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Marieluise Gallinat-Schneider

Gemeindereferentin in Bruchsal

Vorträge von Marieluise Gallinat-Schneider

Seniorengemeinschaft St. Anton, 18. November 2010, Bruchsal

Gedenktag der Hl. Elisabeth von Thüringen

Andacht in der Hedwigskapelle

Eingangslied: GL 608, 1

Begrüßung:

Alfred Delp sagte einmal: "Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Güte und Liebe, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, hat sein Leben einen Sinn gehabt" Ich denke, dieser Satz trifft auf die Heilige Elisabeth besonders zu, sie hat das Leben heller gemacht, sie hat Güte in die Welt gebracht. Die Heiligen, an die wir um diese Zeit denken, die ja früher schon zur Fastenzeit des Advents gehörte, die mit Martin begann, dann eben Elisabeth und im Dezember der Heilige Nikolaus, waren solche Menschen, deren Leben einen Sinn hatte, weil sie Licht in die Welt gebracht haben durch ihren Einsatz für arme und notleidende Menschen, durch ihre Bereitschaft zum teilen und biblischen Leben. So beginnen wir diese Andacht im Vertrauen auf den, der das Leben hell macht, wir beginnen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Gedanken (gemeinsam)

Wenn wir sagen: Unser tägliches Brot -
meinen wir alles, was wir brauchen,
um in Frieden zu leben.
Brot ist Friede.

Darum hast Du, Heilige Elisabeth das Brot mit den Armen geteilt.

Essen können, statt zu hungern, ist Friede.
Trinken können, statt zu dürsten,
warm haben, statt zu frieren, ist Friede.
Schutz finden in einem Haus,
arbeiten können
und seine Kräfte einsetzen dürfen,
das alles ist Friede, ist tägliches Brot.

Darum hast Du, Heilige Elisabeth Dein Leben mit den Armen geteilt.

Unser tägliches Brot, von dem wir leben,
Wir können nicht leben,
wenn nicht das Wort zu uns kommt,
das ein anderer Mensch zu uns spricht.

Im Bibeltext bei Lukas hören wir: Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist, so warst auch Du barmherzig, Heilige Elisabeth.

Lied GL 614 1 + 3

Bibeltext: Von der Vergeltung und von der Liebe zu den Feinden:

Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch mißhandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, laß auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen. Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! (Lk 6, 27-38)

Gedanken:

Nur wenige Gedanken sind uns von Elisabeth selbst überliefert. Einer lautet: "Wir sind wie ein Schilf, das am Flussufer wächst. Schwillt der Fluss, so beugt sich das Schilf; sinkt das Wasser, so richtet es sich wieder empor und wächst in seiner Kraft fröhlich und erquickt weiter. So müssen auch wir uns bisweilen beugen und demütigen, um uns dann froh und erquickt wieder aufzurichten." und sie soll gesagt haben: Ich habe euch immer gesagt, ihr müsst die Menschen froh machen.

Elisabeth wird meist mit Krone, Brot und oder Rose abgebildet. Die Krone erinnert daran, dass sie adelig war, eine Königstochter, das Brot daran, dass sie stets die Armen gespeist hat und die Rose an eine Legende, von der wir später noch hören werden.Wir singen als Schlusslied das Lied Wenn das Brot, das wir teilen, ein Lied, das nach meiner Kenntnis in der DDR zum Fest der Heiligen Elisabeth entstand. Der Text wurde von C.P. März verfasst und erinnert an die Legende vom Brotwunder, an das Brot, das als Rose blüht. Das Lied ist aus einem Elisabeth-Oratorium. Auch die anderen Strophen sprechen von der hingebungsvollen Zuwendung zu Armen, Kranken und Leidenden, die Elisabeth ausgemacht haben. Der Bibeltext, das heutige Evangelium, erinnert uns daran, dass Elisabeth diese Forderungen des Evangenliums wirklich radikal gelebt hat. Sie hat alles gegeben, sie hat Menschen Gutes getan, die ihr gar nichts Gutes tun konnten, weil sie ihr gar nicht ebenbürtig waren, in ganz anderen Verhältnissen lebten. Sie war barmherzig bis zur Aufopferung. Manchmal macht sie uns schon Angst in ihrer Art, alles aufzugeben und so radikal dem Evangelium zu folgen. Wir fragen uns, hat sie daraus wirklich Freude geschöpft? War es für sie stimmig? Ich denke immer, ich bewundere diese Menschen, die so leben und gelebt haben. Ich weiß, ich freue mich auch an einem guten und bequemen Leben mit ein klein wenig Luxus. Aber dieses Evangelium führt uns wieder die Radikalität des Christentums vor Augen. Letztes Jahre haben wir mit unserem Amosprojekt auch viel über Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Armut nachgedacht, weil die Propheten des Alten Testamentes die Menschen immer wieder an diese Dinge erinnerten. So war es zu allen Zeiten notwendig, auch zur Zeit von Elisabeth

Fürbitten:

V: Wir beten zu Jesus Christus, der sich zum Diener aller machte:

Für alle, die in den Einrichtungen der Caritas mitarbeiten: dass sie sich von deinem Geist leiten lassen.

A.: Wir bitten Dich, erhöre uns.

Für die Wohlhabenden: dass sie ihr Herz gegenüber den Armen nicht verschließen.

A.: Wir bitten Dich, erhöre uns.

Für die Kranken und Notleidenden: dass wir in ihnen dich selbst erkennen.

A.: Wir bitten Dich, erhöre uns.

Für unsere Gemeinde: dass wir an der Not unserer Mitmenschen nicht achtlos vorübergehen.

A.: Wir bitten Dich, erhöre uns.

V: Herr Jesus Christus, einst wirst du uns nach unserer Liebe fragen. Schenke uns dein Erbarmen, der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit. A.: Amen.

Vater unser

Schlussgebet:

Guter Gott!

Gib uns Augen, die sehen, wo Menschen Not leiden.
Gib uns Hände, die helfen, wo Menschen uns brauchen.
Gib uns ein Herz, das bereit ist, zu teilen und zu helfen. Amen

Entlassung und Segen:

Gehet hin in Frieden - mit offenen Augen, offenen Ohren, offenen Händen und einem offenen Herzen. Dazu segne euch Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen

Lied: Wenn das Brot

anschließend Vortrag im Bernhardussaal:

Wartburg

Morgen, am 19. November, hat eine ganz besondere Frau ihren Namenstag, die Heilige Elisabeth. Meine Mutter heißt auch Elisabeth, daher war der 19. November bei uns immer wichtig und wenn der dann auch noch auf Buß- und Bettag fiel, einen Feiertag, der meinem evangelischen Vater viel bedeutete, haben wir in ökumenischer Vielfalt beide Feiertage vereint. Ich denke, das ist auch genau das Richtige bei Elisabeth, der einzigen wirklich ökumenischen Heiligen! Denn ihre Kirche in Marburg wurde zur evangelischen Kirche, blieb jedoch die Elisabethkirche. Auch die evangelische Kirche hat den 800. Todestag von Elisabeth im Jahr 2007, im Elisabethjahr, groß begangen, sie hat diese Frau, die Christus nachgefolgt ist, auch für sich angenommen. Elisabeth war die Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn und seiner Gattin Gertrud von Andechs. 1207 in Ungarn geboren, kam sie mit vier Jahren auf die Wartburg, wo sie von der Landgräfin Sophie, ihrer späteren Schwiegermutter, erzogen wurde. Vierzehnjährig wurde sie mit dem Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen vermählt. Die glückliche Ehe dauerte nur sechs Jahre, denn 1227 starb Ludwig auf dem Kreuzzug. Elisabeth war, als er aufbrach, zwei Tage mit ihm gezogen, da sie sich nicht von ihm trennen konnte. Als die Todesnachricht kam, sagte sie: "Tot. Tot soll mir nun aller Welt Freude und Ehre sein." Sie war 19 Jahre alt. Elisabeth war, als er aufbrach, zwei Tage mit ihm gezogen, da sie sich nicht von ihm trennen konnte. Als die Todesnachricht kam, sagte sie: "Tot. Tot soll mir nun aller Welt Freude und Ehre sein." Sie war 19 Jahre alt. . Eine tiefe Christusliebe hatte sie schon bisher erfüllt und in ihr die Liebe zur Einfachheit, zur Armut und zu den Armen genährt. Im ganzen Land gab es viele kranke und arme Menschen. Es herrschte große Not. Elisabeth sah die Not. Sie wollte helfen. Sie dachte viel an Jesus und wollte den Menschen helfen. Sie ging jeden Tag zu den Armen und Kranken im Dorf. Sie baute unterhalb der Wartburg wohl auch schon ein Krankenhaus.

Es war natürlich, dass die Botschaft des hl. Franz von Assisi bei ihr ein Echo fand. Sie hat sich wohl franziskanischen Idealen angeschlossen, wurde aber keine Franziskanerin. Unterschiedliche Aussagen über ihr Leben finden sich in den verschiedenen Heiligenviten, aber klar ist wohl, dass sie nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr geheiratet hat, sondern in Armut lebte, franziskanisch oder als Begine oder bei der Hospitalitergemeinschaft. Beginen waren Frauen, die in sogenannten Beginenhöfen jedoch jede in einem eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung lebten und sich Askese, Keuschheit und einem gottesfürchtigen Leben mit einem zeitlichen Gelübde unterwarfen. Viele waren Witwen oder ansonsten unverheiratet. Sie gingen ihren Tätigkeiten nach und aßen und beteten gemeinsam. Diese Beginenbewegung begann zu Beginn des 13. Jahrhunderts und war im Mittelalter weit verbreitet, obwohl diese Frauen vielen Männern der damaligen Gesellschaft ein Dorn im Auge waren, weil sie sehr eigenständig waren. Viele wurden als Ketzerinnen angezeigt, weil sie in ihrem Glauben freier waren. Besonders in Belgien gibt es eine berühmte Beginenbewegung.

Sie verschenkte alles, was sie hatte, die Krone, die Perlen, den Schmuck. Darüber ärgerten sich viele Menschen auf dem Schloß. Eine Legende berichtet uns, dass Elisabeth eines Tages wieder mit einem Korb voller Brote unterwegs war. Unterwegs traf sie einen Verwandten vom Schloss, der ihr entgegenritt. Er wollte wissen, was in dem Korb ist. Elisabeth hatte Angst, dass er nicht mit ihrem Tun einverstanden wäre, öffnete aber den Korb dennoch. Statt der Brote lagen im Korb lauter wohlriechende Rosen. So half Gott der Elisabeth, die nur Gutes tun wollte. Wir haben eben schon das Lied gesungen, dessen erste Strophe, wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht, an dieses Wunder erinnert.

Nach dem Tod ihres Mannes war es für Elisabeth nach Aussagen vieler Berichte schwierig auf der Wartburg, da ihr Mann ihr Fürsprecher war. Sie floh von der Wartburg, wo man ihre Art und ihre Sendung nicht verstand, und lebte mit ihren Kindern in großer Armut. Da ihr Beichtvater Konrad von Marburg war, ein sehr asketischer Mann, dessen Anteil an Elisabeths Prägung in Veröffentlichungen zur 800-Jahrfeier 2007 betont wurde, zog Elisabeth nach Marburg an der Lahn und konnte dort ein Spital gründen, das sie leitete und in dem sie die Arbeiten übernahm, die sonst niemand tun wollte. Sie selbst starb nach kurzer Krankheit in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1231. Erst nach ihrem Tod wurde ihre Größe sichtbar.

Es war die Zeit, in der viele Menschen erkannten, dass es nicht dem Evangelium entspricht, ein prunkvolles, genußvolles Leben zu führen. Viele waren von den Gedanken von Franz von Assisi, der von 1182-1226 lebte und den Franziskanerorden als Bettelorden mit dem Ideal der radikalen Armut gründete. Diese Armutsbewegung steckte viele, auch gerade reiche Menschen an. Es war sicher notwendig, dass es diese Menschen gab, denn nach 1000 Jahren hatten viele die eigentlichen Ideale des Christentums vergessen, auch die Klöster waren nicht mehr so, wie bei der Gründung der ersten, als es Asketen waren, sondern hatten Reichtum, Macht und Einfluss. Es war daher gut, dass wieder Menschen an das Eigentliche erinnerten, Menschen wie Franziskus und Elisabeth. Im Religionsunterricht in der Grundschule erinnern wir in den ersten zwei Jahren gerne an Heilige wie Martin, Elisabeth und Nikolaus, um zu verdeutlichen, dass es Menschen gibt und gab, die mit anderen Menschen teilten und ihr Leben der Nächstenliebe widmeten.

Heute freut es mich dabei als Frau natürlich, dass darunter eine Frau, nämlich Elisabeth ist. Die Zeit Elisabeths hat viele fromme Frauen hervorgebracht, auch Frauen, die gebildet waren und durch ihre Schriften bekannt waren, was bei Elisabeth jetzt nicht der Fall ist, sie hat durch ihr vorbildliches Beispiel im Dienst an den Armen und Kranken die Jahrhunderte überdauert. Eine Hildegard von Bingen (1098-1179), die als Äbtissin hervorragendes geleistet hat oder eine Mechthild von Magdeburg (1210-1283), die als Mystikerin große Texte verfasst hat, sind andere Frauen dieser Epoche, aber auch Klara, für die Franziskus den 2. Orden gründete, die 1212 den Franziskanern beitrat, auch eine junge Frau aus Assisi, aus reichem Haus, die wie Franziskus der Armutsbewegung dienen wollte. Viele Fürstinnen Europas finden später in den Klöstern des 2. Ordens Zuflucht. Klara hat die Armutsbewegung der Frauen jener Zeit geprägt, Frauen wie eben Elisabeth.

Elisabeth hat noch eines geschafft. Sie ist, wie ich schon erwähnte, auch für die evangelische Kirche wichtig geblieben und in einer Zeit, als Deutschland nach dem 2. Weltkrieg in zwei Staaten getrennt war, wurde ihr Fest in der DDR und in Marburg in Hessen begangen, sie ist Landespatronin von Hessen und Thüringen und hat so auch die getrennten Staaten verbunden. Was daneben immer betont wird, sie wurde in Ungarn geboren und lebte später in Thüringen, sie war also ein wahrhaft europäische Heilige.

Auch heute suchen Menschen nach einem Leben in der wahren Nachfolge Jesu. Wenn es bei Matthäus 5 in der Bergpredigt heißt: "Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.", dann haben dies auch in den 70ger Jahren viele so verstanden, dass sie abgeben sollen, dass sie ihr Leben reduzieren sollen. Es gibt Menschen, die wollen heute wie die heilige Elisabeth auf Konsum verzichten, mit den Armen teilen, Kranke pflegen und damit in der Nachfolge Jesu leben, mit Elisabeth als Vorbild.

(Marieluise Gallinat-Schneider)