Die Bibel

Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...


Weiter-ButtonZurück-Button Überblick über die einzelnen Kanones ⋅1⋅

1. Ergebnis

Abschließend kann man also sagen, dass in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten die Deuterocanonica von der christlichen Gemeinde genauso wie die Schriften des hebräischen Alten Testamentes als heilig, autoritativ und verbindlich angesehen wurden.

Erst die späteren Kirchenväter, und zumeist die des Nahen Ostens, wie etwa

  • Origenes,
  • Hieronymus,
  • Cyrill von Jerusalem,
  • Athanasius
  • oder Epiphanius von Salamis,

vertraten - wohl unter jüdischem Einfluss - die Meinung, dass die Kanonauffassung der Juden die richtige sei. Die deuterokanonischen Bücher seien dementsprechend lediglich nützlich zu lesen oder sogar völlig zu verwerfen.

In den anderen Kirchenprovinzen des Westens wurde der sogenannte Septuaginta-Kanon kaum in Frage gestellt.

Eine erste Fixierung erfolgte auf dem Partikularkonzil von Karthago aus dem Jahre 393 n. Chr.

Auch die damals noch nicht von Rom getrennte Kirche des Ostens schloss sich im Trullanum (692 n. Chr.) ausdrücklich dieser Lehrentscheidung an. Die von der Großkirche getrennten altorientalischen Kirchen, wie etwa die syrisch-orthodoxe Kirche, boten in diesem Jahrhundert ein ähnliches Bild.

Die Beschränkung der Reformatoren auf den kleineren Kanon von Jamnia spiegelt darum weniger die Auffassung der frühen Kirche als die der Synagoge wider.

So betrachtet ist die Entscheidung des Tridentinums vom 8. April 1546 auch nach dem Ausweis der Dogmengeschichte gerechtfertigt. ⋅2⋅

Zum Schluss sollen nun die verschiedenen Kanones der besseren Übersicht wegen noch einmal nebeneinandergestellt werden.

2. Übersichtstabelle ⋅3⋅

Jüdisch
 

1. Tora

"Im Anfang"

"Dies sind die Namen"

"Und er rief"

"In der Wüste"

"Dies sind die Worte"

Evangelisch
 

Geschichts­bücher

1. Buch Mose

2. Buch Mose

3. Buch Mose

4. Buch Mose

5. Buch Mose

Septuaginta
Handschriften

Gesetz

Genesis (Gen)

Exodus (Ex)

Levitikus (Lev)

Numeri (Num)

Deuteronomium (Dtn)

Katholisch
 

Pentateuch

Genesis (Gen)

Exodus (Ex)

Levitikus (Lev)

Numeri (Num)

Deuteronomium (Dtn)


Jüdisch
 

2. Propheten

"Frühere Propheten"

Josua

Richter

 

Samuel

 

Könige

Evangelisch
 

 

 

Josua (Jos)

Richter (Ri)

Rut (Rut)

1 Samuel (1 Sam)

2 Samuel (2 Sam)

1 Könige (1 Kön)

2 Könige (2 Kön)

1 Chronik (1 Chr)

2 Chronik (2 Chr)

 

Esra (Esr)

Nehenmia (Neh)

Septuaginta
Handschriften

Geschichts­bücher

 

Josua (Jos)

Richter (Ri)

Rut (Rut)

1 Samuel (1 Sam)

2 Samuel (2 Sam)

1 Könige (1 Kön)

2 Könige (2 Kön)

1 Chronik (1 Chr)

2 Chronik (2 Chr)

[1 Esra (1 Esr)]

2 Esra (2 Esr) ⋅4⋅

Katholisch
 

Geschichts­bücher

 

Josua (Jos)

Richter (Ri)

Rut (Rut)

1 Samuel (1 Sam)

2 Samuel (2 Sam)

1 Könige (1 Kön)

2 Könige (2 Kön)

1 Chronik (1 Chr)

2 Chronik (2 Chr)

 

Esra (Esr)

Nehenmia (Neh)


Jüdisch
 

"Spätere Propheten"

Jesaja

Jeremia

Ezechiel

12-Propheten-Buch


Jüdisch
 

Evangelisch
 

 

 

Ester (Est)

Septuaginta
Handschrfiten

 

 

Ester (Est) ⋅5⋅

Judit (Jdt)

Tobit (Tob)

1 Makkabäer (1 Makk)

2 Makkabäer (2 Makk)

[3 Makkabäer (3 Makk)]

[4 Makkabäer (4 Makk)]

Katholisch
 

Tobit (Tob)

Judit (Jdt)

Ester (Est)

 

 

1 Makkabäer (1 Makk)

2 Makkabäer (2 Makk)


Jüdisch
 

3. Schriften

 

Psalmen

 

Ijob

Sprüche

Rut

Hoheslied

Kohelet

 

 

Klagelieder

Ester

Daniel

Esra/Nehemia

Chronik

Evangelisch
 

Poetische Bücher

Ijob (Ijob)

Psalmen (Ps)

 

 

Sprüche (Spr)

 

 

Prediger

Hoheslied (Hld)

Septuaginta
Handschrfiten

Lehrbücher

 

Psalmen (Ps)

[Oden]

 

Sprüche (Spr)

 

 

Kohelet (Koh)

Hoheslied (Hld)

Ijob (Ijob)

 

 

 

 

 

Weisheit (Weish)

Jesus Sirach (Sir)

[Psalmen Salomos (Pssal)]

Katholisch
 

Lehrbücher

 

Psalmen (Ps)

 

Ijob (Ijob)

Sprüche (Spr)

 

 

Kohelet (Koh)

Hoheslied (Hld)

 

 

 

 

 

 

Weisheit (Weish)

Jesus Sirach (Sir)


Jüdisch
 

Evangelisch
 

Prophetische Bücher

 

Jesaja (Jes)

Jeremia (Jer)

Klagelieder (Klgl)

 

Ezechiel (Ez)

Daniel (Dan) (1-12)

 

 

Hosea (Hos)

Joël (Joël)

Amos (Am)

Obadja (Obd)

Jona (Jona)

Micha (Mi)

Nahum (Nah)

Habakuk (Hab)

Zefanja (Zef)

Haggai (Hag)

Sacharja (Sach)

Maleachi (Mal)

Septuaginta
Handschrfiten

Prophetische Bücher

Dodekapropheton  ⋅6⋅

Jesaja (Jes)

Jeremia (Jer)

 

Baruch (Bar) (1-6)

Ezechiel (Ez)

Daniel (Dan) (1-12)

Daniel (Dan) (13-14)

Klagelieder (Klgl)

Katholisch
 

Prophetische Bücher

 

Jesaja (Jes)

Jeremia (Jer)

Klagelieder (Klgl)

Baruch (Bar)

Ezechiel (Ez)

Daniel (Dan) (1-12)

 

 

Hosea (Hos)

Joël (Joël)

Amos (Am)

Obadja (Obd)

Jona (Jona)

Micha (Mi)

Nahum (Nah)

Habakuk (Hab)

Zefanja (Zef)

Haggai (Hag)

Sacharja (Sach)

Maleachi (Mal)


Jüdisch
 

24 (39) Bücher

Evangelisch
 

39 Bücher

Septuaginta
Handschriften

40 (51) Bücher

Katholisch
 

46 Bücher

Zeichenerklärung

[]= apokryphe Schriften

Kursiv= deuterokanonische Schriften

     = "Die fünf (Festtags-)Rollen"

Weiter-ButtonZurück-Button Anmerkungen

1 Vgl.: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 40-41. Zur Anmerkung Button

2 Vordergründig könnte man so der Meinung sein, ein katholischer Theologe habe aufgrund der genannten Entscheidungen des Lehramtes keine Schwierigkeiten, die Bibel als christliches Buch zu verstehen. Während die evangelische Theologie sich dem Problem gegenübergestellt sieht, das Neue Testament als Teil der Bibel aus dem Alten Testament selbst zu begründen, könne der katholische Theologe rein aus der christlichen Perspektive an den Text herangehen. Doch nach "Divino afflante Spiritu" ist die Verneinung dieser hermeneutischen Problematik auch für den katholischen Raum entschieden zu bestreiten. Solange man glaubte, das Alte Testament rein von Christus her lesen und verstehen zu können, war das hermeneutische Problem des Alten Testamentes als vorchristliches Buch nicht virulent. Erst durch die Entdeckung, dass viele Aussagen des Alten Testamentes nicht im christologischen Sinne gemeint waren, auch wenn das Neue Testament dies mit der Formel "wie geschrieben steht" vordergründig glauben macht, änderte sich die Lage auch für den katholischen Exegeten. Eine Methodenlehre mit der der Bezug des Alten Testamentes zum Christusereignis zu erhellen ist, war gefordert. Dazu näheres in: Antonius H. J. Gunneweg, Vom Verstehen des Alten Testamentes - Eine Hermeneutik (Göttingen 1977).
(Vgl.: Lothar, Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) 41.) Zur Anmerkung Button

3 Vgl.: Lothar Ruppert, Einleitung in das Alte Testament (Teil I) - autorisierte Vorlesungsmitschrift (WS 1984/85) Appendix A. Zur Anmerkung Button

4 Kap. 1-10 im kath. Kanon = Esra
11-23 im kath. Kanon = Nehemia. Zur Anmerkung Button

5 Mit Zusätzen, die nur im griechischen enthalten sind, darum deuterokanonisch. Zur Anmerkung Button

6 In anderer Reihenfolge als im hebräischen Kanon. Zur Anmerkung Button