Kleine Kirchengeschichte


Weiter-Button Zurück-Button Das Zeitalter der Kreuzzüge

Damit kommen wir bereits zu einer der Schattenseiten, die sich in der Geschichte der Kirche auftun. Bernhard von Clairvaux war es nämlich auch, der sich leidenschaftlich, und vor allem in seinen feurigen Predigten, für die Kreuzzüge einsetzte. Das Zustande­kommen des zweiten Kreuzzuges ist ohne seinen Einsatz eigentlich kaum vorstellbar.

1. Zur Beurteilung der Kreuzzüge

Aber selbst ein Unternehmen wie die Kreuzzüge ist nicht einfach nach den Kriterien "gut" und "schlecht" zu beurteilen. Die Wirklichkeit des Kreuzzuggedankens - so erschreckende und verurteilenswerte Auswirkungen er letztlich hatte - ist wieder einmal eine sehr vielschichtige.

Wir kommen letztlich nämlich nicht darum herum festzustellen, dass der Ursprung dieses Gedankens genau im geistlichen Aufbruch des 11. Jahrhunderts liegt. Es war das neue christliche Gemeinschaftsbewusstsein, das den Kreuzzugsgedanken mit sich brachte. Er war demnach im letzten durchaus religiös motiviert.

2. Die Ursachen des ersten Kreuzzuges

Als nämlich nach der Eroberung Jerusalems durch die Türken im Jahre 1071 n. Chr. Pilger über mannigfaltige Behinderungen der Jerusalemwallfahrt klagten, führte dies - im Grunde zum ersten Mal in der Geschichte der Christenheit - zu einem Zusammenstehen aller christlichen Nationen. "Wir können unsere Heiligen Städten nicht einfach aufgeben!" Das war das Schlagwort, unter dem sich Heere aus nahezu allen europäischen Staaten sammelten.

Hinzu kam ein politischer Grund: Konstantinopel, das byzantinische Reich, fühlte sich von den Muslimen immer mehr bedroht. Mit einem regelrechten Hilferuf wandte man sich von dort an die abendländische Kirche.

Dies führte nun zum ersten Kreuzzug, der in den Jahren 1096-1099 stattfand. Ergebnis war tatsächlich die Eroberung der Davidsstadt und die Gründung des christlichen Königreichs Jerusalem.

Mit der Gründung dieses Königreiches gewann der Kreuzzuggedanke aber endgültig seine politische Dimension. Die weitere Entwicklung erwuchs einer seltsamen Mixtur von echtem religiösem Gefühl, realpolitischer Überlegung und nicht zu verachtendem Machtkalkül. Diese Mischung brachte letztlich die verheerende Sprengkraft der Kreuzzüge hervor.

3. Die weiteren Kreuzzüge

Als im Jahre 1141 die Stadt Edessa fiel, war dies der Anlass, zu einem zweiten Kreuzzug aufzurufen. Hier tat sich - wie bereits erwähnt - Bernhard von Clairvaux ganz besonders hervor.

Von 1147-1149 dauerte dieses Unternehmen, das mit einer furchtbaren Katastrophe endete. Das Heer wurde völlig aufgerieben. Im Jahre 1187 n. Chr. ging dann auch Jerusalem wieder verloren.

Um die Heilige Stadt zurückzuerobern, wurde in den Jahren 1189-1192 ein dritter Kreuzzug unternommen. An ihm nahm auch der deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa teil, der auf diesem Kreuzzug im Jahre 1190 beim Bad im Saleph ertrank.

Der dritte Kreuzzug endete bezeichnenderweise mit einer realpolitischen Lösung. 1192 wurde ein Waffenstillstand mit Sultan Saladin geschlossen, der den Christen den Zugang zur Stadt Jerusalem sicherte. Diese vertragliche Regelung zeigt, dass an dem Bild vom blutrünstigen osmanischen Tyrannenregime, das im Abendland vorherrschte, kaum etwas dran war.

4. Die endgültige Perversion des Gedankens

Trotzdem vereinte sich die Christenheit nach dem Aufruf durch Papst Innozenz III. in den Jahren 1202-1204 noch einmal zu einem Kreuzzug. Die Widersinnigkeit und Perversität dieses Unternehmens wurde aber endgültig klar, als das christliche Heer sich damit begnügte, die ebenfalls christliche Stadt Konstantinopel zu erobern und zu plündern.

Und welch fanatische Blüten die Idee von den Kreuzzügen treiben konnte, zeigt im letzten die Tragödie des Kinderkreuzzuges. Im Jahre 1212 machten sich Tausende von Jungen und Mädchen aus Frankreich und Deutschland unter Führung zweier Kinder, nämlich des französischen Hirtenknaben Stephan und des 10jährigen Nikolaus aus Köln, auf den Weg ins Heilige Land. Mit Gebeten wollten sie die Türken vertreiben.

Wie nicht anders zu erwarten war, endete das schwärmerische Unternehmen auf tragische Weise. Schon in Italien zerstreute sich der Zug. Viele kamen nicht mehr weiter. Die Mädchen wurden von Betrügern grausam missbraucht, die Reste, die sich in Marseille und Brindisi zur Überfahrt sammelten, wurden von gewissenlosen Reedern in Alexandrien als Sklaven verkauft. Ein schauerliches Bild, das wie eine böswillige Karikatur des Kreuzzugsgedankens anmutet.

Einige Zeit später hat der Heilige Franz von Assisi versucht, den gesunden Kern der Kreuzzugsidee wieder herauszukehren. Friedliche Mission wollte er an die Stelle der gewaltsamen Niederwerfung und Eroberung setzen. Bei Damiette suchte er den Sultan persönlich auf, um ihm die Botschaft des Evangeliums zu bringen. Seine Predigt aber schlug fehl und das Morden und Brandschatzen auf beiden Seiten sollte noch einige Jahrhunderte lang andauern.

Weiter-Button Zurück-Button