Kleine Kirchengeschichte


Weiter-Button Zurück-Button Das Zeitalter der Reformation

Damit sind wir bereits bei den Ereignissen um Martin Luther angelangt. Luther wurde bekanntlich im Jahre 1483 in Eisleben geboren. Eigentlich hätte er ja Rechtsgelehrter werden sollen, er trat aber im Jahre 1505 in den Orden der Augustiner-Eremiten ein. Die Nachwelt hat diesen Richtungswechsel in Luthers Leben legendenhaft mit dem berühmten Gewittererlebnis auf dem Weg nach Erfurt ausgemalt. Die historische Wahrheit dürfte weit nüchterner aussehen. Auf jeden Fall empfing Martin Luther 1507 die Priesterweihe.

1. Der Ablasshandel

Der Streit, den Martin Luther nun vom Zaun brach, entzündete sich an der Ablasspredigt, die zur damaligen Zeit gehalten wurde. Da Rom Geld brauchte für seine vielfältigen Unternehmungen, vor allem zur Vollendung der Peterskirche, hatte man den Einzug der Ablassgelder nämlich gleichsam verpachtet. Das Bankhaus Fugger hatte eine ungeheure Summe vorgeschossen und sich dafür die Einnahmen, die der Ablass in Deutschland erbringen würde, gesichert. Selbstredend hatte das Haus Fugger daher ein großes Interesse daran, dass diese Gelder auch üppig flossen. Die Ablassprediger, allen voran der Dominikaner Tetzel, waren angewiesen, eine möglichst große Summe einzutreiben. Allein der Mainzer Erzbischof Albrecht hatte von den Fuggern 52286 Dukaten vorgeschossen bekommen.

2. Die Ereignisse bis zum Bann Luthers

Gegen diesen verkommenen und pervertierten Ablasshandel wandte sich Luther. Er vertrat konsequent die paulinische Lehre, dass der Mensch nicht aufgrund seiner Werke, sondern allein aus Glaube gerettet werde. So verfasste er 95 Thesen - die er übrigens nicht an die Schlosskirche zu Wittenberg anschlug, das ist ein nettes Märchen, sondern -, die er an Albrecht von Brandenburg, seinen Diözesanbischof, sandte. In diesen Thesen verurteilte er die Praxis der Ablasspredigten. Was Luther so nicht beabsichtigt hatte, war, dass die Thesen durch Indiskretion veröffentlicht wurden und großen Wirbel verursachten. Das Aufsehen war groß, der Ablasshandel stagnierte, ja, musste sogar abgebrochen werden.

Der Erzbischof von Mainz war darüber mehr als erbost. Er war geschäftlich aufs äußerste geschädigt, was ihn empfindlich traf. Die Sache wurde in Rom vorgetragen und Luther sollte sich auch in Rom verantworten.

Sein Kurfürst, Friedrich der Weise, erwirkte jedoch, dass er nicht nach Rom musste, sondern in Augsburg verhört wurde. Im Juni 1518 begann der Ketzerprozess gegen Martin Luther. Als Endergebnis wurde Luther im Jahre 1520 der Bann angedroht, der seinerseits die Bannandrohungsbulle am 10. Dezember 1520 in Wittenberg verbrannte. Daraufhin wurde am 3. Januar 1521 der Bann über Martin Luther verhängt. Die Trennung von der Kirche war vollzogen.

3. Der Reichstag zu Worms und die Zeit auf der Wartburg

Bevor Karl V. nun die Reichsacht über Luther verhängte, wurde dieser auf dem Reichstag zu Worms auf Vermittlung Friedrichs des Weisen noch einmal verhört. Am 6. März 1521 wurde er nach Worms zitiert. Dort wurde ihm eröffnet, dass er fortan als notorischer Ketzer betrachtet werde. Ihm gegenüber wurde jedoch das kaiserliche Wort vom freien Geleit nicht gebrochen, so dass er unbehelligt am 26. April aus Worms abreisen konnte. Als Junker Jörg versteckte er sich daraufhin auf der Wartburg und übersetzte das Neue Testament ins Deutsche.

Er war zwar nicht der erste, der dies tat, es gab auch schon vor Luther eine Reihe deutscher Bibelübersetzungen, aber trotzdem ist seine Übersetzung als eine "genialsprachschöpferische Eigenleistung" (Joseph Lortz) zu bezeichnen.

4. Die Reichsacht und die Schwierigkeiten der Durchsetzung

Erwartungsgemäß wurde über Luther und seine Anhänger dann am 8. Mai 1521 die Reichsacht verhängt. Eigentlich hätte Luther und alle, die seine Thesen vertraten, nun auch von staatlicher Seite verfolgt werden müssen. Die Durchsetzung dieses Wormser Edikts war aber ein Problem. Kaiser Karl V. musste wegen ausländischer Kriege Deutschland für volle neun Jahre verlassen. Er hinterließ dadurch ein Machtvakuum, in dem sich Luthers Lehre beinahe ungehindert ausbreiten und festigen konnte. Als man dann Jahre später versuchte das Rad der Geschichte zurückzudrehen und die neue Lehre zu bekämpfen, waren die Schwierigkeiten vorgezeichnet. Es begann eine Zeit der konfessionellen Auseinandersetzungen, die manchmal und mancherorts noch bis in die Gegenwart hineinreicht.

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