... auf der Spur Jesu - Dokumentation eines gemeinsamen Weges in zwei Bruchsaler Gemeinden

... auf der Spur Jesu

Dokumentation eines gemeinsamen Weges


"... per Anhalter durchs Evangelium"

Gertrud Willy und Olaf Bühler, Mitglieder aus den Gemeinden, haben die Teilnehmenden des Prozesses jeden Tag mit einem Impuls zu einem Abschnitt aus den Evangelien begleitet. Der Titel dieser Reihe, die allmorgendlich per Mail ins Haus flatterte, war - wie wohl unschwer zu erkennen ist - vom Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" inspiriert.

Die jeweiligen Inpulse sind hier dokumentiert. Sofern nicht anders vermerkt, sind sie von den beiden selbst verfasst.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 41

Sa, 29. Dezember

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 2, 1-12:

1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem 2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. 3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. 4 Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. 5 Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: 6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. 7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. 8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige! 9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. 10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. 11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. 12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
(Mt 2, 1-12)

Einen Stern sehen
wie Herodes
der einem Angst macht?
den man erklärt haben möchte?
vor dem man erschrickt?
der alles beim Alten lässt?

Oder wie die Sterndeuter?
dem man folgt?
der einem etwas zeigen kann?

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 42

So, 30. Dezember

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 2, 13-23:

13 Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. 14 Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. 15 Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. 16 Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er sandte aus und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. 17 Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: 18 Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren nicht mehr. 19 Als Herodes gestorben war, siehe, da erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum 20 und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot. 21 Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. 22 Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus anstelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa 23 und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.
(Mt 2, 13-23)

Er sollte - ginge es nach den Mächtigen - jetzt schon tot sein.

Weil allein sein Dasein deren Stellung bedroht hat

- allerdings deswegen, weil sie sein Dasein vollkommen falsch verstehen.

Aber er entkommt - ausgerechnet nach Ägypten

von wo er wiederkommen wird wie jener Geber von Gesetzen

der dem tausend Jahre älteren Mordbefehl Pharaos
an den Kindern Israels entgangen.

Dies die Botschaft dieser nur schwer verständlichen Horrorgeschichte?

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 43

Mo, 31. Dezember

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 2, 41-52:

41 Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. 42 Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. 43 Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. 44 Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. 45 Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm. 46 Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. 47 Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. 48 Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. 49 Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? 50 Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. 51 Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. 52 Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.
(Lk 2, 41-52)

Ich glaube, ich habe diesen Satz aus dem Lukasevangelium lange ganz falsch gelesen. Er besagt nämlich nicht, dass dieser Gott von Jesus verlangen würde, dass er im Tempel bleibt. "Ich muss in dem sein, was meinem Vater gehört," sagt der Zwölfjährige, "Ich brauche das! Das ist für mich wichtig!"

Der heranwachsende Jesus, der Gottessohn, der ganz Mensch gewesen ist, der sich langsam vom Elternhaus abzunabeln beginnt, der sich auf seinen eigenen Weg besinnt, der spürt nun, dass er im Tempel sein muss, dass er diesen Ort, dass er den Tempel braucht! Jesus spürt, dass solch ein Ort für ihn als Mensch wichtig ist, so wichtig eben, wie diese Orte für uns Menschen nun einmal wichtig sind.

Wer 40, 50 oder 60 Stunden in der Woche in seinem Laden steht, wer tagein, tagaus darum bemüht ist, dass das Essen auf dem Tisch steht, die Wäsche in Ordnung ist, und die quengelnden Kinder versorgt sind, wer beständig mit dem Druck lebt, dass der Betrieb am "um machen" ist, von der Angst gequält wird, ob sein Arbeitsplatz im nächsten halben Jahr nicht doch wegrationalisiert wird, wer Woche für Woche im Alltag versinkt, der braucht einen Ort, der ganz anders ist, einen Ort, von dem ich weiß, dass ich dort ein wenig Ruhe finde, dass ich dort nichts leisten muss, einen Ort, der herausgenommen ist, aus dem Alltagstrott dieser Welt, und der mich deswegen aufhorchen lässt, der mir wieder neu deutlich werden lässt, dass das, was mir jeden Tag begegnet, nicht das einzige ist, dass es mehr gibt in meinem Leben, dass es einen Gott gibt, der meinem Leben eine Richtung und ein Ziel vorgegeben hat.

Jörg Sieger, aus der Predigt vom 27./28. Dezember 1997

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 44

Di, 1. Janur

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 3, 1-20:

1 Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und der Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene;1 2 Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. 3 Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündete dort überall die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden, 4 wie im Buch der Reden des Propheten Jesaja geschrieben steht: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! 5 Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. 6 Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen. 7 Da sagte er zu den Volksscharen, die hinauszogen, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? 8 Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen, und fangt nicht an, bei euch zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater! Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. 9 Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 10 Da fragten ihn die Scharen: Was sollen wir also tun? 11 Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso! 12 Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun? 13 Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist! 14 Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemanden, erpresst niemanden, begnügt euch mit eurem Sold! 15 Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. 16 Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 17 Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. 18 Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk und verkündete die frohe Botschaft. 19 Johannes tadelte auch den Tetrarchen Herodes wegen Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen aller Schandtaten, die er verübt hatte. 20 Herodes fügte zu allem noch dies hinzu, dass er Johannes ins Gefängnis werfen ließ.
(Lk 3, 1-20)

Es war wohl nötig
auch damals schon
zu ermahnen:
Egal wo Ihr steht, wer Ihr seid.
Nehmt Euch nicht wichtiger als den Nächsten.
Sei ein ehrlicher Soldat, ein redlicher Zöllner.
Der Beruf ernährt Dich.
Was Du an mehr haben willst
geht nur im Unrecht
gegen Deinen Mitmenschen.
Du magst es erlangen
doch hast das Wesentliche schon verloren.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 45

Mi, 2. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 3, 21-22 und Lk 4, 1-13:

21 Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel 22 und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
(Lk 3, 21-22)
1 Erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte Jesus vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, 2 vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. 3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. 4 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. 5 Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. 6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. 7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. 8 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. 9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; 10 denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; 11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 12 Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. 13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab. (Lk 4, 1-13)

Für eine gewisse Zeit
lässt er ab.
Doch kommt er wieder
der böse Wille - immer neu.
Und immer wieder neu
muss ich selber "Nein" sagen
und meinen richtigen Weg gehen.
Und stünde es auch im Widerspruch
zu dem, was geschrieben steht.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 46

Do, 3. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Lk 4, 14-30:

1 Erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte Jesus vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, 2 vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. 3 Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. 4 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. 5 Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. 6 Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. 7 Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. 8 Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. 9 Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; 10 denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; 11 und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. 12 Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. 13 Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab. 14 Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. 15 Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. 16 So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, 17 reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: 18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze 19 und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. 20 Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. 21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. 22 Alle stimmten ihm zu; sie staunten über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen, und sagten: Ist das nicht Josefs Sohn? 23 Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! 24 Und er setzte hinzu: Amen, ich sage euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. 25 Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. 26 Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. 27 Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. 28 Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. 29 Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. 30 Er aber schritt mitten durch sie hindurch und ging weg.
(Lk 4, 14-30)

Der Ruf als Wunderheiler war ihm vorausgeeilt. Und den Wunderheiler, den hätten sie gerne bei sich behalten, diesen Arzt Jesus oder - besser gesagt - diesen Medizinmann.

Denn so, wie einen Medizinmann, so hätten sie ihn sicher gerne gehabt. Ein Medizinmann wohnt am Ort, man ruft ihn, wenn man ihn braucht und dann vollführt er irgendeinen Zauber und alles ist wieder gut. Man bedankt sich in aller Form gibt auch ein angemessenes Geschenk und geht dann wieder seinen alltäglichen Verrichtungen nach.

Genau das wünschten sich die Menschen in Nazareth, sie wünschen es sich in Israel, in Europa und in Bruchsal: Einen den man rufen kann, wenn man ihn braucht, der auch garantiert wirksam ist, der Erfolg verspricht, der einem ansonsten aber keine großen Schwierigkeiten macht. Man baut ihm auch eine schöne Wohnung, eine Unterkunft, einen Tempel, eine Kirche, man ist ihm dankbar, geht aber sonst eben seines Weges.

Menschen hätten das gerne - in Bruchsal nicht minder als in Nazareth.

Jesus aber spielt da nicht mit. Er tut es damals genauso wenig wie heute.

Er sucht keine Arztpraxis. Er will sich nirgendwo niederlassen, um in Notfällen angerufen zu werden. Er übernimmt keine Notfallstation, braucht keine Wohnung, sucht keinen Tempel und keinen Kirchenbau.

Er sucht die Menschen. Er will mit den Menschen, mit mir, mit Ihnen, mit jeder einzelnen durchs Leben gehen. Er will gehen und begleitet werden und er will mich begleiten. Er will eine Beziehung, mit mir auf du und du verbunden sein, und nicht auf Abruf in der Rettungswache auf meinen Anruf warten.

Jörg Sieger, aus der Predigt vom 31. Januar 2004

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 47

Fr, 4. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 5, 1-12:

1 Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. 2 Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach: 3 Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. 4 Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. 5 Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben. 6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden. 7 Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. 8 Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen. 9 Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. 10 Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich. 11 Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. 12 Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel. So wurden nämlich schon vor euch die Propheten verfolgt.
(Mt 5, 1-12)

Selig
was ist das?
Nichts "dort drüben"
Nichts, darauf zu warten.
Hier geschieht es
denen, die es unternehmen
schon jetzt anders zu sein
und zu handeln.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 48

Sa, 5. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 5, 13-16:

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden. 14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. 15 Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. 16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.
(Mt 5, 13-16)

Keinen Fehler jetzt:
auch wenn es so klingen mag:
Nicht auf das Gesehen werden
das Herzeigen kommt es an.
Das ist keine Kunst.
Teures Auto, schicke Klamotten.
Echtes zeigen, mich.
Er wird mich sehen.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 49

So, 6. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 5, 17-20:

17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. 18 Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. 19 Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. 20 Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
(Mt 5, 17-20)

Größere Gerechtigkeit
als die derjenigen
die Recht und Gesetz erfunden haben,
zu besitzen meinen?

Er sagt mir: das gibt es.
Aber ich finde sie nicht aufgeschrieben
dort, wo steht, was zu beachten sei
dann ginge schon alles gut.
Nur in mir
kann ich sie finden.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 50

Mo, 7. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 5,21-32:

21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. 23 Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe! 25 Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist! Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und du wirst ins Gefängnis geworfen. 26 Amen, ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.1 27 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. 28 Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. 29 Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. 31 Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. 32 Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
(Mt 5,21-32)

Das Auge ausreißen
die Hand abhauen?
Aber doch nicht etwa
ein Aufruf zur Selbstverstümmelung?
Oder doch eher einer
zum genauen Hinschauen?
Zum Hinschauen und es nicht beim Erkennen
belassen?
Ein Aufruf
zum Handeln
zum Ziehen von Konsequenzen

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 51

Di, 8. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 5,33-42:

33 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. 34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, 35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs! 36 Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. 37 Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen. 38 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. 39 Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin! 40 Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel! 41 Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm! 42 Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab!
(Mt 5,33-42)

Wie schwer ist das doch
Ja zu sagen
Nein zu sagen
Wie oft doch so viel einfacher
vielleicht
zu sagen
möglicherweise
unter Umständen
wenn... dann...
mal sehen
Ja oder Nein?

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 52

Mi, 9. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 5, 43-48:

43 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.2 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, 45 damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? 47 Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? 48 Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!
(Mt 5, 43-48)

Eine Art Feindesliebe

Mitleid haben
auch mit denen
in denen das Leid
so schlecht wie keinen
Platz mehr gelassen hat
Für ihr Mitleid

Erich Fried

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 53

Do, 10. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 6, 1-4 und Mt 6, 16-18:

1 Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. 2 Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 3 Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, 4 damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
(Mt 6, 1-4)

16 Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 17 Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, 18 damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
(Mt 6, 16-18)

Almosen geben und fasten.
Oder auch anderes, was "keine schlechte Idee" ist.
Warum tue ich das?
Wenn es einen Wert hat
dann hat es ihn so oder so -
ob es jemand sieht oder nicht.
Es erhält seinen Wert nicht dadurch
dass es möglichst viele sehen.
Und wird entwertet dadurch
dass ich mein Fasten
meine Umgebung büßen lasse.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 54

Fr, 11. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 6,5-15:

5 Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 6 Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. 7 Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. 8 Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet. 9 So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name,1 10 dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. 11 Gib uns heute das Brot, das wir brauchen! 12 Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben! 13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen! 14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. 15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
(Mt 6,5-15)

Unser Vater im Himmel!
Groß ist dein Name und heilig.
Dein Reich kommt,
Wenn dein Wille geschieht,
Auch auf Erden.
Gib uns das, was wir brauchen.
Vergib uns, wenn wir Böses tun und Gutes unterlassen.
So wie auch wir denen verzeihen wollen,
Die an uns schuldig geworden sind.
Gib uns Kraft, wenn wir schwach sind.
Und mach uns frei, wenn es Zeit ist,
Von den Ãœbeln dieser Welt.
Denn Dein Reich ist herrlich und ewig durch die Kraft der Liebe.
Amen.

Das Vater Unser, neu übersetzt von Norbert Lammert

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 55

Sa, 12. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 6,19-34:

19 Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, 20 sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen! 21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. 22 Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Leib hell sein. 23 Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein! 24 Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. 25 Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? 26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? 27 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern? 28 Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. 29 Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. 30 Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! 31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? 32 Denn nach alldem streben die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. 33 Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben. 34 Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage.
(Mt 6,19-34)

Sorgt Euch nicht
Wo kämen wir da hin?
Wenn wir es tatsächlich mal nicht täten?
Kann "man" das überhaupt?
Und was heißt es eigentlich?
Sich keine Sorgen machen?
Gedankenlosigkeit
oder willkürlich in den Tag hineinleben?
Nehmen, was kommt?
Zufrieden sein mit dem was ist?

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 56

So, 13. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 7,1-11:

1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! 2 Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden und nach dem Maß, mit dem ihr messt, werdet ihr gemessen werden. 3 Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? 4 Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und siehe, in deinem Auge steckt ein Balken! 5 Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen! 6 Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, denn sie könnten sie mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen! 7 Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet! 8 Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. 9 Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, 10 oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? 11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.
(Mt 7,1-11)

Bittet und es wird euch gegeben?
Aus Erfahrung weiß man:
nicht immer
nicht immer alles
manchmal auch überhaupt nichts davon
manchmal darf man im Nachhinein feststellen
es wäre auch garnicht gut gewesen
manchmal bleibt es
Mangel
Enttäuschung
Aber die Überschrift heißt
VERTRAUEN

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 57

Mo, 14. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 7,12-23:

12 Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten. 13 Geht durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und breit der Weg, der ins Verderben führt, und es sind viele, die auf ihm gehen. 14 Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und es sind wenige, die ihn finden. 15 Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch in Schafskleidern, im Inneren aber sind sie reißende Wölfe. 16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? 17 Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. 18 Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. 19 Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 20 An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen. 21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. 22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten gewirkt? 23 Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Gesetzlosen!
(Mt 7,12-23)

Begegne den Menschen mit der gleichen Höflichkeit, mit der du einen teuren Gast empfängst. Behandle sie mit der gleichen Achtung, mit der das große Opfer dargebracht wird. Was du selbst nicht wünschst, das tue auch anderen nicht an. Dann wird es keinen Zorn gegen dich geben - weder im Staat noch in deiner Familie.

Konfuzius, 551-479 v. Chr.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 58

Di, 15. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 7,24-29:

24 Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25 Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. 26 Und jeder, der diese meine Worte hört und nicht danach handelt, ist ein Tor, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört. 28 Und es geschah, als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge voll Staunen über seine Lehre; 29 denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.
(Mt 7,24-29)

Für die meisten - ähnelt der Glaube weit mehr einem Sandstrand als einem stabilen Felsen. Und sie erleben genau das, was Jesus im Evangelium auch schildert: Sand trägt nicht besonders. Gerade dann, wenn ich den Glauben so dringend bräuchte, wenn die Stürme heranbrausen und an meinem Glaubensgebäude zerren, gerade dann erweist es sich als nicht besonders stabil und trägt absolut nicht durch.
Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man sucht so lange, bis man wirklich auf Felsen stößt - aber das ist meist ein Rat, der nicht besonders hilfreich ist. Denn wenn Felsen, ein fester Glaube, so leicht zu finden wäre, wäre die ganze Sache ja überhaupt kein Problem. Aber wie oft ist vom Felsen eben weit und breit keine Spur!
Wer den Felsen unter den Füßen nicht findet, der mag ganz einfach damit beginnen, ein paar "Holzstämme" zu suchen: Punkte in meinem Leben, an denen ich denke, etwas von Gott gespürt zu haben, an denen er mir irgendwie nahe war: Das mögen Glücksmomente gewesen sein, Erfahrungen mit Menschen, in denen mir etwas von diesem Gott aufgeleuchtet ist, der ein oder andere Zufall, hinter dem bei genauerem Hinsehen doch mehr stecken müsste, als nur eine Laune der Natur oder des Schicksals.
Solche punktuellen Erfahrungen können wie Holzpflöcke des Glaubens sein. Jeder für sich genommen ist viel zu schwach, um ein Leben darauf zu gründen. Aber wenn der Felsen fehlt, dann lassen sich ja ein paar von diesen Pflöcken bündeln. Und gebündelt ergeben sie zumindest eine Basis, um darauf eine kleine Plattform zu errichten.

Jörg Sieger, aus der Predigt vom 1./2. Juni 2001

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 59

Mi, 16. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 9,35-38:

35 Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden. 36 Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. 37 Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. 38 Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!
(Mt 9,35-38)

Sie werden vielleicht immer zu wenige sein
die Arbeiter in der Ernte.
Es wird immer zu viele geben,
die müde und erschöpft sind,
denen irgendetwas fehlt.

Aber sie sind da
und brauchen etwas.
Wohl jeder etwas anderes:
Zuwendung, Ermunterung, Anerkennung, Liebe...
oder auch Materielles:
Haus, Brot, Kleidung.

Ich kann nicht allen alles geben.
Aber bestimmt
kann ich für einen von ihnen etwas geben.
Ich kann der Erntearbeiter sein
für den es für einen von ihnen ankommt.

Per Anhalter durchs Evangelium • Tag 60

Do, 17. Januar

Guten Morgen!
Wir freuen uns, Sie als Anhalter dabei zu haben, und setzen Sie heute ab bei Mt 10,1-15:

1 Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. 2 Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, 3 Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, 4 Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn ausgeliefert hat. 5 Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, 6 sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel! 7 Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe! 8 Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. 9 Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel! 10 Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. 11 Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, erkundigt euch, wer es wert ist, euch aufzunehmen; bei ihm bleibt, bis ihr den Ort wieder verlasst. 12 Wenn ihr in ein Haus kommt, dann entbietet ihm den Gruß. 13 Wenn das Haus es wert ist, soll euer Friede bei ihm einkehren. Wenn das Haus es aber nicht wert ist, dann soll euer Friede zu euch zurückkehren. 14 Und wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, geht weg aus jenem Haus oder aus jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen! 15 Amen, ich sage euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als dieser Stadt.
(Mt 10,1-15)

Es ist einfach so:
es gibt sie.
Stadt und Haus, die nicht aufnehmen
und nicht hören wollen.
Es ist schlicht umsonst, nichts fruchtet
alle Kraft scheint vergeudet.
Wenn das hier so ist
ist es aber woanders nicht so.
Dort versuche ich es erneut.
Ohne den alten Staub an den Füßen