Die Bibel

Entstehung, Gedankenwelt, Theologie ...


Weiter-ButtonZurück-Button Mündliche Überlieferung und schriftliche Tradition ⋅1⋅

A. Die wissenschaftliche Diskussion

Ein Teil der Exegeten ist zum Beispiel der Meinung, dass man grundsätzlich mit einer kürzeren oder längeren Zeit der mündlichen Tradition zu rechnen habe. Auch nach der Verschriftung sei die mündliche Weitergabe die eigentliche Form der Tradition geblieben und der schriftliche Text sei nichts anderes gewesen, als eine Erinnerungshilfe eben für das Weitererzählen der einzelnen Berichte. ⋅2⋅

Andere schätzen die Bedeutung der mündlichen Überlieferung und die Zuverlässigkeit derselben wesentlich geringer ein. Sie rechnen eigentlich damit, dass der Text im Grunde sofort niedergeschrieben worden ist und also schon in ältester Zeit mit schriftlich vorliegenden Texten gerechnet werden müsse. Wir hätten es nach ihnen also mit einer Weitergabe der Texte in schriftlicher Form zu tun, und das also beinahe von Anfang an. ⋅3⋅

Vermutlich dürfte auch in dieser Frage eine mittlere Position die meisten Argumente für sich haben. ⋅4⋅

B. Versuch einer Antwort

Um den Text und sein Werden zu verstehen, ist es nicht unwichtig, das Verhältnis von mündlicher und schriftlicher Tradition richtig zu bestimmen. Ein mündlich weitererzählter Text ist anders zu untersuchen, als ein von vorneherein schriftlich fixierter Bericht.

Wenn wir dieses Verhältnis aber untersuchen wollen, dann ist es ganz wichtig, nicht vorschnell zu urteilen, sondern ganz einfach zunächst einmal darauf zu schauen, welche Hinweise für die unterschiedlichen Arten, einen Text zu überliefern, wir in der Schrift selbst finden.

Und wenn wir solche Hinweise mit dem vergleichen, was wir über den Alten Orient wissen und über seine Gepflogenheiten im Umgang mit Texten, dann kommen wir der Lösung dieser Frage sicher ein wenig näher.

1. Die mündliche Überlieferung

  • Für die Möglichkeit einer mündlichen Überlieferung spricht zuallererst einmal die Beobachtung, dass der Orientale in aller Regel ein ausgezeichnetes Gedächtnis hat. Er kann sogar umfangreiche Stücke im Kopf behalten und noch nach Jahren recht exakt wiedergeben. ⋅5⋅
  • Auch wurden im Alten Orient, genauso wie in Israel, Überlieferungen durch Erzähler und Sänger verbreitet.
    Es gab zum Beispiel Sänger von Spottliedern (Num 21,27) und die Frauen und Männer, die Klage und Leichenlieder vortrugen. Sie gaben ihr Können und ihre Lieder selbstverständlich an andere weiter (Jer 9,16; Am 5,16).
  • Die zahlreichen Geschichten des Pentateuchs zeugen von einer langen Übung des Erzählens. ⋅6⋅
  • Die Prophetensprüche waren auch überwiegend für die mündliche Verkündigung bestimmt. Sie wurden wohl meist erst später schriftlich festgehalten.
  • Ähnliches gilt auch für Sentenzen der Weisheitslehrer und für die in Reihen zusammengestellten Lebens- und Rechtssprüche.

Wir haben es also mit Sicherheit mit einer breiten mündlichen Tradition in Palästina zu tun und müssen dementsprechend auch im Blick auf die biblischen Schriften damit rechnen.

2. Die schriftliche Überlieferung

Die Zeitdauer und die Bedeutung dieser mündlichen Tradition dürfte jedoch begrenzt gewesen sein. Auffallend schließlich ist, dass es sowohl im alten Orient wie auch in Israel sehr früh schriftliche Überlieferungen gegeben hat.

In Mesopotamien und Ägypten reichen die literarischen Traditionen in sehr alte Zeit zurück. Die archäologischen Belege dafür sind eindeutig.

Wir müssen also mit Sicherheit neben der mündlichen Tradition auch eine schriftliche annehmen.

Dies widerspricht sich nicht. Auch heute wird schließlich noch auswendig gelernt, obschon wir natürlich die Texte schriftlich fixiert haben. Das Gelernte bezieht sich also auf das Einprägen von Texten, die durchaus schriftlich vorliegen. Man lernt sie für den normalen Gebrauch, für den Notfall oder aber ganz einfach um über die Inhalte schnell verfügen zu können.

Das wird im Altertum nicht anders gewesen sein.

Natürlich hat die mündliche Weitergabe eines bereits schriftlich fixierten Textes eine andere Qualität als die einfache mündliche Tradition einer noch nicht verschrifteten Erzählung. Der einmal schriftliche fixierte Text ist weit mehr von Änderungen und Bearbeitung geschützt als der nur mündlich tradierte. Genau zu diesem Zweck ist er ja aufgeschrieben worden.

Man muss also zwischen der mündlichen Überlieferung von schriftlich noch nicht niedergelegten Stücken und der zum mündlichen Aufsagen erfolgenden Aneignung von schriftlich vorliegenden Texten unterscheiden.

Auf frühe schriftliche Überlieferung weisen auch die alten Archive und Bibliotheken hin.

  • In zahlreichen Palästen, Privathäusern und Tempeln in Mesopotamien und Kleinasien konnte man Archive ausfindig machen, in denen die Texttafeln nach Abteilungen und Serien geordnet in Holzregalen lagen oder in Krügen und anderen Behältern verwahrt wurden.
  • Darüber hinaus hat es schon in sehr alter Zeit Bibliotheken gegeben. Ihre Texttafeln waren dauerhaft gemacht worden und nach bestimmten Grundsätzen geordnet. In Katalogen waren diese Tafeln für den leichteren Gebrauch aufgezählt waren.
    Mehrere solcher Kataloge stammen bereits aus dem 2. Jahrtausend vor Christus. ⋅7⋅
Kalksteinfragment

Eingeritzte Hausaufgabe eines "Schuljungen"
in frühem Hebräisch - Kalksteinfragment. -
Geser Kalender, spätes 10. Jh. v. Chr.,
Archäologisches Museum, Istanbul.

Lizenz: Foto-ButtonOsama Shukir Muhammed Amin FRCP(Glasg),
The Gezer Calendar tablet, early iron age,
10th century BCE, Museum of Archaeology, Istanbul, Turkey
,
CC BY-SA 4.0

In der Periode der späten israelitischen Königszeit kann man den Alten Orient sogar geradezu als ein schreibseliges Zeitalter bezeichnen.

Dieser Sachlage entspricht, dass im AT häufig von Schreiben, Schriftrollen und Vorlesen die Rede ist.

  • Es ist geradezu wie wenn man sich nicht anders vorstellen könnte, als dass Mose den Dekalog von Jahwe in schriftlicher Form erhalten hat.
  • In Ri 8,14 heißt es:
    "Da griff er sich einen jungen Mann von den Leuten von Sukkot, fragte ihn aus, und der gab ihm schriftlich die Namen der Ältesten, siebendundsiebzig Mann."
    und junge Männer in Israel sind tatsächlich auch "junge" Männer. Das heißt, dass ein Unterricht von Kindern im Lesen und Schreiben hier bereits vorausgesetzt ist. Sonst könnte ein junger Mann dessen kaum kundig sein.
  • Es sind für die Vorexilische Zeit auch Literaturwerke bezeugt, die später verloren gegangen sind. So wird in den Königsbüchern beispielsweise beständig auf schriftliche Quellen, etwa die "Chronik der Könige von Israel" verwiesen.
  • Nicht zuletzt ist der Berufsstand der Schreiber zu nennen. Dieser Berufsstand war an der schriftlichen Fixierung und der Erhaltung der Überlieferungen sicher in besonderem Maße beteiligt.

3. Das Verhältnis von schriftlicher und mündlicher Überlieferung

a. Schwergewicht auf mündlicher Tradition in vor- bzw. frühpalästinischer Zeit

Obschon wir also schon in sehr früher Zeit mit verschrifteten Texten, ja sogar bereits mit Literatur zu rechnen haben, kann man dennoch nicht sagen, dass gleich alles aufgeschrieben worden sei. ⋅8⋅ Wir müssen vielmehr festhalten, dass es von der Erfindung der Schrift an stets beides gegeben hat:

  • einerseits - in bestimmten Fällen - mündliche Überlieferung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in eine schriftliche Niederlegung hineinmündete,
  • andererseits schon in sehr früher Zeit eine schriftliche Überlieferung, deren Erzeugnisse freilich Änderungen ausgesetzt waren.

Wie muss man sich nun aber das Verhältnis zwischen mündlicher Überlieferung und Entstehen der Literatur in Israel vorstellen?

In vielen Fällen hat vor der Niederschrift sicherlich ein längeres Stadium mündlicher Überlieferung bestanden. ⋅9⋅

  • Dies gilt für einen großen Teil der Geschichten in den älteren Erzählungsbüchern, also Genesis bis Richter.
  • Dies gilt sicher auch für alte Lieder und Sprüche. Sie sind zunächst mündlich von Ort zu Ort, von Stamm zu Stamm und von Generation zu Generation weitergegeben worden.

Dieses Schwergewicht auf der mündlichen Tradition muss man zunächst sicher in erster Linie in der vor- und frühpalästinischen Zeit Israels ansetzen, also etwa bis zur Zeit König Davids.

Das heißt allerdings nicht, dass es solche mündliche Tradition später nicht mehr gab. Sie begegnet hier gelegentlich immer noch, wie etwa in den zunächst sicher mündlich weitergegebenen Legenden um Elia und Elischa.

Von der salomonischen Zeit an tritt sie allerdings sicher - analog dem kulturellen Aufschwung - immer mehr zurück.

Die Thronfolgegeschichte Davids etwa müssen wir dementsprechend mit großer Wahrscheinlichkeit bereits von Anfang an als ein literarisches Werk bezeichnen.

b. Schriftliche Texte seit ältester Zeit

Doch schon in ältester Zeit hat es außer der mündlichen zugleich eine schriftliche Überlieferung gegeben. Sie war die übliche Überlieferungsart vor allem für:

  • Rechtstexte
  • Listen ⋅10⋅
  • und Urkunden.

Außerdem ist es nicht ausgeschlossen, dass größere Erzählungskomplexe oder Sagenkränze jeweils für sich schriftlich festgehalten worden sind. Wir müssen sogar davon ausgehen, dass die einzelnen Erzählstränge als größere oder kleinere Komplexe schriftlich niedergelegt waren, noch bevor sie in den heutigen Textzusammenhang hineingestellt wurden. ⋅11⋅

Aus jüngerer Zeit muss auf die überlieferten Prophetensprüche verwiesen werden. Vieles spricht dafür, dass sie nicht lange nach ihrer mündlichen Verkündigung schriftlich niedergelegt worden sind.

Wo dies nicht geschehen ist, ist die Überlieferung bald abgebrochen. Von den Vielen, die als Propheten gewirkt haben, kennen wir nicht einmal die Namen, geschweige denn den Inhalt ihrer Botschaft. ⋅12⋅

  • Bei Ezechiel wird deutlich, dass er seine Worte schriftlich vor sich gehabt hat. Nur so kann man sich erklären, dass er am Schluss einiger seiner Worte Zusätze anfügen konnte.
  • Jeremia wenigstens hat einen Teil seiner Worte dem Baruch diktiert.

Gerade aus der Handlungsweise Jeremias wird deutlich, was der Sinn dieser schriftlichen Fixierung war. Die Wirkungskraft des gesprochenen Wortes sollte erhalten bleiben oder gar noch gesteigert werden. ⋅13⋅

c. Fazit

Aus alldem folgt, dass weder mit einer langen allein mündlichen noch ausschließlich schriftlichen Überlieferung zu rechnen ist. ⋅14⋅

Die Lage ist je nach der Art der Redeformen und Gattungen verschieden.

Einige von ihnen blühen und gedeihen besonders gut bei mündlicher Überlieferung. Sie sind deshalb geradezu wie bestimmt für die mündliche Weitergabe.

Andere sind von einer Art, die zur schriftlichen Fixierung drängt.

Dazu treten bei umfangreichen und kunstvollen Werken und bei den Prophetensprüchen weitere Anlässe und Verhältnisse, die eine schriftliche Überlieferung begünstigen und fördern. Diese überwiegt dementsprechend folgerichtig, je weiter wir in der Geschichte voranrücken.

Weiter-ButtonZurück-Button Anmerkungen

1 Vgl. zu diesem Abschnitt: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 36-41. Zur Anmerkung Button

2 Hauptvertreter dieser Gruppe ist Nyberg. Er vertrat die Auffassung, dass sich die Überlieferung im Orient überwiegend auf mündlichem und nur ganz selten auf schriftlichem Weg vollzog. Der Niederschrift eines Literaturwerkes sei grundsätzlich eine Zeit mündlicher Überlieferung vorausgegangen, wobei zunächst einmal offengelassen wird, ob es sich dabei um eine kürzere oder längere Zeit solcher mündlicher Überlieferung handelt.
Anhänger seiner These sind im übrigen der Meinung, dass auch nach der Niederschrift eines Textes die mündliche Weitergabe die normale Form für die Benutzung und die Fortdauer des Werkes gewesen sei. Der schriftliche Text sei demnach nur Vorlage und Erinnerungshilfe für die eigentliche Form der Weitergabe, nämlich die Form der mündlichen Tradition.
Dies gelte nun ganz allgemein für den Orient und dementsprechend natürlich auch für das Alte Testament. Bis zum Exil im 6. Jahrhundert vor Christus dauerte - nach Ansicht dieser Exegeten - die im wesentlichen mündliche Vorgeschichte des Alten Testamentes.
Traditionskreise oder Traditionszentren hätten den Stoff bewahrt und weitergegeben. In seiner schriftlichen Form sei das Alte Testament demnach erst eine Schöpfung der nachexilischen Gemeinde, also ein Werk das ab dem ausgehenden 6. vorchristlichen Jahrhundert verschriftet worden sei.
Die hohe Bewertung der mündlichen Überlieferung haben Engnell und Birkeland dann vor allem auf die Prophetenbücher angewendet, wobei Engnell einen Liturgie-Typ (von Anfang an zur Niederschrift bestimmt) und einen Diwan-Typ (Sammlungen von Worten und Berichten mit vorwiegend mündlicher Überlieferung) unterscheidet. Nielsen hat die Thesen Nybergs nochmals aufgegriffen und in seiner Art dargelegt.
(Vgl. Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 37.) Zur Anmerkung Button

3 Hauptvertreter dieser Gruppe ist Widengrens.
Bei beiden Ansichten wird die literarische Untersuchung hinfällig. Nach der einen Ansicht ist sie nicht mehr möglich, weil die Forschung hinter die Überlieferung der nachexilischen Gemeinde nicht zurückgehen kann, nach der anderen ist sie nicht nötig, weil alles von Anfang an so niedergelegt und schriftlich überliefert worden ist, wie es uns vorliegt. Beide Ansichten erscheinen Georg Fohrer dementsprechend einseitig.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 37.) Zur Anmerkung Button

4 Schon bald hat etwa Sigmund Mowinckel solch einen Mittelweg einzuschlagen versucht. Er versucht sowohl die mündliche Überlieferung einer Texteinheit, als auch die schriftliche Fixierung zu ihrem Recht kommen zu lassen.
Er sucht dabei zwischen früheren und späteren Überlieferungsschichten zu unterscheiden. Für ihn ist etwa der Weg von der einzelnen Einheit zur Sammlung mehrere Einheiten auf dem Hintergrund mündlicher Überlieferung zu denken. Eine spätere feste mündliche Tradition, die dann einen Text überliefert, der sich beinahe nicht mehr verändert, die sei jedoch nur vorstellbar wenn man davon ausgeht, dass dann bereits ein schriftlicher Text mit kanonischer Autorität vorgelegen hat.
Seither ist häufig das Nebeneinander beider Überlieferungsarten angenommen worden und zwar in recht unterschiedlicher Weise. So von Antonius H. J. Gunneweg, Hempel und Stuhlmueller.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 38.) Zur Anmerkung Button

5 Dies weist allerdings auch auf die Genauigkeit solcher Überlieferungen hin. Sie waren demnach nicht ständiger Bearbeitung und Änderung unterworfen, wie Nyberg und andere behaupten. Zwischen einer mündlich weitergegebenen Erzählung und ihrer späteren Niederschrift dürfte es kaum wesentliche Unterschiede gegeben haben, es sei den, dass ein Schriftsteller sie seinen Absichten zuliebe abgewandelt hat.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 38.) Zur Anmerkung Button

6 Darauf hat schon Hermann Gunkel für die Genesis hingewiesen.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 38.) Zur Anmerkung Button

7 Vor allem kann man nicht davon ausgehen, wie etwa Widengren es getan hat - dass der Text von vorneherein unbeschädigt weitergegeben worden ist. Es ist nicht zu übersehen, dass die Texte allerlei Eingriffe und Änderungen erlitten haben. Für das AT zeigt ein Vergleich von Masoretentext und Septuaginta, dass derartige Textentstellungen wenigstens bis zum 3. Jahrhundert vorgekommen sind.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 39-40.) Zur Anmerkung Button

8 Entsprechend den von Israel vorgefundenen literarischen Voraussetzungen hat es sich in der mündlichen Überlieferung überwiegend um Einzelstücke gehandelt, während die Quellenschichten des Pentateuchs zweifellos schriftlich festgehalten waren.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 40.) Zur Anmerkung Button

9 Entsprechend den von Israel vorgefundenen literarischen Voraussetzungen hat es sich in der mündlichen Überlieferung überwiegend um Einzelstücke gehandelt, während die Quellenschichten des Pentateuchs zweifellos schriftlich festgehalten waren.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 40.) Zur Anmerkung Button

10 Es gab im alten Orient eine regelrechte Listenwissenschaft. Sie wurde von den gleichen Kreisen von Sammlern geschaffen, denen wir auch die Sprichwortsammlungen verdanken. Mit diesen Listen sollte eine systematische Ordnung der gesamten Gegenstands- und Erfahrungswelt erreicht werden. In Weiterbildung der Listen haben die Babylonier und Assyrer einen ganzen Zweig der Weisheitslehre, die Bildungsweisheit, ins Leben gerufen, der seine endgültige Gestalt besonders in der Serie HAR-ra (hisbullu) mit 24 Tafeln und Tausenden von Eintragungen hat.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 333.) Zur Anmerkung Button

11 Manche poetischen Wendungen lassen es nicht als unmöglich erscheinen, dass es einmal israelitische Epen gegeben hat. Dieselben könnte man sich den ugaritischen denken. Sie hätten sich dann mit den Gestalten der Frühzeit befasst und wären sicherlich wie die in Ugarit aufgezeichnet worden.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 40.) Zur Anmerkung Button

12 Nach Georg Fohrer scheidet deshalb eine längere mündliche Überlieferung der Prophetensprüche aus. Die prophetischen Jüngerkreise, die für dieselbe namhaft gemacht werden, habe nach ihm nicht bestanden. Sie seien lediglich auf Grund einer verderbten Glosse in Jes 8,16 postuliert worden. Die Prophetensprüche gehören nach ihm zu den poetisch geformten Worten, die nach Ansicht der Vertreter der Annahme einer mündlichen Überlieferung am ehesten schriftlich festgehalten worden sind. Sie weisen ferner die persönliche Eigenart ihrer Urheber auf, was gegen einen längeren Überlieferungsvorgang sprechen würde, in dem sie abgeschliffen und nivelliert worden wären.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 41.) Zur Anmerkung Button

13 Das wiederum nötigt nach Georg Fohrer zu einer baldigen Niederschrift.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 41.) Zur Anmerkung Button

14 Genauso wenig kann nach Fohrer allerdings auch von einer parallelen und gleichzeitigen mündlichen und schriftlichen Überlieferung der selben Texte gesprochen werden.
(Vgl.: Georg Fohrer, Einleitung in das Alte Testament (Heidelberg 12. Auflage 1979) 41.) Zur Anmerkung Button