... auf der Spur Jesu

Dokumentation eines gemeinsamen Weges


"... per Anhalter durchs Evangelium"

Gertrud Willy und Olaf Bühler, Mitglieder aus den Gemeinden, haben die Teilnehmenden des Prozesses jeden Tag mit einem Impuls zu einem Abschnitt aus den Evangelien begleitet. Der Titel dieser Reihe, die allmorgendlich per Mail ins Haus flatterte, war - wie wohl unschwer zu erkennen ist - vom Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" inspiriert.

Die jeweiligen Inpulse sind hier dokumentiert. Sofern nicht anders vermerkt, sind sie von den beiden selbst verfasst.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 201

Fr., 7. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 18, 1-11:

1 Nach diesen Worten ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus, auf die andere Seite des Baches Kidron. Dort war ein Garten; in den ging er mit seinen Jüngern hinein. 2 Auch Judas, der ihn auslieferte, kannte den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen Jüngern zusammengekommen war. 3 Judas holte die Soldaten und die Gerichtsdiener der Hohepriester und der Pharisäer und kam dorthin mit Fackeln, Laternen und Waffen. 4 Jesus, der alles wusste, was mit ihm geschehen sollte, ging hinaus und fragte sie: Wen sucht ihr? 5 Sie antworteten ihm: Jesus von Nazaret. Er sagte zu ihnen: Ich bin es. Auch Judas, der ihn auslieferte, stand bei ihnen. 6 Als er zu ihnen sagte: Ich bin es!, wichen sie zurück und stürzten zu Boden. 7 Er fragte sie noch einmal: Wen sucht ihr? Sie sagten: Jesus von Nazaret. 8 Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr also mich sucht, dann lasst diese gehen! 9 So sollte sich das Wort erfüllen, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast. 10 Simon Petrus, der ein Schwert bei sich hatte, zog es, traf damit den Diener des Hohepriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Diener aber hieß Malchus. 11 Da sagte Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat - soll ich ihn nicht trinken?
(Joh 18, 1-11)

Er weiß was kommt und sucht nicht das Weite
Er geht sogar auf die zu, die ihn verhaften
Simon Petrus zieht das Schwert
will sich wehren
Dem erteilt Jesus eine Absage

Hoffentlich nicht immer und überall

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 202

Sa., 8. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 18, 12-27:

12 Die Soldaten, der Hauptmann und die Gerichtsdiener der Juden nahmen Jesus fest, fesselten ihn 13 und führten ihn zuerst zu Hannas; er war nämlich der Schwiegervater des Kajaphas, der in jenem Jahr Hohepriester war. 14 Kajaphas aber war es, der den Juden den Rat gegeben hatte: Es ist besser, dass ein einziger Mensch für das Volk stirbt. 15 Simon Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus. Dieser Jünger war mit dem Hohepriester bekannt und ging mit Jesus in den Hof des Hohepriesters. 16 Petrus aber blieb draußen am Tor stehen. Da kam der andere Jünger, der Bekannte des Hohepriesters, heraus; er sprach mit der Pförtnerin und führte Petrus hinein. 17 Da sagte die Pförtnerin zu Petrus: Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sagte: Ich bin es nicht. 18 Die Knechte und die Diener hatten sich ein Kohlenfeuer angezündet und standen dabei, um sich zu wärmen; denn es war kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich. 19 Der Hohepriester befragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. 20 Jesus antwortete ihm: Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich im Geheimen gesprochen. 21 Warum fragst du mich? Frag doch die, die gehört haben, was ich zu ihnen gesagt habe; siehe, sie wissen, was ich geredet habe. 22 Als er dies sagte, schlug einer von den Dienern, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sagte: Antwortest du so dem Hohepriester? 23 Jesus entgegnete ihm: Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich? 24 Da schickte ihn Hannas gefesselt zum Hohepriester Kajaphas. 25 Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sagten sie zu ihm: Bist nicht auch du einer von seinen Jüngern? Er leugnete und sagte: Ich bin es nicht. 26 Einer von den Knechten des Hohepriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sagte: Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen? 27 Wieder leugnete Petrus und gleich darauf krähte ein Hahn.
(Joh 18, 12-27)

"Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?"

Da will einer etwas nicht hören
Er stört sich daran
bestraft mit Gewalt
das Ungehörige
Unbequeme
hier im Kleinen
am nächsten Tag
auf Golgatha
geschieht es nochmals
endgültig

Und ER zeigt mit letzter Konsequenz:
Nicht auf die Bequemlichkeit
die Passung
die Schonung von Gefühlen
kommt es an

All das
sind "nice to haves"
Von Bedeutung
ist Anderes

Wenn ein paar Menschen recht miteinander zufrieden sind, kann man meistens versichert sein, dass sie sich irren.

Johann Wolfgang von Goethe

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 203

So., 9. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 18, 28-40:

28 Von Kajaphas brachten sie Jesus zum Prätorium; es war früh am Morgen. Sie selbst gingen nicht in das Gebäude hinein, um nicht unrein zu werden, sondern das Paschalamm essen zu können. 29 Deshalb kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen? 30 Sie antworteten ihm: Wenn er kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht ausgeliefert. 31 Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn doch und richtet ihn nach eurem Gesetz! Die Juden antworteten ihm: Uns ist es nicht gestattet, jemanden hinzurichten. 32 So sollte sich das Wort Jesu erfüllen, mit dem er angedeutet hatte, welchen Tod er sterben werde. 33 Da ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden? 34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? 35 Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? 36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier. 37 Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. 38 Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit? Nachdem er das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. 39 Ihr seid aber gewohnt, dass ich euch zum Paschafest einen freilasse. Wollt ihr also, dass ich euch den König der Juden freilasse? 40 Da schrien sie wieder: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.
(Joh 18, 28-40)

Es geht nie darum, wer die Wahrheit hat. Nicht einmal darum was die Wahrheit ist. Denn was soll das schon für eine Wahrheit sein, die jemand zu kennen glaubt. Das Leben ist so komplex, dass es kaum ewige Wahrheiten geben kann. Die Frage nach dem "Was?", ist demnach eigentlich immer zum Scheitern verurteilt. Es geht nicht darum, nach dem "Was?" zu fragen, was Wahrheit sei. Eigentlich geht es um die Frage nach dem "Wer?"

Wer ist die Wahrheit? Und das hatte Pilatus offenbar nicht verstanden. Jesus sprach nicht davon, was wahr sei, er sprach davon wer die Wahrheit ist! Gott ist die Wahrheit. Und das ist die Botschaft Jesu. Wahrheit ist nämlich keine Sache, Wahrheit ist eine Person - nämlich Gott. Und man kann diese Wahrheit deshalb gar nicht finden, wenn man sie wie eine Sache sucht. Jesus macht uns klar, dass Wahrheit immer nur im Dialog zu begreifen ist, in der Auseinandersetzung mit diesem Gott. Was hältst Du, mein Gott, für diesen Augenblick und in dieser Situation für wahr und richtig.

Jörg Sieger, Predigtauszug vom 25. November 2012

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 204

Mo., 10. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 19, 1-5:

1 Darauf nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. 2 Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf das Haupt und legten ihm einen purpurroten Mantel um. 3 Sie traten an ihn heran und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! Und sie schlugen ihm ins Gesicht. 4 Pilatus ging wieder hinaus und sagte zu ihnen: Seht, ich bringe ihn zu euch heraus; ihr sollt wissen, dass ich keine Schuld an ihm finde. 5 Jesus kam heraus; er trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, der Mensch!
(Joh 19, 1-5)

Da schaut ihn an
geschlagen
mißhandelt
verhöhnt
bespuckt

und dennoch
die Essenz
das Menschsein
es bleibt

Wie IHM
kann mir das
kein anderer nehmen

nur ich selbst
kann es aufgeben

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 205

Di., 11. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 19, 6-16a:

6 Als die Hohepriester und die Diener ihn sahen, schrien sie: Kreuzige ihn, kreuzige ihn! Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn und kreuzigt ihn! Denn ich finde keine Schuld an ihm. 7 Die Juden entgegneten ihm: Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich zum Sohn Gottes gemacht hat. 8 Als Pilatus das hörte, fürchtete er sich noch mehr. 9 Er ging wieder in das Prätorium hinein und fragte Jesus: Woher bist du? Jesus aber gab ihm keine Antwort. 10 Da sagte Pilatus zu ihm: Du sprichst nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich freizulassen, und Macht, dich zu kreuzigen? 11 Jesus antwortete ihm: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre; darum hat auch der eine größere Sünde, der mich dir ausgeliefert hat. 12 Daraufhin wollte Pilatus ihn freilassen, aber die Juden schrien: Wenn du diesen freilässt, bist du kein Freund des Kaisers; jeder, der sich zum König macht, lehnt sich gegen den Kaiser auf. 13 Auf diese Worte hin ließ Pilatus Jesus herausführen und er setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platz, der Lithostrotos, auf Hebräisch Gabbata, heißt. 14 Es war Rüsttag des Paschafestes, ungefähr die sechste Stunde. Pilatus sagte zu den Juden: Seht, euer König! 15 Sie aber schrien: Hinweg, hinweg, kreuzige ihn! Pilatus sagte zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohepriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser. 16a Da lieferte er ihnen Jesus aus, damit er gekreuzigt würde.
(Joh 19, 6-16a)

Der Richter
Statthalter
der Starke
sieht kein Unrecht
will nicht töten

im gleichen Körper
der Schwache
hat Angst
fürchtet um seine Haut
und opfert
nicht nur einen Menschen
auch das Recht
das sein Amt ist

Zum Weiterlesen: Die Pilatusfrage - politisch-juristische Deutung

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 206

Mi., 12. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 19, 16b-24:

16b Sie übernahmen Jesus. 17 Und er selbst trug das Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgota heißt. 18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte aber Jesus. 19 Pilatus ließ auch eine Tafel anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. 20 Diese Tafel lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. 21 Da sagten die Hohepriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. 22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. 23 Nachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, und dazu das Untergewand. Das Untergewand war aber ohne Naht von oben ganz durchgewoben. 24 Da sagten sie zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies taten die Soldaten.
(Joh 19, 16b-24)

Was ich geschrieben habe
bleibt geschrieben
eingeknickt
bin ich einmal
vor Euch
Euren Wortklaubereien
Spitzfindigkeiten
Verleumdungen

Ihr könnt mich zwingen
seinen Körper zu töten
doch was er ist
das bleibt

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 207

Do., 13. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 19, 25-37:

25 Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. 26 Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! 27 Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. 28 Danach, da Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. 29 Ein Gefäß voll Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm voll Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. 30 Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und übergab den Geist. 31 Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben sollten - dieser Sabbat war nämlich ein großer Feiertag - , baten die Juden Pilatus, man möge ihnen die Beine zerschlagen und sie dann abnehmen. 32 Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine, dann dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war. 33 Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, 34 sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus. 35 Und der es gesehen hat, hat es bezeugt und sein Zeugnis ist wahr. Und er weiß, dass er Wahres sagt, damit auch ihr glaubt. 36 Denn das ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte: Man soll an ihm kein Gebein zerbrechen. 37 Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.
(Joh 19, 25-37)

Es scheint enorm wichtig - auch für Johannes - dass "die Schrift erfüllt" wird. Allein in dieser Stelle gleich vier mal.
Was hat es damit für eine Bewandnis?

Ist es eine Referenz an die Schrift im Sinne von "die Alten hatten Recht, sie wussten, dass es so kommen musste"?

Glaube an Vorbestimmung, an einen festgelegten göttlichen Plan?

Oder ein Qualitätsmerkmal für den offenbar in diesem Moment ja gerade offenbar gescheiterten Messias und damit eine Rückversicherung an sich selbst "Du kannst nicht dem Falschen gefolgt sein, all das kann kein Zufall sein"?

Schmückendes Beiwerk, Legendenbildung in einer von Ganz- und Halbgöttern geprägten Zeit, Weltgegegend und Bewusstsein?

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 208

Fr., 14. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 19, 38-42:

38 Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur im Verborgenen. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab. 39 Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. 40 Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. 41 An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. 42 Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.
(Joh 19, 38-42)

Gold, Weihrauch und Myrrhe
als erstes Geschenk
Myrrhe am Schluß seines Lebens hier
Heimlich setzen sich zwei ein
denen Jesus wertvoll war
in großer Eile noch vor dem Beginn des Sabbats am Abend

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 209

Sa., 15. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 20, 1-10:

1 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.1 2 Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; 4 sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. 5 Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. 6 Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen 7 und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. 8 Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. 9 Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse. 10 Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
(Joh 20, 1-10)

Einer kommt schnell an
und begreift sofort
Der andere später
muss erst alles genau untersuchen
und versteht auch dann noch nicht
Genug Zeit haben sie am Ende beide

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 210

So., 16. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 20, 11-18:

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. 12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. 13 Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. 14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. 15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. 16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.2 17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. 18 Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.
(Joh 20, 11-18)

...

Person 2: Irgendwas an Jesus war ja auch anders. Maria aus Magdala denkt, sie hätte den Gärtner vor sich. Die Emmausjünger gehen mit Jesus elfeinhalb Kilometer weit, ohne ihn zu erkennen. Die in Jerusalem Versammelten denken zunächst, sie hätten einen Geist vor sich.

Person 3: Heißt das, diejenigen, die Jesus lange Zeit in Galiläa begleitet hatten, erkennen ihn zunächst nicht? Und trotzdem sind sie überzeugt, dass der Auferstandene tatsächlich Jesus ist. Was ist da geschehen?

Person 2: Je länger ich darüber nachdenke, umso weniger weiß ich, was da genau geschehen ist. Eines aber wird mir immer klarer: Was die Anhänger Jesu erlebt haben, muss mitreißend gewesen sein. Es hat ihr gesamtes Leben radikal verändert. Nach der Hinrichtung waren alle - bis auf ein paar Frauen - geflohen. Sie waren hoffnungs- und sprachlos. Dann passiert das, was die biblischen Autoren "Begegnung mit dem Auferstandenen" nennen. Die Autoren erzählen Geschichten von einer wirklichen Erfahrung. Aber sie können diese Erfahrung selbst nicht beschreiben. Deswegen erzählen sie Geschichten. Geschichten, von denen sie in ihrer Lebenswelt davon ausgehen können, dass die Zuhörer wussten, wie sie sie zu verstehen hatten: Dass es nicht um das wörtliche Verständnis geht, sondern darum, eine ganz persönliche Erfahrung soweit irgend möglich verständlich zu machen.

Auszug aus Anspiel zum Projektabend am 10. Mai 2013, Erika Kerstner u. a.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 211

Mo., 17. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 20, 19-23:

19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
(Joh 20, 19-23)

Eine Vollmacht
Vollmacht für Vergebung
Vollmacht für die Verweigerung
Aber keine Erlaubnis über andere zu urteilen

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 212

Di., 18. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 20, 24-31:

24 Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.3 25 Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. 26 Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! 27 Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. 30 Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. 31 Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
(Joh 20, 24-31)

Ein Thomas mit Glück
Jesus zeigt sich ihm
Thomas darf sehen und begreifen
Und heute?
Heute können die etwas zeigen,
die glauben

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 213

Mi., 19. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 21, 1-14:

1 Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise.1 2 Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. 3 Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. 4 Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5 Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. 6 Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. 7 Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. 8 Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. 9 Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. 10 Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! 11 Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. 12 Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. 13 Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. 14 Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
(Joh 21, 1-14)

"Werft das Netz auf der rechten Seite aus!" Und jetzt müssen Sie sich den Ausdruck "rechte Seite" so richtig auf der Zunge zergehen lassen. Hier geht's natürlich nicht darum, dass Jesus den Jüngern irgendeine technische Anweisung fürs Fischen gegeben hätte, und ich glaube man greift auch zu kurz, wenn man annimmt, dass er schnell einen Fischschwarm auf die rechte Seite des Bootes gezaubert hat und die Jünger deshalb auffordert, rechts die Netze auszuwerfen.

Die rechte Seite, das bedeutet in der Bildwelt der Menschen damals viel mehr. An der rechten Seite des Altares, ist zum Beispiel dem Zacharias ein Engel erschienen, der Engel, der ihm die Geburt seines Sohnes ankündigte. Auf der rechten Seite des Grabes saß der Engel, der am Ostermorgen die Auferstehung kundgetan hat, und auf der rechten Seite des Bootes sollen die Jünger nun ihre Netze auswerfen. Die rechte Seite, das ist die Seite Gottes, die Seite Jesu Christi, der nun zur Rechten Gottes sitzt. Und auf der rechten Seite zu fischen, das heißt auf der Seite Christi zu fischen, dort zu fischen, wo Christus es gezeigt hat, Und dort zu fischen, das bedeutet, ein volles Netz erwarten zu dürfen.

Die Botschaft, die das Johannes-Evangelium verkündet, ist nicht mehr nur: haltet durch, ihr könnt auf diesen Jesus Christus vertrauen, die Botschaft des Johannes-Evangeliums an die Menschen in seinem Umkreis damals zu seiner Zeit, diese Botschaft lautet: nicht einfach drauflos fischen, auf der rechten Seite fischen! Dort bringt unser Leben seine Frucht. Sich an Jesus Christus orientieren, dort fischen, wo er es gezeigt hat, sein Leben so gestalten, wie er es vorgelebt hat, das ist der Weg, der Netze füllt.

Jörg Sieger, Predigtauszug vom 3. Mai 1992

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 214

Do., 20. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 21, 15-19:

15 Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! 17 Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Liebst du mich? Er gab ihm zur Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! 18 Amen, amen, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. 19 Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!
(Joh 21, 15-19)

Dreimal hat Petrus Jesus verleugnet
Jetzt danach nach der Auferstehung
fragt Jesus Petrus dreim mal
ob er ihn liebt
und gibt ihm dreimal den gleichen Auftrag:
Kümmere dich um die anderen
Dreimal hält besser?
Oder immer wieder neue Hoffnung
neue Anfänge?

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 215

Fr., 21. Juni

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Joh 21, 20-25:

20 Petrus wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus liebte und der beim Abendmahl an seiner Brust gelegen und ihm gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich ausliefert? 21 Als Petrus diesen sah, sagte er zu Jesus: Herr, was wird denn mit ihm? 22 Jesus sagte zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht das dich an? Du folge mir nach! 23 Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht. Doch Jesus hatte ihm nicht gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht das dich an? 24 Dies ist der Jünger, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. 25 Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles einzeln aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die dann geschriebenen Bücher nicht fassen.
(Joh 21, 20-25)

Einer nachfolgen, einer bleiben - und aufschreiben, bezeugen.
Und daneben bleiben noch unendlich viele weitere Aufgaben.
Mit welchem Gedanken als diesem an die Vielfalt derer "auf der Spur" könnte das Projekt passender abgeschlossen werden?