Bußgottesdienst gestaltet mit der Gruppe "Alltäglich Glauben", 22. Oktober 2012, Werktagskirche St. Paul, Bruchsal
Thema: "Von der Liebe zu den Feinden"
Eingangslied Ich steh vor dir mit leeren Händen Gotteslob (GL) 422
Begrüßung
Gebet
Lied Selig seid ihr GL 459
Lesung:
Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen…
Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab. Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist. (Mt 5, 37, 42)
Predigt
Ich habe für das Liedblatt ein Bild gewählt, das, zunächst erscheint es komisch, eine Kinderzeichnung. Zugegeben, ja, es ist aus einem Religionsbuch für Zweitklässler, also nicht für unsere Zielgruppe. Es ist das Zwerglein Wut! Wir sehen einen Zwerg mit geballten Fäusten, ausgebreiteten Armen und Beinen sowie weit aufgerissenen Augen. Jede und jeder von uns kennt Kinder in der Trotzphase, wenn sie sich auf den Boden schmeißen oder zornesrot mit den Füßen stampfen, die Fäuste ballen und vor Wut nicht ein oder aus wissen. Dazu möglicherweise lautes Geschrei: "Ich will aber" So ein Zwerglein Wut haben aber nicht nur trotzige Kinder in sich, sondern auch wir. Es ist menschlich, solche Gefühle zu haben. Im Religionsbuch wird beschrieben, wie irgendwann im Laufe des Tages das Zwerglein Wut bei einem Jungen, der offensichtlich, wie man so schön sagt, mit dem falschen Fuß aufgestanden ist, kleiner wird, weil andere ihm mit Freundlichkeit begegnen. Wir können unsere Wut nicht mehr wir kleine Kinder ausleben, aber in uns drin steckt dennoch viel davon. Und ich denke, das Gefühl muss zunächst auch mal da sein dürfen. Es darf auch Momente geben, in denen wir nicht sofort wieder gut mit jemandem sind, der uns verletzt hat.
Aber dies darf nie das letzte Wort sein. Die Radikalität des Christentums ist genau die, das wir weitergehen. In seinem Jesusbuch, das ja Grundlage unserer Spurensuche ist, die ab November beginnt, schreibt Hans Küng: " Nach Jesus ist Liebe nicht nur Nächstenliebe, sondern entscheidend Feindesliebe. Und nicht die Menschenliebe, auch nicht die Nächstenliebe, sondern die Feindesliebe ist das für Jesus Charakteristische." In der Bergpredigt bei Lukas fordert Jesus uns auf, unsere Feinde zu lieben und denen, die uns hassen Gutes zu tun. Der heutige Abschnitt ist aus der Bergpredigt nach Matthäus. Gott selbst als unser Vater macht keinen Unterschied zwischen Freund und Feind, seine Liebe gilt allen. Wenn ich in Jesu Nachfolge treten will, bin ich aufgefordert, meinen Gegner zu lieben, denn Liebe spekuliert nicht auf Gegenliebe.
Besinnungsteil
- Block I
Jesus sagt: "Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten". Lk 5,32
Dieser Satz stammt aus dem Evangelium, in dem der Zöllner Levi Jesus zum Mahl einlädt. Zöllner waren Verbrecher, Abschaum, schlimme Menschen. Und das Mahl gilt gerade in orientalischen Gesellschaften als heilig, da setzt man sich nicht mit Menschen hin, die man nicht mag. Jesus jedoch tat dies.
Wie gehe ich mit Menschen um, die mir unangenehm sind?
Habe ich Scheu vor Menschen, die anders sind, nicht der Norm entsprechen?
Kann ich über meinen Schatten springen und auf jemanden zugehen, der mir unsympathisch ist?
Jemandem in der Bank den Friedensgruß reichen, mit dem ich sonst eigentlich nichts zu tun haben will?
dazwischen Liedruf Bekehre uns, vergib die Sünde GL 266 - Block II
Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt.
Wir haben beim Einkehrtag dieses Jahr an Menschen gedacht wie Dietrich Bonhoeffer, Alfred Delp oder Edith Stein, die im Nationalsozialismus ihr Leben lassen mussten. Sie haben immer wieder zur Feindesliebe aufgefordert und nie Hass gelehrt. Angesichts eines Feindes wie dem Nationalsozialismus scheinen unsere Feinde nicht sehr gewaltig.
Aber dennoch gibt es in uns Anteile von Feindschaft und Hass. Kann ich nach einiger Zeit jemanden wieder die Hand zur Versöhnung reichen?
Oder, wenn das Problem groß, der Graben unüberwindbar, die Verletzung zu tief eingegraben ist, kann ich dann wenigstens bei Gott um Frieden bitten?
Oder konserviere ich meinen Hass scheinbar wie in einem Schatzkästlein?
Kann ich Menschen Gutes tun ohne eine Gegenleistung zu erwarten?
Liedruf Bekehre uns, vergib die Sünde GL 266 - Block III
Und erlaß uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. (Mt 6,12)
So lautet eigentlich die Vater unser Bitte. Gott vergibt in dem Maß wie wir bereits vergeben haben. Ein hoher Anspruch. Sind wir überhaupt zur Vergebung bereit?
Kann ich um Christi Willen vergeben?
Bin ich nachtragend?
Kann ich den ersten Schritt machen?
Wie viel Bereitschaft zum nachgeben gibt es in mir?
Kann ich meinen Zorn irgendwann in kreative Bahnen lenken, statt dass er mich auffrisst?
Liedruf Bekehre uns, vergib die Sünde GL 266
Stille
Vergebungsakt
Jede und jeder bekommt ein Stück schwarzen Stoff. Dieser Stoff darf in der Stille geknüllt, zusammengerollt, auseinandergezogen, glattgestrichen und gedrückt werden, gerade so, wie wir es brauchen. Der Stoff darf so etwas wie ein Wutableiter sein, wir wollen in ihn unsere Gefühle, die wir für andere hegen, abgeben. Wenn wir so weit sind, legen wir die Stofffetzen auf dem Kreuz ab, wir geben damit unsere Wut, unseren Haß und Ärger symbolisch an Jesus ab. Wir wollen heil werden davon, diese Last ablegen.
Lied: Bleib mit Deiner Gnade bei uns
Vergebungsbitte
Wir beten gemeinsam:
Gott, unser Vater,
wir haben dein Lob gesungen
wir haben deine frohe Botschaft gehört
wir haben uns Gedanken darüber gemacht.
Wir erkennen, dass wir gesündigt haben.
Wir sehen das Gute und tun das Böse,
oft ist uns der erste Schritt zu schwer
das versöhnliche Wort kommt nicht über unsere Lippen.
Es tut uns leid.
Wir bitten Dich:
Nimm Du uns an trotz unserer Fehler, trotz unserer Schuld. Amen.
Vater unser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Lied Herr, gib uns deinen Frieden, Berliner Katholikentagsliederbuch, 1990 Nr. 85
Gebet
Segen
Schlusslied Nun jauchzt dem Herren GL 144, 1 + 5-7.
(Marieluise Gallinat-Schneider)