Rosenkranzandacht gehalten im Oktober 1997, St. Paul, Bruchsal
Rosenkranzstationen
Begrüßung: Wir wollen uns Punkten im Leben Mariens zuwenden, die mit ihrer Rolle als Mutter zu tun haben. Wir spüren ihrem Leben als Mutter Jesu nach. Wir als Mütter befassen uns mit zentralen Gedanken, die um Schwangerschaft, Geburt und Trennung von den größerwerdenden Kindern kreisen. Diese Gedanken waren Maria sicher nicht fremd. Mit den biblischen Texten und unseren heutigen Gedanken wenden wir uns drei Gesätzen des Rosenkranzgebetes zu.
Die Verheißung der Geburt Jesu
Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in die Stadt Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du dem Namen Jesus geben.
Gedanken zu "Den Du oh Jungfrau vom Heiligen Geist empfangen hast"
Ein Kind zu erwarten, bedeutet immer eine Lebensentscheidung. Manchmal ist es eine bewusste Lebensentscheidung, manchmal passiert es halt einfach und das bewußte "Ja" wird erst im Anschluß gesprochen. Wie ist es Maria wohl ergangen, als sie erfuhr, daß sie schwanger ist? Sicher hat sie all die Gefühle erlebt, die dazu gehören. Da ist zunächst die Freude, ein Kind im Bauch zu haben, das heranwächst. Aber da ist auch die Angst:
- wird das Kind gesund sein?
- werde ich meiner Verantwortung als Mutter gerecht?
- wie wird das sein, ein Kind zu bekommen?
- trägt mein Partner die Entscheidung mit?
Die Schwangerschaft ist eine Zeit, in der ich mit gemischten Gefühlen ausgestattet bin: Die ersten drei Monate überwiegen manchmal Müdigkeit, Unwohlsein und auch Unsicherheit aufgrund der neuen Situation. Dann kommen die Monate in denen ich mich topfit fühle, das Kind ist auch schon zu spüren, Vorfreude macht sich breit. Zuletzt kommt die Phase, in der ich wünsche, daß es bald vorbei ist, weil alles sehr anstrengend wird. Gleichzeitig kommt langsam aber auch die Angst vor der Geburt.
Sicher hat Maria all das auch durchlebt. Nur, bei ihr war es manchmal sicher noch schwerer. Sie hatte einen Partner, der nicht Vater des Kindes war, wußte nicht, ob er sie deshalb verstößt, ob er sie heiratet und wußte auch nicht, wie es nach der Geburt weitergehen sollte. Ob sie da immer zu dieser Lebensentscheidung gestanden hat?
Sicher hatte sie auch Angst und Zweifel. Aber ganz sicher hat sie auch die Freude gespürt, die jede Frau spürt, die ein Kind bekommt.
Stille
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus,
.......den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast..
Heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen
Die Geburt Jesu
In jenen Tagen ließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit der Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
Gedanken zu "Den Du oh Jungfrau geboren hast"
Die Geburt eines Kindes ist sicher das Schönste, was einer Frau passieren kann. Zunächst sind da zwar Schmerzen und Anstrengung, aber wenn das Kind da ist, ist alles vergessen.
Ich halte mein Kind in den Händen, sehe es zum ersten Mal bewußt an. Ich erforsche sein Gesicht, seine Händchen. Alles ist neu für mich und dennoch vertraut. Es ist als ob wir schon immer zusammengehörten. Das Glücksgefühl über dieses kleine Wesen ist unbeschreiblich. Nie wird Gottes Gegenwart, seine Liebe, so deutlich wie in einem neugeborenen Kind. Es ist ganz klar, daß ich ein Geschenk Gottes in den Händen halte. Dieses Kind wurde mir anvertraut, es ist nicht mein Eigentum. Aber ich darf es lieben, hegen und pflegen und dafür sorgen, daß es zu einem verantwortungsbewußten Menschen heranwächst. Ich jubiliere leise in meinem Inneren, die Freude ist still, aber übergroß. "Danke lieber Gott"
Sicher hat Maria genauso empfunden. In dem Moment der Geburt hat sie ihre Entscheidung sicher nicht bereut sondern Ja gesagt und gedankt.
Stille
Vater unser
Gegrüßet seist du Maria
.......den du, o Jungfrau, zu Bethlehem geboren hast.
Heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen
Der zwölfjährige Jesus im Tempel
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. Nach drei tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.
Gedanken zu "Den Du oh Jungfrau im Tempel wiedergefunden hast"
Ich kann mir so richtig vorstellen, wie Maria empfunden hat, als sie Jesus nach langer Suche im Tempel gefunden hat:
Da war die Freude, das Kind endlich wieder in den Armen zu halten. "Gott sei Dank, ihm ist nichts passiert!" Aber es kommt auch der Ärger: " Oh dieses Kind! Da sucht man stundenlang nach ihm, und es tut, als sei nichts passiert. Diese Kinder! Immer wollen sie eigene Wege gehen, alles selbst ausprobieren! Ich kann alleine! Wenn das Kind so richtig trotzig ist, frage ich mich: Was passiert jetzt in Dir? Warum benimmst Du Dich so fremd (oder bin ich es, die sich oft ähnlich verhält und daher ärgert es mich besonders?)? Wie wird das später werden? Wirst Du entgleisen, Dir nichts sagen lassen, keinen Rat annehmen? Manchmal habe ich große Angst um Dich. Gerätst Du etwa in schlechte Gesellschaft? Kann Dein Glaube Dich dann noch tragen, dem ganzen standhalten?
Ich kann nur für Dich beten. Ich bitte Gott, daß er Dich beschützt, wenn ich es nicht mehr schaffe und du andere Wege gehst, als die, bei denen ich denke, daß sie gut für dich sind.
Stille
Vater unser
Gegrüßet seist du Maria
.......den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast
Heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen
Es segne uns Gott:
Der Vater, der den Engel Gabriel zu Maria, der Jungfrau in Nazaret sandte,
der Sohn, der Mensch geworden ist aus Maria, der Jungfrau und Mutter,
der Heilige Geist, durch den Jesus Christus Fleisch angenommen hat.Amen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.
(Marieluise Gallinat-Schneider)