Kleine Kirchengeschichte


Weiter-Button Zurück-Button Die Kirche der Renaissance

Es folgten noch ein paar weitere, ganz dunkle Kapitel in diesem Geschichtsbuch. Wir stehen nun bereits im Zeitalter der Renaissance und es beginnt demnach die Geschichte der Renaissancepäpste.

1. Alexander VI.

Über ihre Art und Weise der Lebensführung, ihre Verschwendungssucht und prunkvolle Hofhaltung gäbe es viel zu berichten. Ich möchte mich hier auf ein Beispiel beschränken. Inbegriff dieser Päpste ist nämlich Papst Alexander VI., der von 1492 bis 1503 regierte.

Es begann schon damit, dass er durch schamlos simonistische Umtriebe, also gegen Bestechung, von einem völlig verweltlichten Kardinalskollegium gewählt wurde. Darüber hinaus besaß er die Unverfrorenheit, sein päpstliches Amt so zu mißbrauchen, dass schon seine Zeitgenossen munkelten, er sei überhaupt kein Christ. Ganz ungeniert benutzte er seine Stellung, um seine unehelichen Kinder, von denen vier aus einer ehebrecherischen Beziehung stammten, mit Fürstentümern zu versorgen.

2. Selbstreform der Glieder

a. Franz Borgia

Gerade hier lässt sich aber wieder einmal schön feststellen, wie Gott auch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann. Der Urenkel dieses Alexander VI. war nämlich der heilige Franz Borgia (1510-1572). Indirekt wurde der Kirche durch das hemmungslose Treiben dieses Papstes am Ende dann einer der großen Heiligen des 16. Jahrhunderts geschenkt.

b. Hieronymus Savonarola

Statue

Girolamo Savonarola -
Kirche San Marco, Florenz.

Foto: Jörg Sieger, Juni 2014

Auch hat dieses völlige Versagen der Päpste in dieser Zeit gleichsam eine Selbstreform der Gläubigen hervorgebracht. In Florenz trat etwa der Prior des Dominikanerkloster San Marco, Hieronymus Savonarola (1452-1498), auf und predigte quasi eine Reform der Kirche von unten. Er führte ein Leben im Dienst der Buße und Reform und bewirkte dadurch, bei aller Fragwürdigkeit seiner Maßnahmen, eine vollkommene sittliche Umkehr innerhalb der Großstadt Florenz. Da er sich dadurch unweigerlich mit den Mächtigen seiner Zeit anlegte, wurde er letzten Endes als "Häretiker, Schismatiker und Verächter des hl. Stuhles" zum Tode verurteilt und in Florenz verbrannt.

c. Zur religiösen Grundhaltung der Bevölkerung in Europa

So tragisch das Schicksal Savonarolas auch war, Aufbrüche wie bei ihm zeigen im Grunde nur, dass wir es trotz allem mit einer tiefreligiösen Zeit zu tun haben. Nirgendwo war ein Massenabfall von der Kirche festzustellen. Hospitäler, Armenhäuser und Siechenheime schossen gleichsam aus dem Boden. Auch die Sorge der Ordensleute und der Kirche insgesamt um die religiöse Erziehung der Bevölkerung war selten so groß wie zu dieser Zeit. Gottesdienste und Predigten waren durchweg gut besucht.

Diese religiöse Grundhaltung des Volkes stieß sich aber am Gebaren der Fürstbischöfe und Päpste, denen es, wie Julius II. (1503-1513) etwa, unter dem bekanntlich Michelangelo seine Werke in Rom schuf, einzig und allein darum ging, Rom und den Kirchenstaat zu vergrößern.

So kann man verstehen, wenn Jahrhunderte später, der im Jahre 1820 gestorbene Klemens Maria Hofbauer über diese Zeit urteilte:

"Die Reformation kam, weil die Deutschen das Bedürfnis hatten, fromm zu sein."

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