Weckruf - Wegruf

Mit dem Propheten Amos auf dem Weg


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Weiter-Button Zurück-Button Dienstag, 30. Juni (Amos 5,18-20)

Finsternis ist der Tag des Herrn

Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 18 Weh denen, die den Tag des Herrn herbeisehnen. / Was nützt euch denn der Tag des Herrn? / Finsternis ist er, nicht Licht. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 19 Es ist, wie wenn jemand einem Löwen entflieht / und ihn dann ein Bär überfällt; kommt er nach Hause / und stützt sich mit der Hand auf die Mauer, / dann beißt ihn eine Schlange. Masoretentext-Icon Septuaginta-Icon 20 Ja, Finsternis ist der Tag des Herrn, nicht Licht, / ohne Helligkeit ist er und dunkel.

Wieso? Weshalb? Warum? ...

Der "Tag Jahwes" bedeutete in Israel ursprünglich, dass man erleben durfte: "Jahwe kämpft an unserer Seite". Solch einen Tag wünschte man sich selbstverständlich sehnlichst herbei. Die Urerfahrung dieses Eingreifens Jahwes war die Errettung am Schilfmeer. Auch später erlebte das Volk, dass Jahwe den Menschen an entscheidenden Punkten immer wieder geholfen hat. Auch die Ausdehnung des Nordreichs unter König Jerobeam in der Gegenwart führte man auf Jahwe zurück. Die Menschen fühlten sich erwählt und rechneten mit Jahwes Schutz auch in künftiger Not, man war sich des Heils sicher. Solch einer Erwartung eines heilvollen "Tages Jahwes" setzt Amos sein "Wehe" entgegen. Der kommende Tag Jahwes wird nicht Glück und Sieg sein, sondern Unglück und Unheil. Amos zerschlägt die Heilsgewissheit der Menschen und kündigt einen radikalen Gerichtstag an: Jahwe ist erstmals zum Krieg gegen sein eigenes Volk entschlossen.

Das Gleichnis vom Mann, der den Bären und Löwen entkommt und als er sich in Sicherheit fühlt, tödlich von der Schlange gebissen wird, hat folgende Bedeutung: Das Jahwevolk, das sich in Sicherheit wiegt, wird auf einen Tag voller tödlicher Düsternis treffen. Amos meint damit wohl - ohne Assur wirklich zu erwähnen - die kommende Gerichtskatastrophe, also den Untergang des Nordreichs durch Assur im Jahre 722 v. Chr. Später wurden seine Worte weiter interpretiert. Sie wurden verstanden als Ankündigung eines Endgerichtes, eines "Letzten Tages" bzw. "Jüngsten Tages". Nachdem das Volk aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt war, und ganz besonders dann in neutestamentlicher Zeit, tritt neben die finstere Aussicht auf den jüngsten Tag wieder die Verheißung einer endgültigen Heilszeit.

Vor- und nachgedacht...

Bär im Zoo

Foto: Roland Sand

Neiddebatte

"Es hat keinen Sinn, Gott zu dienen. Was haben wir davon, wenn wir auf seine Anordnungen achten? Denn die Frevler haben Erfolg; sie stellen Gott auf die Probe und kommen doch straflos davon." (Maleachi 3)

Das war die Erfahrung der Menschen, die das Leben in Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen angingen und erleben mussten, dass all die anderen obenauf waren - zu Zeiten eines Propheten Maleachi genauso wie heute. Auch bei uns klafft die Schere zwischen denen, die haben und denen, die nicht haben, immer weiter auseinander.

Die Diskussion, die man um soziale Ungerechtigkeit bei uns führt, wird da und dort als Neiddebatte diffamiert. Der Prophet Maleachi macht deutlich, dass es vor Gott um anderes geht.

Keinen Klagelaut überhört, kein Unrecht vergisst er und keine gute Tat verpufft. Gott steht auf der Seite derer, die sich treu an ihn halten. Und er steht zu denen, die hier unter die Räder kommen.

Es geht nicht um Neid, es geht um Gerechtigkeit! Der Herr horcht auf und er hört hin und die Sonne der Gerechtigkeit geht auf.

Jörg Sieger, aus: Lichtblick im Alltag

Lust auf mehr?

Sag nicht: Ich habe gesündigt, doch was ist mir geschehen? Denn der Herr hat viel Geduld. Verlass dich nicht auf die Vergebung, füge nicht Sünde an Sünde, indem du sagst: Seine Barmherzigkeit ist groß, er wird mir viele Sünden verzeihen. Denn Erbarmen ist bei ihm, aber auch Zorn, auf den Frevlern ruht sein Grimm. (Sirach 5, 4-6)

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