Bußgottesdienst mit Erstkommunionkindern, 27. März 2009, St. Peter, Bruchsal
Thema: ...vielleicht ist da einer, der gibt dir die Hand oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel
Lied: Wo Menschen sich vergessen
Begrüßung
Einführung:
Ich kenne ganz viele Bilder oder Figuren von Engeln. Schaut mal auf Euer Liedblatt, da seht ihr ein ganz ungewöhnliches.
Ich habe es vor einem Jahr im Adventskalender gefunden, der damals Engel zum Thema hatte. Hugo Simberg, ein finnischer Maler, hat das Bild vor rund 100 Jahren gemalt. Zu sehen ist etwas ganz Merkwürdiges: Ein Engel - ein "kleiner" Engel - hat sich verletzt. Eine Kopfwunde hat er sich zugezogen und einen Riss im Flügel. Ein Engel. Einer, der sonst hilft und rettet, Wunden heilt und Wege weist. Jetzt braucht er selber Hilfe.
Also: Das ist schon eine traurige Geschichte. Wir wissen nicht genau, was passiert ist, aber wir können uns was denken. Und wir können sogar etwas von uns wiedererkennen. Das ist euch doch sicher auch mal passiert. Ihr wolltet etwas machen, etwas schaffen, vielleicht etwas ganz Besonderes, etwas Tolles. Und dann seid ihr auf die Nase gefallen. Hoch hinaus wolltet ihr - und dann seid ihr leider abgestürzt.
Aber: Das Bild ist nicht nur traurig. Dem kleinen Engel wird ja geholfen. Und wie! Die beiden Jungen haben sich was einfallen lassen, eine Trage zusammengebaut. Und nun tragen sie ihn ganz vorsichtig. Das ist für mich das Wichtigste im Bild: Die Jungen packen an, sie lassen den armen Engel nicht hängen. Und mindestens ebenso wichtig: Der lässt sich auch nicht hängen. Er stemmt sich nach vorn, hält sich selbst - und seine Blümchen - gut fest.
- Bußakt I (Übers Ziel hinausgeschossen)
Wir sind oft sicherlich auch übereifrig in dem, was wir machen, wollen etwas ganz besonders gut machen und schießen über das Ziel hinaus. Wann bin ich wie der Engel dabei auf den Hosenboden geplumst?
Haben wir auch schon Lasten getragen und sind damit gestürzt? - Bußakt II (Verletzte Engel - ohne Hilfe)
Wir wollen heute nachdenken, wo wir den armen Engel hätten hängen lassen. Sind wir immer bereit zu helfen?
Wenn gerade die, die uns helfen, verwundet sind (wenn die Eltern oder Großeltern mal krank sind und Hilfe brauchen), sind wir dann bereit, einige Dienste zu übernehmen? - Bußakt III (Niemand hast Du geschickt, der mir half...)
Wie oft denken wir, es wäre schön, wenn ein Engel käme, der uns hilft. In der Bibel klappt das scheinbar so einfach, da erscheinen Engel im Traum und warnen, schützen und geben ein, was zu tun ist. Aber, erkennen wir dann auch, dass uns im Traum jemand warnt?
Wollen wir überhaupt Hilfe annehmen?
Merken wir, wenn uns jemand geschickt oder geschenkt wird und nehmen Rat an?
Lesung
Wenn dann ein Engel ihm zur Seite steht, ein Mittler, einer von den Tausenden, dem Menschen zu verkünden, was recht ist, wenn dieser sich erbarmt und spricht: Erlös ihn, daß er nicht ins Grab absteige, Lösegeld hab' ich für ihn gefunden!, dann blüht sein Fleisch in Jugendfrische, zu Jugendtagen kehrt er zurück. Betet er zu Gott, so ist er ihm gnädig, er darf sein Angesicht schauen in festlichem Jubel. Dem Menschen gibt er die Gerechtigkeit wieder. Er singt bei den Menschen und spricht: Gesündigt hatte ich und das Recht verkehrt; doch hat er mir nicht mit Gleichem vergolten, meine Seele erlöst vor dem Abstieg ins Grab, mein Leben darf schauen das Licht. Sieh, alles das pflegt Gott zu tun, zweimal, ja dreimal mit den Menschen, um fernzuhalten seine Seele von dem Grab, um ihm zu leuchten mit dem Licht des Lebens. (Ijob 33, 23-30)
Auslegung
Engel haben in den letzten Jahren oft Hochkonjunktur. Auch sie können eine Form der Gottesoffenbarung sein. Es gibt schwierige Situationen, in denen wir vielleicht gespürt haben, dass dann Menschen kamen, die uns vorkamen, wie von Gott gesandt. Es gibt himmlische Boten, aber auch Gottesboten in Form von Menschen. Auch in der Bibel sind Menschen oft in die Wüste gegangen oder auf Berge und erst dort hatten sie Bekehrungserlebnisse. Diese Bekehrungen waren oft intensive Gotteserfahrungen, ohne Mittler, ohne Boten. Aber egal, ob Engel oder Gott, oft machen erst Stille, Einkehr und innere Offenheit die Begegnungen möglich. Gott schickt uns seine Botschaft oft in anderer Form, als wir es erwarten. In einem Gedicht heißt es, Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel, vielleicht ist es einer, der gibt dir die Hand oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel. Warten wir nicht auf geflügelte Wesen mit goldenem Haar und weißem Gewand, sondern nehmen die Menschen an, die sich uns anbieten, die sich als Engel zu erkennen geben. Gott offenbart sich im Menschen, im anderen, im Nächsten. Wenn wir versuchen, so zu handeln, dann finden wir lächelnde Engel, so wie an der Kathedrale von Reims, das Bild von diesem Engel sehen wir hier auf dem Blatt.

Einladung zur Umkehr:
Es tut mir leid (dazu leise Musik)
Vergebungsbitte
alle beten gemeinsam
Guter Gott, oft waren wir mit Blindheit geschlagen. Dann ist einer mit uns gegangen und wir haben es nicht erkannt. Manchmal sehen wir nur, was wir sehen wollen. Dann kannst Du uns auch einen Engel schicken, der uns sagt, was richtig ist und wir handeln nicht so. Es tut uns leid. Verzeih uns, was wir falsch gemacht haben. Wir bitten dich, leite uns deine Wege und steh an unserer Seite, damit wir das tun, was richtig ist. Amen.
Vater unser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Lied: Halte zu mir guter Gott
(Marieluise Gallinat-Schneider)