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Marieluise Gallinat-Schneider

Gemeindereferentin in Bruchsal

Predigten von Marieluise Gallinat-Schneider

Predigt, ökumenischer Waldgottesdienst, Südstadt am 25. Juni 2017, Bruchsal

Psalm

Gottes Hoheit und die Würde des Menschen
Ein Lied Davids, zu begleiten auf gatitischem Instrument.
HERR, unser Herrscher!
Groß ist dein Ruhm auf der ganzen Erde!
Deine Hoheit reicht höher als der Himmel.
Aus dem Lobpreis der Schwachen und
Hilflosen baust du eine Mauer,
an der deine Widersacher und Feinde
zu Fall kommen.
Ich bestaune den Himmel,
das Werk deiner Hände,
den Mond und alle die Sterne,
die du geschaffen hast:
Wie klein ist da der Mensch,
wie gering und unbedeutend!
Und doch gibst du dich mit ihm ab
und kümmerst dich um ihn!
Ja, du hast ihm Macht und Würde verliehen;
es fehlt nicht viel, und er wäre wie du.
Du hast ihn zum Herrscher gemacht
über deine Geschöpfe,
alles hast du ihm unterstellt:
die Schafe, Ziegen und Rinder,
die Wildtiere in Feld und Wald,
die Vögel in der Luft
und die Fische im Wasser,
die kleinen und die großen,
alles, was die Meere durchzieht.
HERR, unser Herrscher,
groß ist dein Ruhm auf der ganzen Erde!(Lesung Psalm 8,Gute Nachricht)

Liebe Festgemeinde,

mögen Sie Eis? Ich gebe zu, wenn die ersten Sonnenstrahlen Anfang März Vorboten des Frühling sind, schaue ich gern, ob meine Lieblingseisdiele wieder ihre Pforten geöffnet hat. Für eine zartschmelzende Kugel Joghurt- oder Nusseis lasse ich jeden Kuchen oder jede Schokolade links liegen. Mir klingt dann immer eine Melodie im Ohr:

If you want to have some fun, you'll get it down by the sea.
You don't care about whatever, just today is the day
With ice cream and the summer sun, the good vibrations will come
Like ice in the sunshine
I'm melting away
On this sunny day

Dieses Lied kennen Sie sicher auch noch, da kommen Erinnerungen an die Langnese-Werbung im Kino hoch, die Spannung kurz bevor der Film losgeht, das dahinschmelzende Eis oder Eiskonfekt und der eine Satz: "You don't care about whatever, just today is the day" - Sorge dich nicht um irgendetwas, heute ist der Tag oder ähnlich können wir es auch in der Bibel lesen, im Matthäusevangelium, Kapitel 6, Vers 25-27:

Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, daß ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, daß ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? (Mt 6, 25-27)

Also, macht Euch keine Sorgen, lebt den Tag. Viele werden sagen, wenn das so einfach wäre!

Es gibt natürlich diese Tage an denen man im Sommer mit einem Eis vor sich in der Sonne sitzt, vielleicht im Urlaub, im Süden oder einfach in einem freien Moment und die Sorgen und Probleme, die düsteren Gedanken sind einfach verschwunden. Solche kurzen Augenblicke, in denen wir uns eins mit uns selber, mit der Schöpfung und dem Schöpfer fühlen und in den Lobpreis aus Psalm 8 einsteigen möchen. . Auch das gehört für mich zum Sommer, wie es auch Psalm 8 ausdrückt, dieses Lob auf die Schöpfung und ihre Bewohner. An freien Tagen erahnen wir manchmal, wie wunderbar die Erde sein kann. Sie haben das vermutlich auch schon erfahren, man hatte, freie Tage, wunderschöne, unbeschwerte Tage, aber dann nach der Rückkehr in den Alltag ist alles wieder da, auch die Sorgen kommen wieder.

Mir fällt das sehr schwer, mir keine Sorgen zu machen, gelingt nicht immer. Wie viele Nächte ist da dieses Gedankenkreisen, die vielen Überlegungen, die Sorgen!

Dennoch hat es mir auch zu denken gegeben, als ich mal mit jemandem über all die alltäglichen Probleme sprach und gesagt bekam: "Ich dachte immer, Sie machen sich um so was keine Sorgen, Sie sind doch religiös und haben eine Verankerung im Glauben, da müsste man doch gelassener damit umgehen!" Das saß und hat mich nachdenklich gestimmt. Ja, es hat mich auch beschämt. Glaube ich oft nicht an die Dinge, die ich anderen erzähle? Muss ich mein Leben nicht wirklich gelassener sehen, weil ich mich in meinen Nöten von Gott gehalten weiß? Aber auch für mich ist es oft nicht so einfach. Natürlich weiß ich mich in Gott gehalten. Nur, alle Sorgen schiebt das nicht immer beiseite.

Die Bibelstelle aus der Bergpredigt macht uns deutlich: Gott weiß um unser Sorgen, um den Alltag und die Bedenken in vielen Situationen, er weiß, dass alleine schon die Sorge um das tägliche Brot in vielen Regionen der Welt den Menschen viele Probleme bereitet. Da sind Sommer, Sonne, Eiscreme nicht im Gedankenfeld der Menschen. Aber für uns hier und heute kann und darf es natürlich ein unbeschwerter Tag mit Feiern sein. Dennoch bringen von Ihnen sicher auch einige Dinge mit, die sie belasten, sie sind nicht ohne Sorgen gekommen.

Wir befinden uns heute draußen in der freien Natur. Da treten die Sorgen und Probleme zunächst mal i den Hintergrund, da geht es ums Feiern und um das gute Miteinander. Sie haben heute beschlossen, ihr Feiern auch mit einem Gottesdienst zu umrahmen, Gott mit in hineinzunehmen.

Und, dieser Gottesdienst ist ein ökumenischer Gottesdienst, was für mich einen zweiten Gedankenanstoß gab, bei meiner Predigt an Eis zu denken, nämlich als ich Christi Himmelfahrt in meinem Auto auf dem Weg zum katholischen Gottesdienst auf der Wiese hinter dem Antoniushaus war. Da ließ mich im Radio eine Nachricht aufhorchen. Vielleicht nährt uns dabei auch unser himmlischer Vater, vielleicht ist die Idee, die ich da hörte, ein Geistesblitz, eine Idee, die von Gott gefügt wurde. Der Mannheimer Eisdielenbesitzer Dario Fontanella hat ein sogenanntes Ökumene-Eis kreiert, das die Konfessionen verbindet. Er habe bei seiner Erfindung an das denken müsen, was für Christen wichtig ist, ans Abendmahl, sagte er. Das Eis ist einmal ein Milchspeiseeis mit gerösteten Brioche-Stückchen, das für das Brot steht und dann ein Sorbeteis aus Rieslingtrauben, das den Wein symbolisiert und sich damit verbindet. Mittlerweile ging die Information über dieses Eis ja durch alle Medien.

Zwei Geschmäcker verbinden sich zu einem Eis, ich musste denken, vielleicht schmilzen da auch Bedenken gegen die Ökumene dahin, wie Eis im Sonnenschein, vielleicht verbindet sich, was zusammengehört. Gerade hier in der Südstadt, die von Anfang an davon geprägt war, dass hier nicht die alteingesessenen Bruchsaler lebten, sondern Menschen, die unterschiedliche Traditionen und eine unterschiedliche Geschichte mitbrachten. Hier waren auch die konfessionellen Grenzen immer gering, hier ist eine Keimzelle der Ökumene. Noch feiern wir an Christi Himmelfahrt getrennte Gottesdienste, draußen vor der Paul-Gerhardt-Kirche und auf der Wiese hinter dem Antoniushaus und treffen uns erst gemeinsam zum anschließenden Picknick. Manchmal, wenn es bei uns gerade einen stillen Moment im Gottesdienst gibt, trägt der Wind den Gesang oder die Musik vom evangelischen Gottesdienst herüber. Dann kommt in mir Wehmut auf, aufgrund des getrennten Feierns. Wie schön wäre es dann mit dem Bild des Ökumene-Eises gesprochen, wenn Brot und Wein verschmelzen würden, Milch und Sorbet, gemeinsam und verbunden oder noch besser, vielleicht einmal in nicht allzu ferner Zukunft vereint beim gemeinsamen Mahl?

Heute feiern wir ja gemeinsam, feiern einen ökumenischen Gottesdienst. Wie wichtig ist dieses gemeinsame Feiern angesichts der Tatsache, dass es längst nicht mehr nur um evangelisch - katholisch geht, dass wir unser Christsein in viel größeren Zusammenhängen leben. Einige von ihnen werden den Sommer und ihren Eisbecher im heimischen Garten, auf dem Balkon oder im Schwimmbad genießen, andere werden vielleicht sogar Urlaubsreisen machen können und ihr Eis tatsächlich an fernen Stränden genießen. Denken Sie dann daran, dass Sie bei Menschen zu Gast sind, die ihre eigenen Traditionen, ihre eigene Kultur und Religion haben. Das Eis des Urlaubs kann angereichert sein durch die Vielfalt. Es kann Ausdruck einer sorgenfreien Auszeit sein, jedoch in dem Bewusstsein für die Menschen und Probleme um uns herum.

Vielleicht schmeckt dieses Eis nicht nur nach Brot und Wein, sondern nach indischem Curry, nach Datteln oder Feigen oder einer Baklava.

Egal welches Eis wir diesen Sommer genießen, egal welche Geschmacksrichtung Sie bevorzugen, tun Sie es im Vertrauen darauf, dass Gott uns verspricht, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Vielleicht vergessen Sie, wenn Sie den Schmelz auf der Zunge spüren, einen klitzekleinen Augenblick, was schwer ist. Fühlen Sie sich gehalten von Gott und vergegenwärtigen Sie sich: Gott ist bei uns, alle Tage.

Amen.

(Marieluise Gallinat-Schneider)