Kleine Kirchengeschichte


Weiter-Button Zurück-Button Die Entwicklung der kirchlichen Struktur

Es gab anfangs eine Fülle von unterschiedlichen, lose gefügten Gemeinden, vor allem im Ostteil des Mittelmeerraumes. Einige waren vor allem judenchristlich geprägt, immer mehr aber trugen ein deutlich heidenchristliches Gesicht. Zusammengehalten wurden sie wohl zunächst von der Autorität der Menschen, die die jeweilige Gemeinde gegründet hatten und auch von den Aposteln, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, auf unterschiedlichste Art und Weise den Kontakt zu den einzelnen Gemeinden aufrechtzuerhalten.

Eine neue Situation trat ein, als immer mehr Christen der ersten Generation - und damit letztlich auch die Apostel - gestorben sind. In der zweiten und vor allem dann ab der dritten Generation taucht die Frage nach einer christlichen Organisation und Struktur verstärkt auf.

1. Ausbleiben der Parusie

Theologisch war dies übrigens eines der ersten großen Probleme. Die Anfänge des Christentums waren ja geprägt von einer ungeheuer intensiven Naherwartung. Man rechnete damit, dass der Herr beinahe stündlich wiederkehren würde. Jetzt erkannte man mehr und mehr, dass man sich in dieser Erwartung doch wohl getäuscht hatte.

Ich kann auf diese Problematik und deren theologische Aufarbeitung hier nicht näher eingehen. Das Phänomen der Naherwartung erklärt aber, warum sich die erste Christengeneration mit der Frage nach der Organisation der christlichen Gemeinden überhaupt nicht beschäftigt hat. Erst mit dem Ausbleiben der sogenannten Parusie, der Wiederkunft des Herrn, erst jetzt wird die Frage nach einer Ordnung der Gemeinden relevant.

2. Autorität in den Gemeinden

Das heißt nicht, dass es in der ersten Christengeneration keine Gemeindeleitungen gegeben hätte. Die einzelnen Formen waren nur sehr unterschiedlich und wenig reflektiert.

In den jungen Christengemeinden ist einzelnen Gemeindemitgliedern Autorität ganz einfach zugewachsen. Gemeindegründer, die sich in den jeweiligen Gemeinden niedergelassen hatten, Menschen, die Jesus persönlich gekannt haben, Zeugen der Auferstehung, aber auch die Männer und Frauen, denen die Räume gehörten, in denen man sich jeweils traf, genossen ganz einfach besonderes Ansehen und hatten dementsprechend auch Autorität in der Gemeinde.

3. Unterschiedlichste Gemeinden und unterschiedlichste Strukturen

Aus diesen Ansätzen entwickelten sich ganz unterschiedliche Strukturen von Gemeinden. Am Ende des ersten Jahrhunderts finden sich Gemeinden, in denen sogenannte Älteste, "presbyteroi", besondere Leitungsaufgaben haben. In anderen Gemeinden finden sich "episkopoi", Aufseher, meist in der Verbindung mit "diakonoi", was soviel wie Diener, Helfer bedeutet. Auch die Witwen in der Gemeinde haben mancherorts ganz besondere Aufgaben.

Bereits in den Spätschriften des Neuen Testaments finden sich regelrechte Kataloge. In diesen Katalogen wurde zusammengestellt, was solche Menschen, die in der Gemeinde Verantwortung übernehmen wollen, auszeichnen soll, was sie für Eigenschaften und Qualitäten haben müssen.

Wichtige Aufschlüsse geben uns auch die Schriften der frühen Kirchenväter und aus dem beginnenden zweiten Jahrhundert hat sich sogar eine ganze Gemeinderegel, die sogenannte "didachæ", erhalten.

Aus all dem lässt sich aber entnehmen, dass diese verschiedenen Formen von Gemeindestrukturen nebeneinander gewachsen sind. Es gab dementsprechend presbyteriale Gemeinden neben episkopalen Gemeinden. Je nach Region und Zusammensetzung der Gemeinden sah die Art und Weise, wie die Leitung in ihr wahrgenommen wurde, eben auch anders aus.

4. Herausbildung des Monepiskopats

Erst im Laufe des zweiten Jahrhunderts und dann vollends im 3. Jahrhundert wurden diese unterschiedlichen Strukturen einander angeglichen. Es bildete sich eine Kirchenstruktur heraus, die noch heute ihre Gültigkeit hat. An der Spitze einer mehr oder minder großen christlichen Gruppe stand nun ein einziger Bischof, dem mehrere Presbyter zugeordnet waren.

Also auch die Entwicklung des kirchlichen Amtes war weit komplizierter und vielschichtiger, als gemeinhin angenommen wird. Wir führen das Weihesakrament, also die Weitergabe von Vollmacht und Leitungsgewalt, zwar unmittelbar auf Jesus Christus zurück, die konkrete Ausgestaltung des Amtes, die volle Entwicklung, bedurfte allerdings eines Prozesses von über 200 Jahren.

Dann hatte sich die sogenannte Altkatholische Bischofskirche vollends entwickelt, eine christliche Kirche, die im 3. Jahrhundert bereits über ein ungemein großes Selbstbewusstsein verfügte und dementsprechend auch durch ein ungeheuer starkes und selbstsicheres Auftreten auffiel.

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