button

3 Arthur Weiser, Einleitung in das AT, (6. Auflage 1966) 86, zitiert nach: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 80 Zur Anmerkung Button