Erstkommunionvorbereitung
Geistliches Wort zur ACG-Sitzung am 14.07.05 in St. Anton, Bruchsal
Thema: Gedanken zum Löwenzahn
Als wir im Januar überlegten, unter welchem Thema die Erstkommunionvorbereitung in unseren Gemeinden in diesem Jahr stehen könnte, schlug eine Mutter das Thema Löwenzahn-Pusteblume vor. Ich stutzte und fand das Thema komisch.
Ein Unkraut, das mich ärgert, wenn es durch die Steine der Hofeinfahrt bricht, soll die Überschrift, das Leitmotiv über die Erstkommunion sein?
Eine Kollegin, die unsere Stellwand in der Kirche sah, fragte mich auch: "was hat denn das mit Gott zu tun?"
Nun ist klar, Theologen schaffen es, jedes Thema mit Gott zu tun haben zu lassen. Aber ganz so ist es nicht. Je mehr ich mich mit dem kleinen gelben Löwenzahn beschäftigte, je klarer wurde mir, was er mit Gott zu tun hat. Da meine eigene Tochter in diesem Jahr bei den Kommunionkindern dabei war, war das Thema natürlich auch bei mir zu Hause präsenter, als in den Jahren, wo ich damit nur beruflich beschäftigt bin.
Und was fiel uns da alles ein, als wir über diese gelben Sonnen oder Sterne nachdachten, über die Flieger, die über Sommerwiesen gleiten...
Lange Wurzeln, Wurzeln in Gott für unsere Kinder
Die Kinder fliegen weg, wie die Flieger der Pusteblume
Der Löwenzahn verwelkt und die Flieger bringen Frucht (Tod und Auferstehung)
Löwenzahn im Asphalt, dringt durch Teer und Steine, das Leben bahnt sich einen Weg wider alle Hoffnung
Kraft des Lebens, die durch Verhärtungen bricht, mitten durch den harten Belag des Weges
Lobpreis des Schöpfers
Unkraut, unwert, Wert des Lebens?
Nur wer Wurzeln hat, kann fliegen
Alles ist schwierig, bevor es leicht wird
Auch ich muss mich entfalten, größer werden, aus mir herausgehen, mich teilen und verschenken., sonst bleibe ich einsam
Der Löwenzahn verbindet Himmel und Erde. Er lebt vom Licht in der Höhe und vom Wasser und der Kraft in der Erde. Er "stammt" aus unzähligen Wurzeln und streckt sich dem Licht, dem Himmel entgegen
neue Pflanzen Wurzeln zu schlagen und zu leuchten wie die Sonne, Samen der Pusteblume werden auch in alle Himmelsrichtungen gestreut, wo sie landen, ist für jeden von ihnen unterschiedlich: Mancher fällt auf lockeren Boden, wo es leicht ist zu wurzeln. Andere müssen sich mit viel Durchhaltevermögen durchsetzen, um im Glauben wachsen zu können
Evangelium vom letzten Sonntag: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. (Mt 13,1-9)
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass Sie in diesem Sommer, wenn Sie wandern und in der Natur unterwegs sind, nicht achtlos an Löwenzahn und anderem Unkraut vorbeigehen, sondern auch darin einen Lobpreis unseres Schöpfers sehen.
(Marieluise Gallinat-Schneider)