Kleine Kirchengeschichte


Weiter-Button Zurück-Button Das große abendländische Schisma

Nach dem Tod Gregors XI. fand das Konklave erstmals wieder in Rom statt.

1. Die Wahl Urbans VI.

Das war natürlich eine Entwicklung, die dem französischen König alles andere als Recht war. Und so bestand die Gefahr, dass bei der anstehenden Papstwahl erneut ein Franzose gewählt würde, der seine Residenz wieder nach Avignon verlegen würde. Elf der sechzehn Kardinäle waren schließlich Franzosen.

Die Römer setzten aufgrund dieser Befürchtungen die in Rom versammelten Kardinäle ganz massiv unter Druck. Von einer wirklich freien Wahl kann von daher kaum gesprochen werden. So nimmt es nicht wunder, dass am 8. April 1378 tatsächlich ein Italiener zum Papst gewählt wurde. Als Urban VI. bestieg er den Stuhl Petri.

2. Das Schisma

Obschon die Franzosen anfangs der Wahl zähneknirschend zustimmten, ja auch bei der Krönungsfeier Urbans VI. den Huldigungseid geleistet hatten, verließen sie drei Monate später den Hof Urbans VI. Sie erklärten nun, dass die Wahl des Papstes keine freie und demnach auch keine rechtmäßige gewesen sei. Am 20. September 1378 wählten sie in Fondi einen neuen Papst, einen Franzosen. Dieser verlegte als Clemens VII. (1378-1394) seinen Sitz wieder nach Avignon.

Die ganze Situation wurde dadurch noch verzwickter, dass sich nun auch noch der größte Teil der italienischen Kardinäle von Urban VI. lossagten. Sie wechselten zu Clemens VII. über. Nur zwei Kardinäle verblieben in der römischen Oboedienz.

Damit war das große abendländische Schisma perfekt. Die Kirche besaß nun zwei Päpste, die sich gegenseitig als unrechtmäßig erklärten und den jeweils anderen mit seiner ganzen Anhängerschaft aus der Kirche ausschlossen.

Obschon die römische Kurie später ganz einfach erklärt hat, dass Urban der rechtmäßige Papst gewesen sei, lässt sich historisch kaum sagen, welcher von beiden nun tatsächlich der Papst gewesen sein soll. Hier kommt man kaum weiter als mancher Pfarrer in der damaligen Zeit, der sich im Hochgebet, an der Stelle, an der für den Papst gebetet wird, ganz einfach mit der Formel beholfen hat, dass er für den bete,

"... welcher denn nun der rechtmäßige Papst sein möge."

Fast dreißig Jahre lang währte dieser erbarmenswürdige Zustand. Wenn einer der Päpste gestorben war, wählten seine Anhänger einen neuen, so dass sich das Schisma weiter und weiter durchhielt. Eine Lösung schien kaum in Sicht.

3. Der Lösungsvorschlag der Pariser Universität

Scharen von Theologen brüteten über dem Problem und die verschiedensten Lösungsvorschläge wurden erarbeitet und wieder verworfen. Für die Pariser Universität kamen letztlich nur drei Wege in Frage:

  • die via cessionis, der Weg über die freiwillige Abdankung eines Papstes,
  • die via compromissi, der Weg über ein Schiedsgericht, das zwischen den beiden Päpsten entscheiden sollte,
  • und die via concilii, eine Entscheidung durch ein allgemeines Konzil.

Dieser Ruf nach einem Konzil, das die Frage, welcher Papst denn nun der rechtmäßige wäre, klären sollte, läutete nun endgültig das Zeitalter des Konziliarismus ein, eine äußerst bewegte Periode in der Geschichte unserer Kirche, genauso, wie in der Geschichte der Theologie.

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